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Allzu viel ist ungesund: Das gilt auch beim Putzen!

Putzen kann schädlich sein, so das Ergebnis einer Studie. Pünktlich zum anstehenden Frühjahrsputz dürfte das wenig Motivation aufkommen lassen. Wie immer gilt aber: Die Dosis macht das Gift.

Bekannt ist, dass das Putzen zum Zwang werden kann.

Bekannt ist, dass das Putzen zum Zwang werden kann. (Bild: Hans Brixmaier / pixabay.com)

Reinlichkeit kann krank machen: Besser nicht putzen?

Die Werbung ist voller Reinlichkeitsversprechen zu den diversen Putzmitteln. Sie sollen „porentief reinigen“, für „strahlende Reinheit“ sorgen und „99,9 Prozent der Bakterien“ vernichten. Angesichts dessen, dass die Menschen in der Regel ein gut funktionierendes Immunsystem haben, ist die übertriebene Reinlichkeit nicht nötig. Dass sie sogar schädlich sein kann, wurde in einer Studie aus Norwegen bewiesen. Deren Ergebnis: Viel Putzen schadet der Gesundheit!

So macht Putzen krank

Das Ergebnis der norwegischen Studie aus dem Jahr 2018 erschient in der Fachzeitschrift „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“. Der Studienautor Svanes sprach dort davon, dass Menschen, die beispielsweise 20 Jahre lang als Reinigungskräfte gearbeitet haben oder die im Haushalt putzten, eine stark reduzierte Lungenfunktion aufwiesen. Vergleichbar war diese mit Menschen, die täglich 20 Zigaretten rauchen. Bedeutet das nun, dass jeder, der am Samstag den Großputz im Haushalt erledigt, zwangsweise krank wird? Das kann keineswegs so pauschal beantwortet werden, denn es kommt immer darauf an, mit welchen Reinigungsmitteln hantiert wird und wie lange der Betreffende den giftigen Substanzen ausgesetzt ist.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass das Putzen aus dem Grund krank macht, weil der Körper keine Gelegenheit mehr bekommt, um sein Immunsystem zu trainieren. Er braucht die normale Umgebung mit Keimen aller Art, um widerstandsfähig zu bleiben. Es ist daher nicht nötig, dass die Toilette mit antibakteriellem Reiner geputzt und die Hände mit Desinfektionsmittel gespült werden. Eine normale Sauberkeit ist völlig ausreichend. Eine Ausnahme bilden bestehende Krankheiten wie Magen-Darm-Infekte, bei denen der antibakterielle Reiniger dann doch angesagt ist. Auch Menschen, die über ein nicht intaktes Immunsystem verfügen, sollten Keimen so wenig wie möglich ausgesetzt sein. Doch das sind Ausnahmefälle und es ist folglich nicht nötig, den Haushalt praktisch keimfrei zu bekommen. Nicht zuletzt belastet der Putzwahn durch den Einsatz giftiger Haushaltschemie die Umwelt über alle Maßen.

Ein gutes Beispiel sind Kinder, die draußen spielen dürfen. Sie holen sich das Obst und Gemüse direkt aus dem Garten und verzehren es mit schmutzigen Händen und ohne es abzuwaschen. Erdreste, Keime aller Art – alles kein Problem! Wohingegen Kinder, die sich nicht wirklich schmutzig machen dürfen oder die in einer klinisch reinigen Umgebung groß werden, häufiger von Allergien, Hauterkrankungen und Infekten geplagt sind. Kein Wunder, denn ihr Immunsystem ist überhaupt nicht trainiert und weiß nicht, wie es mit den verschiedenen Erregern umgehen soll. Wichtig ist, prinzipiell einen guten Mittelweg zu finden und aus übertriebener Hygiene keine mangelnde Sauberkeit werden zu lassen. Denn diese wäre ebenfalls gesundheitsschädlich.

Putzen kann zum Zwang werden

Bekannt ist auch, dass das Putzen zum Zwang werden kann. Betroffene können ihre Verhaltensweisen nicht aus eigener Kraft ändern und eine angemessene Therapie bei Putzzwang ist wichtig. Viele Menschen sind von diesen Zwangsneurosen betroffen und waschen sich mehrmals die Hände, putzen täglich die ganze Wohnung und schrubben zweimal in der Woche die Küchenfenster. Sie leiden unter ihrem Zwang auf der einen Seite, auf der anderen leiden sie durch ihre Angst vor Schimmel, Keimen und Staub.

