MEIN BAU

Main Section

Blogs

Share

Welche Inhalte haben Ausschreibungen für private Bauprojekte?

Angesichts hoher Baukosten sind Bauherren versucht, so viele Eigenleistungen wie möglich zu erbringen. Unter anderem können sie die Kosten für den Architekten senken, in dem Ausschreibungen selbst erstellt werden.

Auf der Grundlage der Angebote kann der Bauherr Vergleiche ziehen.

Auf der Grundlage der Angebote kann der Bauherr Vergleiche ziehen.
(Bild: Goodluz / clipdealer.de)

Bauleistungen privat ausschreiben

Vor der Umsetzung eines geplanten Bauprojekts müssen alle rechtlichen Fragen geklärt werden: Darf an der gewünschten Stelle überhaupt gebaut werden? Liegt bereits eine Baugenehmigung vor? Gibt es bestimmte Auflagen, die einzuhalten sind? Sind die rechtlichen Voraussetzungen geklärt und die formalen Anforderungen erfüllt, kann der Bauprozess weiter voranschreiten. Nun ist es an der Zeit, die Ausschreibungsunterlagen zu erstellen und zu versenden. Eine Vielzahl von Bauleistungen muss erbracht werden, damit am Ende ein fertiges Haus an der gewünschten Stelle steht. Angesichts dessen, dass sich die Immobilienpreise weiter auf Höchstniveau befinden und auch die Baukosten dank stark gestiegener Zinsen deutlich höher sind als noch vor einigen Jahren, wollen Bauherren verständlicherweise sparen. Die Vorbereitung der Ausschreibungsunterlagen sowie der Versand und die Auswertung der Antworten sind Leistungen, die selbst ausgeführt werden können. Dies spart Geld, da die entsprechende Leistung des Architekten nicht bezahlt werden muss.

Bei fachkundigen Bauunternehmen anfragen

Viele Arbeiten können als Eigenleistung erbracht werden. Doch längst nicht alle, denn bei vielen Tätigkeiten braucht es die Hilfe eines professionellen Bauunternehmens:

  • Ausheben der Baugrube
  • Gießen der Bodenplatte
  • Erschließung des Grundstücks mit Versorgungsleitungen
  • Erstellung des Rohbaus
  • Verlegen und Anschluss der Elektroleitungen
  • Installation der Heizungsanlage
  • Einbau von Fenstern und Türen
  • Treppenbau
  • Badinstallation

Die ausführenden Unternehmen werden per Ausschreibung um eine Angebotsabgabe gebeten. Teilweise geht es hier um das Anfragen einzelner Leistungen, manche davon werden auch gesammelt. Auf der Grundlage der Angebote kann der Bauherr nun Vergleiche ziehen und sich für den günstigsten Anbieter entscheiden. Das Ziel der Ausschreibungen ist klar: Es geht um die Auswahl der Bauunternehmen, die in der Lage sind, dank ausreichender Fachkenntnis die gewünschten Arbeiten auszuführen. Sie sollen die Leistungen zu einem marktüblichen und nachvollziehbar kalkulierten Preis anbieten (und später ausführen).

Auch wenn sich das Geld für den Architekten damit sparen lässt: Längst nicht alle Bauherren entscheiden sich dafür, die Ausschreibungen an die Bauunternehmen selbst zu erstellen und zu versenden. Viele wenden sich an ein Hausbauunternehmen, welches die einzelnen Gewerke und deren Leistungen anfragt und später koordiniert. Das mag zwar teurer für den Bauherren, dafür aber auch deutlich stressfreier für diesen sein. Wichtig: Ein Architekt oder Bauingenieur muss dennoch beauftragt werden, denn dieser muss bereits den Bauantrag unterzeichnen. Niemand kann alles allein machen, die Behörden wollen sichergehen, dass die für ein Bauvorhaben, dessen Planung und Umsetzung nötige Fachkenntnis vorhanden ist. Und diese wird eher einem Architekten als einem eventuell fachkundigen Laien unterstellt.

