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Stress für das Immunsystem: Wie viel Dreck ist ungesund?

Kinder sollen nicht in einer fast keimfreien Umgebung groß werden. Im Haushalt soll nicht mit Desinfektionsmitteln geputzt werden. Ab wann aber ist die Keimbelastung zu groß und wie viel Dreck verträgt das Immunsystem?

Bakterien besiedeln alles sofort, egal ob nach mehreren Tagen oder nach nur wenigen Minuten.

Bakterien besiedeln alles sofort, egal ob nach mehreren Tagen oder nach nur wenigen Minuten.
(Bild: anncapictures / clipdealer.de)

Immunsystem trainieren ja, zu viel Dreck nein

In der Werbung sind stets glänzende Wohnungen zu sehen. Alles ist auf Hochglanz poliert und Keime sucht man dort wahrscheinlich vergebens. Experten warnen jedoch, dass die anvisierte Keimfreiheit auch krankmachen kann. Der Körper, der sich nicht mehr mit den alltäglichen Bedrohungen auseinandersetzen muss, sucht sich wahrscheinlich eine andere Beschäftigung und es entwickeln sich Allergien. Doch ganz kann die Theorie nicht stimmen, denn auch Kinder, die auf dem Land inmitten von Getreidefeldern groß geworden sind und deren Körper sich an die Pollen gewöhnt haben sollten, können unter einer Roggenpollenallergie leiden. Daher stellt sich die Frage: Ab welchem Punkt ist eine Keimbelastung zu groß für den Körper?

Die Hygiene-Hypothese von David Strachan

Im Jahr 1989 formulierte der Epidemiologe Strachan seine bis heute bekannte Hygiene-Hypothese. Diese besagt, dass sich der Anstieg der Allergiker-Zahlen mit der gesteigerten Hygiene in den Haushalten vereinbaren lässt. Jahrhundertelang war der Mensch von Mikroorganismen verschiedenster Art umgeben, die dafür sorgten, dass das Immunsystem der Menschen in einem ständigen Training stand. Als das durch die gesteigerte Hygiene wegfiel, geriet das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und reagierte nun völlig übertrieben auf Dinge, die es kannte und die eigentlich harmloser Natur waren. Pollen, Gräser, Milben und Tierhaare stehen dabei ganz oben auf der Liste der möglichen Allergene, auf die das Immunsystem anschlägt.

Bei einer weiteren Studie wurde die These aufgestellt, dass Kinder, die am Daumen lutschten oder an den Fingernägeln kauten, später weniger Allergien entwickeln würden. Bei entsprechenden Tests wurde im Alter von 13 und 30 Jahren tatsächlich festgestellt, dass diese Kinder seltener eine Allergie hatten als diejenigen, die eben nicht derlei Angewohnheiten aufwiesen. Erklärbar war dies mit der gesteigerten Keimzahl, die beim Daumenlutschen oder Nägelkauen aufgenommen wurde.

Ab wann ist Dreck schädlich?

Natürlich gibt es Keime, die das Immunsystem zusammenbrechen lassen und gegen die sich der Körper nur begrenzt wehren kann. Ein Beispiel dafür sind die Magen-Darm-Viren, die alljährlich zirkulieren und Betroffene zwei Tage lang zwischen Toilette und Bett pendeln lassen. Es hilft also nicht, sein Immunsystem zu trainieren, indem völlig bedenkenlos mit jeder Art von Erreger umgegangen wird. Doch im Alltag sollte das gesunde Mittelmaß beim Putzen gefunden werden. Damit lässt sich erreichen, dass das Immunsystem fleißig trainieren kann, auf der anderen Seite ist eine gesunde Form der Gesundheitsvorsorge möglich.

Spannend ist in dem Zusammenhang die Fünf-Sekunden-Regel: Fällt etwas Essbares zu Boden, kann es Forschern zufolge noch gegessen werden, wenn es weniger als fünf Sekunden bis zum Aufheben dauerte. Der Grund: Bakterien besiedeln alles sofort, dabei ist es egal, ob etwas mehrere Tage irgendwo lag oder nur wenige Minuten. Sie mögen trockene Dinge mehr als klebrige und glatte Oberflächen mehr als teppichartige. Ehe nun aber mit dem Mikroskop nach Bakterien gesucht wird: Bei der Entscheidung, ob etwas noch essbar ist oder nicht, sollte der gesunde Menschenverstand den Ausschlag geben. Ist etwas zu Hause heruntergefallen, wo kein Haustier anwesend ist und ist das betreffende Teil noch augenscheinlich sauber, kann es noch gegessen werden. Das Gegenteil ist der Fall, wenn es offenbar schmutzig ist, Tierhaare daran haften oder das Lebensmittel am Boden festklebt.