Laut Aussage der Psychologen versuchen Betroffene nicht, die jeweils unangenehmen Gefühle zu umgehen, sondern sie verdrängen sie einfach. Das macht den Unterschied zwischen einer Angst- und einer Zwangsstörung aus. Bei Letzterer werden für andere unsinnig erscheinende oder übertriebene Rituale gepflegt. Wahrnehmung und Gedanken passen nicht mehr zusammen, ebenso werden Handlungen nicht mehr erklärbar. Soziale Verbindungen werden aufgegeben, wenn die Freunde ins Kino gehen, wird eben daheim das Haus geputzt. Auch das Verständnis anderer Menschen hält sich oft in sehr engen Grenzen, weshalb Betroffene drohen, zu vereinsamen.

Kein Putzfimmel, doch eine ausreichende Reinheit ist wichtig

So viel Sauberkeit wie nötig, so wenig Putzen wie möglich, könnte ein Slogan heißen. Das heißt, dass nur geputzt wird, wenn es wirklich nötig ist. Bei Tierhaltern kann es durchaus sinnvoll sein, Teppiche und andere Bodenbeläge täglich von Haaren zu befreien und mit dem Staubsauger durch die Wohnung zu sausen. Ansonsten reicht das Staubsaugen meist einmal in der Woche völlig aus. Allergiker sind hier ebenfalls ausgenommen, auch bei ihnen kann es je nach Schwere der Allergie nötig sein, täglich oder mehrmals in der Woche den Boden feucht zu wischen. Ansonsten gilt: Prioritäten setzen! Durch die Fenster lässt es sich noch hindurchsehen? Prima, dann müssen sie noch nicht geputzt werden. Es ist auch nicht nötig, häufiger als einmal in der Woche Staub von den Regalen zu wischen oder das Treppengeländer wirklich wöchentlich grundlegend zu reinigen.

Sauberkeit, aber keine Sterilität

Die folgenden Tipps helfen dabei, die Wohnung angemessen sauber zu halten und dabei darauf zu verzichten, der Gesundheit durch das übertriebene Putzen zu schaden:

  • Regelmäßig Hände waschen
    Die Hände sollten vor dem Essen und nach dem Toilettengang gewaschen werden. Antibakterielle Handwaschmittel sind nur nötig, wenn gerade die Grippe oder die Magen-Darm-Grippe grassiert. Das Händewaschen steht je nach Hautverschmutzung auf dem Plan: Wer in der Werkstatt die neue Fahrradkette aufgezogen hat, wird sich die Hände sicherlich waschen wollen. In Einzelfällen kann eine schärfere Handwaschseife nötig sein, um zum Beispiel Öle und Schmiere zu entfernen. Danach die Hände unbedingt gut eincremen, um der Haut nicht zu schaden!
  • Essigreiniger statt aggressiver Haushaltschemie
    Es gibt nichts, was Essig nicht kann, so scheint es zumindest. Auch im Bad ist er völlig ausreichend, löst Kalk an, entfernt Verschmutzungen und beugt sogar Schimmel in gewissem Maße vor. Essigreiniger kann auch zum Reinigen des Kühlschranks und zum Abwischen der Oberflächen in Küche und Bad verwendet werden.
  • Lappen wechseln
    Dieser Punkt ist tatsächlich wichtig, denn ein Tisch- oder Haushaltslappen kann schnell zur unangenehmen Keimschleuder werden. Er sollte regelmäßig ausgetauscht werden und lässt sich in der Waschmaschine im Kochprogramm wieder reinigen. Die Notwendigkeit des Wechselns von Tisch- und Reinigungstüchern gilt auch für Hand- und Wischtücher. Wichtig: Eine Desinfektion in der Waschmaschine ist jedoch nicht nötig, es reicht, die Haushaltstextilien heiß zu waschen.
  • Müll rausbringen
    Auch das ist eine Arbeit, die tatsächlich nötig ist. Der Müll sollte regelmäßig nach draußen gebracht werden. Der Mülleimer wird bei entsprechender Verschmutzung von innen gereinigt, wobei das Auswaschen mit Essig- oder Zitronenreiniger ausreichend ist.
  • Keine Desinfektionsmittel
    Desinfektionsmittel sind im Haushalt nur in Ausnahmefällen nötig. Sie müssen nicht alltäglich angewendet werden.

Sollte ein Familienmitglied erkrankt sein, ist es freilich nötig, gründlicher zu reinigen. Bei einem grippalen Infekt oder bei der Grippe sollte auch das Bett häufiger abgezogen und die Bettwäsche gewaschen werden. Doch auch hier gilt: Ein Hygienespüler ist nicht nötig, ein einfaches Waschen bei 60 °C ist ausreichend.

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Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Wohnen
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