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Architektinnen erobern Männerdomäne

Der Beruf des Architekten war noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine reine Männerdomäne. Das hat sich glücklicherweise geändert. Doch das Verhältnis der tatsächlich im Berufsleben stehenden Architektinnen hinsichtlich der männlichen Konkurrenz ist noch immer deutlich verbesserungswürdig!

Die Architektin

Noch immer gibt es zu wenige Architektinnen. (Foto: Stephanie Hofschlaeger / Pixelio.de)

Architektur war noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eine reine Männerdomäne. In Deutschland durften Frauen bis dahin nicht einmal studieren. Berühmte Pionierinnen, wie beispielsweise Emilie Winkelmann, Lina Bo Bardi, Lucy Hilebrand, oder Margarete Schütte-Lihotzky blieben auch danach die absolute Ausnahme in den Berufsfeldern Architektur und Bauwesen.

Auch in späteren Zeiten blieb dieser Berufszweig dominant von Männern besetzt. Nur dort, wo der Wind des Sozialismus kräftig wehte, waren Frauen in männerspezifischen Branchen und insbesondere in der Baubranche bereits selbstverständlich und an der Tagesordnung: In der ehemaligen DDR waren Ingenieurinnen, Bauplanerinnen, Kranführerrinnen und Architektinnen politisch gewollt und erwünscht.

Vereinbarung von Familie und Beruf

Heute muss niemand mehr einen sozialistischen Staat kreieren, damit Frauen auch den Beruf der Architektin erfolgreich ausführen können. Sie machen ihren Job praktisch überall auf der Welt und stehen den männlichen Kollegen in nichts nach. Allerdings ist das Verhältnis der tatsächlich im Berufsleben stehenden Architektinnen hinsichtlich der männlichen Konkurrenz noch deutlich verbesserungswürdig. Während auf den Hochschulen in den entsprechenden Studiengängen in Deutschland noch das beachtliche Verhältnis von 1:1 zu verzeichnen ist, verliert sich die Eroberung dieser einstigen Männerdomäne im praktischen Alltag schnell. Die Gründe hierfür liegen möglicherweise aber nicht im beruflichen Umfeld sondern eher in der noch immer schwer zu bewältigenden Doppelaufgabe von Familie und Beruf.

Spannendes Arbeitsfeld mit viel Verantwortung

Jene weiblichen Wesen, denen es dennoch gelingt, diese Herausforderung anzunehmen, erwartet ein höchst spannendes Arbeitsfeld. Als „Sachwalter“ der Bauherren und natürlich auch Bauherrinnen, deren Zahl ebenfalls ansteigt, sind sie zunächst einmal zuständig für die den Bau betreffende Planungen. Vom Entwurf bis zur Detailplanung liegt alles in ihren professionellen Händen, einschließlich der anfallenden Fachplanungen. Zusätzlich hält die Architektin den Kontakt zu den ausführenden Handwerkern, übernimmt die Bauüberwachung und kümmert sich um die Kosten- und Qualitätskontrolle.

Karrierechancen: Harte Arbeit für den Aufstieg

Erfolg fliegt niemandem zu, er muss im Gegenteil immer hart erarbeitet werden. Ganz besonders trifft dies auch für den Beruf des Architekten zu. Entsprechend anstrengend wird es für Architektinnen, die gleich an zwei Fronten kämpfen: Zum einen müssen sie den beschwerlichen Weg des langwierigen Studiums meistern. Zum anderen gilt es dann, sich gegen eine Vielzahl an männlichen Konkurrenten durchzusetzen, um am Ende den Zuschlag für einen lukrativen Bauauftrag zu erhalten. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte die Fakten nüchtern betrachten. Denn künftig wird es zunehmend nicht mehr der Architekt allein sein, der das Projekt steuert und maßgeblich allein in den Händen hält. Vielmehr wird es ganze Teams an Fachingenieuren und Planern geben, die sich an einem Bau beteiligen. Dies erschließt sich schon aus der Komplexität, mit der Bauten auch sichtlich der energetischen Herausforderungen konzipiert werden. Entsprechend wird dann nicht nur die Arbeit aufgeteilt, sondern auch das für den Bau zur Verfügung stehende Budget.

Herausragendes Können, Kunst und Kreativität

In Deutschland darf sich die Architektenbranche zwar noch auf das sogenannte „Architektenprivileg“ stützen. Demnach wird für Bauvorhaben ab einer bestimmten Größe ein Architekt als Planer zwingend vorgeschrieben. Doch auch dies scheint ein Auslaufmodell zu sein, denn andere EU-Länder haben solche Bevorzugungen nicht. Was bleibt, ist der Nachweis herausragenden Könnens und die Liebe zur Kunst und kreativen Gestaltung. Kombiniert mit der Fähigkeit, innovative Bau-Trends schnell aufzunehmen und eine zukunftsgewandte Architektur in schönem Gewande auch noch bezahlbar zu gestalten. Wenn eine Architektin in der Lage ist, sich solchen Herausforderungen zu stellen, dann steht einer herausragenden Karriere und einem beachtlichen Aufstieg nicht mehr allzu viel im Wege.

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Autor: Ursula Pidun
Veröffentlicht in: Architektur
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