 

Einige Keime sind schädlich und gelangen leicht über verdorbene Lebensmittel in den Organismus.

Einige Keime sind schädlich und gelangen leicht über verdorbene Lebensmittel in den Organismus.
(Bild: difisher / clipdealer.de)

Der richtige Zeitpunkt zum Putzen

Auf der einen Seite gilt: Keimfreiheit ist überflüssig, auf der anderen Seite ist ein gewisses Maß an Sauberkeit wichtig. Wann der richtige Zeitpunkt zum Putzen gekommen ist, wird daher nach dem Grad der Verschmutzung festgelegt. Es muss nicht an festen Tagen in der Woche geputzt werden, sondern dann, wenn es nötig ist. Jeder sollte ein Gespür dafür entwickeln, wann das Putzen wichtig wird und Experten geben dabei als Anhaltspunkt, dass Staub und Dreck noch nicht sichtbar sein sollten. Außerdem sind sie der Meinung, dass die chemische Keule überflüssig sei.

Vorsicht vor diesen Keimen

Einige Keime sind sehr schädlich und gelangen leicht über nicht ausreichend gegarte oder über verdorbene Lebensmittel in den Organismus. Dazu gehören beispielsweise die Salmonellen. Diese werden häufig durch Geflügelfleisch und Eier aufgenommen, wenn beides nicht vollständig gegart oder bei der Zubereitung der Lebensmittel keine ausreichende Hygiene gewahrt wurde. Listerien können ebenfalls gefährlich werden, sie sind vor allem für Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem ein Risiko. Ein typischer Listerien-Hort ist die Rinde verschiedener Käsesorten.

Auch im Kühlschrank können sich zahlreiche Keime tummeln, die vor allem für Brechdurchfälle sorgen. Es ist daher wichtig, den Kühlschrank immer wieder feucht auszuwischen, wobei das Putzen mit Essigreiniger ausreichend ist.

Diese Tipps helfen dabei, sich vor Krankheitskeimen in der Küche zu schützen:

  • Fleisch immer vollständig durchgaren (vor allem Geflügel)
  • Käserinde bei Vorerkrankungen oder bei Schwangerschaft abschneiden
  • Hände waschen vor der Zubereitung der Lebensmittel
  • keine angedorbenen Lebensmittel essen
  • Eier im Kühlschrank lagern und bald verbrauchen
  • Arbeitsflächen immer wieder gründlich säubern
  • schmierig gewordene Wurst im Naturdarm entsorgen

Fazit: Ein bisschen Schmutz schadet nicht

Aus den vorhergehenden Betrachtungen ergibt sich nun, dass ein wenig Schmutz nicht schädlich ist. Vielmehr trainiert er den Körper sogar und bringt ihn mit verschiedenen Erregern in Kontakt. Wird der Dreck in der Wohnung allerdings bereits sichtbar, ist es höchste Zeit, um mit der Entfernung desselben zu beginnen. Das heißt, dass nun doch ein Putztag angesetzt werden sollte. Wichtig: Haushaltschemie sollte nur in geringen Dosen verwendet werden und nur dort, wo sie wirklich unverzichtbar ist. Ein Desinfektionsmittel ist dabei ebenso überflüssig wie viele verschiedene Reiniger. Ein guter Essig- oder Zitronenreiniger ist ausreichend, Spülmittel und Waschmittel ergänzen das Putz-Portfolio. Ob für die Toilette oder für den Boden: Spülmittel, Wasser und ein Spritzer Essig reinigen genug und es ist nicht nötig, verschiedene Spezialreiniger auszuprobieren. Diese schaden nur der eigenen Gesundheit und gehen darüber hinaus zulasten der Umwelt und des Geldbeutels.

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Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Ratgeber
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