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Heizkörper – Interview mit Rüdiger Mattis (VPB)

Wann haben alte Heizkörper ausgedient und welche modernen Heizkörper sind für den Neu- oder Umbau die richtige Wahl? Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit dem Bausachverständigen Rüdiger Mattis vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Leipzig.

Der Bausachverständige Rüdiger Mattis aus Leipzig

Der Experte Rüdiger Mattis ist Bausachverständiger und Vorstandsmitglied beim VPB (Foto: VPB Leipzig)

Bei Sanierungen älterer Häuser stellt sich schnell die Frage, ob die alten Heizkörper noch zeitgemäß sind oder durch neue, moderne Geräte ersetzt werden müssen. Auch beim Neubau zählt die Wahl der geeigneten Heizkörper zu den besonders wichtigen Entscheidungen. Sind Strahlungsheizungen die richtige Wahl oder sollen es Wand- oder Konvektionsheizungen sein? Wir haben nachgefragt.

Im Gespräch mit Rüdiger Mattis. Der Experte ist Bausachverständiger und Vorstandsmitglied des Verbands Privater Bauherren (VPB) in Leipzig.

Rüdiger Mattis, die Frage, ob normale Heizkörper noch zeitgemäß sind, stellen sich viele Bauherren. Haben sie ausgedient und gibt es inzwischen Alternativen, an denen Bauherren nicht mehr vorbeikommen?

Zeitgemäß sind sie nicht mehr, haben aber noch nicht ausgedient. Alternativen sind reine Strahlungsheizungen sowie Fußbodenheizungen.

Woran könnten Bauherren überhaupt erkennen, dass Heizkörper dringend erneuert werden müssen?

Das können mechanische Schäden sein wie z. B. Roststellen an Schweißnähten, die dann zu Leckagen führen können. Öfters werden Heizkörper nicht mehr richtig warm. Dann sollte aber zuerst das Reglungsventil (Thermostatventil) auf Durchlässigkeit überprüft werden.

Zu welchen Heizkörpern ist in diesen Zeiten anzuraten? Energetische Aspekte spielen ja inzwischen eine erhebliche Rolle.

Für Neubauten sollten vorwiegend Strahlungsheizungen zum Einsatz kommen. Diese sind nicht nur energetisch günstiger als Konvektionsheizungen, sondern auch für die Gesundheit des Menschen besser. Doch das entscheiden letztlich die Bauherren, da die Kosten für den Einsatz der Heizmaterialien und damit auch entscheidend für das Heizungssystem (mit oder ohne Solar- oder Photovoltaikunterstützung) eine wesentliche Rolle spielen.

Was hat es mit den sogenannten Konvektionsheizungen auf sich und wie funktioniert diese Heiz-Technologie?

Die Konvektionsheizung besitzt eine Wärmequelle, welche Wärme über ein Transportmedium zu Heizkörpern liefert (mittels Vor- und Rücklauf). Die Heizkörper geben zum überwiegenden Teil die Wärme an ihre Umgebungsluft ab. Erwärmte Luft steigt auf und sorgt somit für eine Luftumwälzung im Raum. Die erwärmte Raumluft sollte für eine Wohnbehaglichkeit bei 20 … 24°C liegen.

Welche Vorteile weisen Konvektionsheizungen auf?

Die Heizkörper beanspruchen relativ wenig Platz; sie werden meist unter dem Fenster angeordnet und lassen sich gut regeln.

Gibt es hierbei auch Nachteile zu verzeichnen?

Die Konvektionsheizung benötigt relativ viel Energie zur Erwärmung der umzuwälzenden Luftmenge. Diese Luftumwälzung (Atemluft) erzeugt einen staubaufwirbelnden Kreislauf und kann die Gesundheit beeinträchtigen. Die Lufttemperatur im Raum ist demnach höher als die Wandtemperatur und kann dadurch zu Kondensaterscheinungen an Wänden führen (Schimmelbildung). Die Raumluft ist aus hygienischen Gründen im ausreichenden Maße auszutauschen bzw. zu erneuern, so dass hierbei Energie verschwendet wird oder zusätzliche Maßnahmen zum Erhalt der Energie erforderlich sind.

Welche Alternativen gibt es zu Konvektionsheizungen?

Alternativ wären die Strahlungsheizung allgemein sowie eine Fußbodenheizung.

Wie genau funktionieren Strahlungsheizungen und gibt es auch hier eventuell Nachteile?

Eine Strahlungsheizung besitzt eine Strahlungsquelle, welche Wärmestrahlen (Energieausgleich von unterschiedlichen Energieniveaus) aussendet. Dabei erwärmt sich nicht die Luft, sondern nur Materie. Die natürlichste Strahlungsheizung ist die Sonne. Nachteilig für die Intensität der Wärme ist die Abhängigkeit der Entfernung von der Strahlungsquelle.

Schließlich gibt es auch noch die sogenannten Wandheizungen. Wann würden Sie solche Heizkörper empfehlen?

Eine Wandheizung stellt eine Strahlungsheizung dar. Empfohlen für Bauherren, welche unter anderen Wert auf Gesundheit, Behaglichkeit und Energieeinsparung legen. Eine Schimmelbildung ist dadurch weitgehend ausgeschlossen. Die dazu erforderlichen Wandflächen der Außenwände dienen als Wärmestrahler und sollten nicht mit Möbeln verstellt werden.

Ließe sich so etwas wie etwa Rangliste der Heizkörper neuester Technologien aufstellen? Oder richtet sich die Wahl der Heizkörper für den Neu- oder Umbau nach den individuellen Bedürfnissen der Bewohner, auch hinsichtlich eines ganz speziellen Wärmeempfindens?

Die Wahl der Heizvariante richtet sich in erster Linie nach den Bedürfnissen, den fachlichen Kenntnisstand in Verbindung mit eigenen Erfahrungen, und über eventuell bereits praktiziertes Heizverhalten. Weiterhin sind örtliche Gegebenheiten (z.B. Holz als Heizmaterial) wichtig und die zur Verfügung stehenden Wohnnutzflächen in Abhängigkeit zum Kostenbudget.

Das Interview führte Ursula Pidun
 

 

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Autor: Ursula Pidun
Veröffentlicht in: Hausbau, Interview
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