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Die Kunst ein Energiesparhaus zu bauen

Am Markt gibt es viele energiesparende Hausbaukonzepte. Ob Passivhaus, Niedrigenergie-, Nullenergie- oder auch Sonnenhaus. Diese Begriffe sind grundsätzlich mit technischen und baulichen Dogmen verbunden. Wer in Erwägung zieht eines dieser energiesparenden Konzepte beim Bau seines Eigenheims umzusetzen, sollte sich jedoch weniger von Dogmen als vielmehr von Pragmatismus leiten lassen.

Welches Konzept ist das Richtige für Ihr Haus?

Welches Konzept ist das Richtige für Ihr Haus? (Foto: iznogood/clipdealer.de)

Senkung des Heizwärmebedarfes im Neubau

Ein niedriger Heizwärmebedarf wird durch luftdichte Bauweisen, Haustechnik mit Wärmerückgewinnung, Bauhüllen mit hohen Dämmwerten, idealen Kubaturen und Ausrichtungen erreicht. Nun gibt es Baugebiete mit Gestaltungssatzungen und individuelle Wünsche der Bauherren. Es kann sein, dass Abweichungen vom Idealkonzept nicht vermeidbar sind und dann werden oftmals Grenzwerte überschritten. Um die Grenzwerte einzuhalten wäre ein erheblicher finanzieller Aufwand zu treiben, doch ich halte dies für unnötig. Es scheint mir unwichtig, ob ein Neubau einen Heizwärmebedarf von 15 kWh/m² Wohnfl. /Jahr (Passivhaus) oder 17 kWh/m² Wohnfl. /Jahr hat.

Massiv oder Holzständerbauweise

Vorurteile halten sich lange. Eines davon ist: Massive Gebäude sind wertvoller und wertbeständiger. Dies mag irgendwann mal richtig gewesen sein, doch in Zeiten steigender Energiekosten und schneller Wohnmoden ist ein Gebäude wertvoll, das wenig Energie verbraucht und wenig kostet. Viele Bauherren ignorieren, dass der Wert einer Immobilie immer noch von der Lage und nicht von der Bausubstanz abhängig ist. Dies wird offensichtlich, wenn man die astronomischen Summen für unterdurchschnittliche Substanz mit hohen Nebenkosten betrachtet, die geboten und bezahlt werden weil das Haus zufällig in unmittelbarer Nähe einer bekannten Einkaufsstraße in Düsseldorf oder München liegt. Wer in einer nicht so begehrten Lage baut, sollte sich mit der Optimierung der Bau- und Verbrauchskosten beschäftigen. Derzeit gilt: Die Holzständerbauweise ist im Vergleich zur Massivbauweise bei identischen Kennzahlen billiger und schneller.

Zeit sparen mit industrieller Fertigung

Preisbewusste Bauherren bestellen ihren Rohbau bei der Industrie, lassen die Elemente auf mehrere Tieflader verladen und montieren mit einem firmeneigenen Montagetrupp des Herstellers das Haus auf eine bereits vorhandene Bodenplatte oder Kellerdecke. Innerhalb weniger Tage ist der geschlossene Rohbau fertig. Bei dieser Bauweise werden typische Baufehler, wie nicht fachgerecht montierte Fenster und Türen, ungeeignete Wandaufbauten, Wärmebrücken oder auch teure Wandaufbauten weitestgehend vermieden. Nach der Montage kann der Blower Door Test die bestellte Qualität beweisen.

Geld sparen mit Einzelvergaben

Die beste Eigenleistung von Bauherren ist die Vergabe von Bauleistungen an regionale Unternehmer. Ein Generalunternehmer verlangt für seine Schreibtischarbeit oftmals bis zu 20 % der Angebotssumme als Regiekosten. Die Ausbaugewerke, wie Heizung, Sanitär, Lüftung, Trockenbau, Wand- und Deckenbekleidungen erfordern umfangreiche Bemusterungen und kurze Wege zum Unternehmer. Sind die Bauherren unsicher, kann ein Bauherrenbegleiter die fachliche und unabhängige Beratung übernehmen. Einfach mehrere Angebote einholen, vergleichen, verhandeln und dann einen Unternehmer aus der Region mit passendem Verhältnis von Preis und Leistung beauftragen. In transparenten Märkten kann eine Auswahl durch den Vergleich von harten Fakten erfolgen. Die Selbstdarstellung und Werbung der Unternehmer einfach ignorieren, denn am Ende zählt die Qualität der Leistung und der Preis. Es kann nur Unwissenheit sein, dass Kunden bei Handwerkern kaufen, die hohe Preise bieten, aufdringlich werben, in ihrer Arbeitszeit Vorträge halten und in sozialen Netzwerken Selbstdarstellung betreiben, anstatt ein Unternehmen zu leiten und Innovationen umzusetzen. Werbung und die Arbeitszeit vom Chef wird vom Kunden bezahlt, von wem sonst?

