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Ungeliebte Hausarbeit: So helfen Kinder freiwillig mit

Kinder sind wahre Meister im Finden von Ausreden, wenn Hausarbeit droht. Oder sie sind beleidigt, reden von „Kinderarbeit“ und versuchen, sich vor lästigen Pflichten zu drücken. Es geht aber auch anders.

Die Pflicht zur Hausarbeit bedeutet eine Erziehung zur Selbstständigkeit.

Die Pflicht zur Hausarbeit bedeutet eine Erziehung zur Selbstständigkeit.
(Bild: P-KDmitry / clipdealer.de)

Kinder und Hausarbeit: Von klein auf ein Helfer?

Es ist nicht so, dass Kinder generell nicht im Haushalt helfen wollen. Eher kann diese Aussage ab einem bestimmten Alter getroffen werden, denn kleine Kinder sind noch von jeder Tätigkeit im Haushalt begeistert und packen gern mit an. Vielmehr sind es die Eltern, die die jeweiligen Aufgaben lieber selbst übernehmen, „weil es schneller geht“ oder „weil die Kinder doch schon so viel für die Schule machen müssen“. Ein Fehler, wie Wissenschaftler finden, denn Kinder müssen lernen, dass sie als Teil eines Ganzen fungieren und als solcher auch zum Funktionieren des Ganzen beitragen müssen. Daher der wichtigste Tipp: Schon kleine Kinder sollten unbedingt helfen dürfen!

Motivation ist alles

Kleine Kinder probieren sich gern aus und lieben es, mit dem Staubwedel über alle möglichen Oberflächen zu fahren oder mit dem Lappen die Schränke zu reinigen. Inwieweit der Reinigungseffekt dabei tatsächlich gegeben ist, steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist aber, dass diese ersten Schritte ungemein wichtig sind, denn hier wird der Grundstein für spätere Pflichten gelegt. Wichtig ist daher, dass Eltern ihre kleinen Kinder dafür loben, mit angepackt zu haben. Alles ging so viel schneller und nun hat man mehr Zeit zum Spielen, Kuscheln und Vorlesen. Wenn das kein Anreiz ist!

Natürlich können Eltern ihren (älteren) Kindern auch das Bürgerliche Gesetzbuch präsentieren und dort § 1619 vorlesen. Dieser besagt nämlich, dass Kinder zur Mithilfe im Haushalt verpflichtet sind. Wirklich motivierend ist das allerdings nicht und ein „du musst“ hat noch niemanden wirklich überzeugen können. Es gilt also, Mittel und Wege zu finden, wie Kinder mit für sie passenden Aufgaben betreut werden können, ohne dass sie sich davor drücken und ohne dass sie überfordert werden. Ganz wichtig: den eigenen Anspruch zurückschrauben. Dann ist eben nicht alles lupenrein sauber, wen kümmert das schon?

Als sehr hilfreich hat es sich erwiesen, aus den Pflichten ein Spiel werden zu lassen. Mögliche Beispiele dafür sind:

  • Monsterjäger
    Der Boden ist voller kleiner Monster, die gefangen werden müssen! Das geht aber nur, wenn das Kind mit einem Lappen darüber fährt. Doch bitte, ohne die Fugen zu berühren! Diese Herausforderung nehmen die meisten Kinder gern an.
  • Socken-Wettrennen
    Es ist unglaublich, wie viele einzelne Socken aus der Waschmaschine kommen. Nun gilt es, herauszufinden, wer am schnellsten die meisten Sockenpaare findet und zusammenlegen kann.
  • Schaumschlacht in Badewanne und Dusche
    Die Badewanne und Dusche mit Schaumbad reinigen? Warum nicht – dafür einfach das Kind mit einem (Plastik-)Eimer voller Wasser und Schaumbad in Wanne oder Dusche platzieren, einen Schwamm in die Hand drücken und spielen lassen. Kind und Wanne/Dusche sind hinterher sauber.
  • Wochenplan erstellen
    Während die vorgenannten Tipps eher für die kleineren Putzteufelchen gedacht sind, wollen die Großen natürlich nicht mehr spielen. Sie wollen die lästige Hausarbeit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Zum einen hilft es da, klare Regeln für die Hausarbeit zu vereinbaren, zum anderen kann ein Wochenplan hilfreich sein. Nach diesem muss sich jeder richten, Ausnahmen sind möglich. Doch Vorsicht: Zeitmangel darf nicht zur Dauerausrede werden.
  • Entscheidung im Lostopf
    Alle anfallenden Arbeiten werden auf je einem Zettel notiert und in einen Lostopf geworfen. Nach gründlicher Durchmischung kann jeder einen Zettel ziehen, auf dem die heute aktuelle Aufgabe vermerkt ist. Aufgaben zu tauschen ist erlaubt, ignorieren nicht!