Das Primärenergiekonzept verstehen

Berechnungen nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) sind nur dann aussagekräftig, wenn der absolute Energiebedarf verglichen wird. Der Gesetzgeber möchte nicht nur Immobilien, die wenig verbrauchen, sondern auch Immobilien die fossile Ressourcen schonen. Ein identisches Haus mit einer Elektrospeicherheizung ist nach Energieeinsparverordnung ineffizient, obwohl keine einzige KWh Energie mehr verbraucht wird, als bei einer Solarheizung. Der einzige Unterschied ist, dass die Solarheizung in der Anschaffung bestimmt dreifach so teuer ist. Elektrische Energie wird oftmals noch durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe erzeugt. Dieser Prozess ist ineffizient und erfordert einen hohen Einsatz fossiler Rohstoffe. Die Umwandlung fossiler Rohstoffe in andere Energieformen wird in der Kennzahl Primärenergie bilanziert. Je mehr Primärenergie benötigt wird, umso schlechter ist die energetische Bewertung. Solar und Biomasse (Sonne, Pellet, Holz) haben einen geringen Primärenergiefaktor und werden somit besser bewertet als Elektrospeicher- oder Gasheizungen.

Ein preiswertes Anlagenkonzept für Energiesparhäuser

In einem Energiesparhaus mit geringen Lüftungsverlusten ist die zentrale Lüftungsanlage mit Heizregister und Wärmerückgewinnung eine preiswerte Notwendigkeit. Für eine eventuell notwendige Wohlfühltemperatur in besonderen Bereichen kann die elektrische Strahlungsheizung (Wand, Decke, Boden) oder ein Kaminofen eingesetzt werden. Der Kaminofen kann wassergeführt sein und einen Speicher für die Warmwasserbereitung aufladen. Im Sommer ist die Solaranlage und im Notfall ein elektrischer Durchlauferhitzer für das Warmwasser zuständig. Diese Haustechnik kostet wenig, ist wartungsarm und Standardtechnologie. Auf Öl und Gas kann vollständig verzichtet werden. Wird ein Teil der benötigten elektrischen Energie über eine Fotovoltaikanlage erzeugt, dann wird auch die EnEV Bilanz ein Stück positiver. Eine Fotovoltaikanlage ist bei einem selbst genutzten Haus auch mit Finanzierungskosten wirtschaftlich.

Energieberater sind vielfach Idealisten und selten Kostenpragmatiker

Die Kosten von Energie- und Hausbaukonzepten sind den Erfindern und auch Energieberatern oftmals egal, denn es geht um Kennwerte, Förderungen und auch um die Durchsetzung einer, oftmals auch dogmatischen, Ideologie. Ein unabhängiger und ideologiefreier Berater wird zuerst an die Werte, Interessen, Bedürfnisse und das Budget seiner Auftraggeber denken und anhand dieser Vorgaben eine passende und preiswerte Lösung zur Zielerreichung, unter Abwägung aller Einflussvariablen, vorschlagen. Zum Beispiel bekommt man für 10.000 € Baukosteneinsparung derzeit bei einem Gaspreis von 6 Cent/kWh ca. 167.000 kWh Gas. Mit 167.000 kWh Gas kann man einen Standardneubau mit 100 m² Wohnfläche für ca. 16 Jahre heizen. Jeder Energieberater sollte für seinen Kunden eine nachvollziehbare Kosten- und Nutzenrechnung anstellen und nach der Bauausführung die berechneten Werte kontrollieren. Nur durch die praktische Überprüfung theoretischer Annahmen und Berechnungen ergibt sich eine Lernkurve bei Beratern und Bauherren, die dem Klima und den Bauherren nutzt.

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Autor: Roger Kanzenbach
Veröffentlicht in: Passivhaus, Hausbau
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