Eltern sollten das Thema Hausarbeit nicht zu sehr priorisieren, damit nicht die ganze Familie in Dauerfrust gefangen ist. Doch eine gewisse Konsequenz muss herrschen. Manche Kinder wollen sich aus den Pflichten winden, indem sie Zeitmangel vorschieben und eine Aufgabe angeblich bis zum Abend erledigen wollen. Am nächsten Tag ist sie immer noch nicht erledigt? Nun gibt es keine Ausflüchte mehr, die Aufgabe muss fortan direkt ausgeführt werden.

Diese Hausarbeiten sind für Kinder zumutbar

Es ist eine einfache Fragestellung: Wenn alle in einem Haushalt wohnen, warum sollten dann die Hausarbeit nur an einer oder zwei Personen hängen bleiben? Solange die Kinder zu klein sind, um wirklich sinnvoll zur Hausarbeit beizutragen, steht deren Mithilfe nicht zur Diskussion. Doch wenn sie ein wenig älter sind, ist es keine Frage mehr, ob die Mithilfe sein muss oder nicht. Nicht zuletzt bedeutet die Pflicht zur Hausarbeit auch eine Erziehung zur Selbstständigkeit, denn die Kinder, die ihre Aufgaben erledigt haben, sind nicht selten ein bisschen stolz auf sich. Sie haben das Gefühl, etwas für die Gemeinschaft getan zu haben und wirklich wichtig zu sein. Das stärkt das Selbstwertgefühl und darüber auch das Selbstbewusstsein.

 

Die Frage ist, ob das Kind lieber die Spülmaschine ausräumt oder die Blumen gießen möchte.

Die Frage ist, ob das Kind lieber die Spülmaschine ausräumt oder die Blumen gießen möchte.
(Bild: AlexShadyuk / clipdealer.de)

Mögliche Hausarbeiten nach Alter

Die nachfolgend genannten Vorschläge für Hausarbeiten sind nicht exakt an das jeweils genannte Alter gebunden, sondern können je nach Entwicklungsstand des Kindes als Aufgaben vergeben werden. Folgende Arbeiten sind altersgerecht:

  • Kinder von zwei bis drei Jahren
    Die Kinder können beim Aufhängen der Wäsche helfen (Socken anhängen, Klammern reichen) und ihr Geschirr nach dem Essen selbst abräumen. Außerdem können Spielzeuge nach dem Spielen in dafür vorgesehene und am besten mit Bildern versehene Kisten geräumt werden.
  • Kinder von drei bis sechs Jahren
    Das Kind kann beim Tischdecken oder Abräumen helfen, Blumen gießen oder auch Staub wischen. Der Boden kann schon gewischt werden, auch die Mithilfe bei der Pflege eines Haustiers ist nicht zu viel verlangt.
  • Kinder von sechs bis zehn Jahren
    Das Kind ist nun in der Lage, sein Zimmer komplett allein in Ordnung zu halten, lediglich bei einem zu groß geratenen Chaos braucht es noch Hilfe. Es kann beim Beziehen der Betten helfen, sein Spielzeug wegräumen und auch das Ausräumen der Spülmaschine übernehmen.
  • Jugendliche von 10 bis 18 Jahren
    Das Kind bzw. der Jugendliche kann selbst eine Mahlzeit zubereiten, die Waschmaschine anstellen, das Bad putzen oder einkaufen gehen. Wichtig ist hier, dem Kind viele Dinge wirklich zuzutrauen und den elterlichen Kontrollzwang in den Griff zu bekommen. Die Kinder sollen Verantwortung übernehmen können.

Vielfach ist es auch sinnvoll, dem Kind einfach keine Wahl zu lassen. Die Frage ist nicht, ob es jetzt gern helfen würde, sondern eher, ob es lieber die Spülmaschine ausräumt oder die Blumen gießen möchte. Dass das Kind helfen muss, ist dabei klar und steht gar nicht zur Debatte. Natürlich sollte die Mithilfe dann aber auch in der gewählten Form in Anspruch genommen werden, das Kind muss nicht am Ende doch beide Aufgaben allein übernehmen.

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Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Wohnen
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