Ausschreibungen erstellen und nützliche Angebote erhalten

Bei der Ausschreibung von Leistungen an Bauunternehmen geht es nicht darum, die jeweiligen Arbeiten möglichst gut delegieren zu können. Vielmehr soll das beste Bauunternehmen gefunden werden, welches zum einen fachkundig genug ist, um den Auftrag auszuführen und auf der anderen Seite vertretbare Preise für diese Leistungen verlangt. Wer sich als privater Bauherr zu unsicher ist, was die Erstellung und späterer Auswertung der Ausschreibungsunterlagen angeht, sollte unbedingt den Profi damit beauftragen. Das ist allemal günstiger, als später durch schlecht ausgewählte Bauunternehmen einen deutlichen Aufpreis hinnehmen zu müssen.

Exakte Unterlagen sind wichtig

Wer beim Bauen Geld durch Eigenleistungen sparen möchte, sollte keinesfalls dort Hand anlegen, wo eine gewisse Fachkenntnis benötigt wird. Das gilt auch bei der Erstellung der Ausschreibungsunterlagen! Wagt sich der private Bauherr dennoch daran, sollte er auf präzise Unterlagen achten. Denn: Je genauer die Formulierungen und erfragten Leistungen, desto besser können die angefragten Unternehmen antworten und desto genauer fällt auch der genannte Preis aus. Sind die Ausschreibungsunterlagen eher vage gehalten, werden sich die Angebote auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Art und Umfang der Leistungen werden nur ansatzweise ausgeführt und nach Fertigstellung des betreffenden Bauprojekts drohen Nachtragsforderungen durch den Unternehmer. Dieser ist im Rahmen von bis zu 30 Prozent erlaubt. Nur mit passgenauen Ausschreibungen lassen sich belastbare Angebote einholen sowie mit Angeboten von weiteren Unternehmen vergleichen.

Das gehört in die Ausschreibung

Damit die Antwort auf die Ausschreibung später aussagekräftig ist und reelle Preise liefert, sollten die folgenden Informationen in der Anfrage an die Bauunternehmen enthalten sein:

  • Baustandort mit Lage und Beschaffenheit (mögliche Hindernisse nennen)
  • Beginn und Ende der Bauarbeiten
  • Nennung von Fristen (Angebotsabgabe, Bewerbung, Zuschlagserteilung etc.)
  • rechtliche Grundlage für den gewünschten Vertrag
  • Abrechnungseinheiten für verschiedene Leistungsbereiche
  • Preise mit und ohne Mehrwertsteuer erbeten
  • technische Vertragsbedingungen bzw. deren Gültigkeit nennen

Um überzogene Nachforderungen zu unterbinden, gibt es die „Vereinbarung der Leistungsbeschreibung durch den Bieter“. Damit soll das Einverständnis zu den Leistungen, die angeboten werden, deutlich gemacht werden. Der Bieter erkennt die angefragten Leistungen somit in Bezug auf deren Plausibilität und Durchführbarkeit an. Stellt er später fest, dass er die Leistungen unterschätzt hat und einen deutlich höheren Zeitaufwand hätte einplanen müssen, geht das zulasten des Bieters und nicht des Bauherren.

Das Problem der Nachträge

Die meisten Bauunternehmen schicken Nachträge zu den bereits fertigen Ausschreibungen oder rechnen später weitere Leistungen ab. Auf der einen Seite ist dies verständlich, denn die vorab abgelieferte Leistungsbeschreibung kann nie alle Eventualitäten bei der Durchführung der Arbeiten berücksichtigen. Die Realität sieht häufig anders aus und die realen Anforderungen weichen von der Theorie ab. Ein Beispiel dafür sind Elektroinstallationen und hier insbesondere Lichtschalter und Steckdosen. Diese werden akribisch geplant und fallen dennoch auf, wenn der Rohbau fertig ist. Es sind meist zu wenige dieser Anschlüsse vorhanden! Das Elektrounternehmen muss nachbessern, was mit höheren Kosten verbunden ist. Wer als privater Bauherr Ausschreibungen selbst verfasst, muss sich dementsprechend auch auf Nachträge einstellen. Wichtig sind eine ausreichende Planung und das Durchdenken mehrerer Szenarien. Man stelle sich vor, man würde bereits in dem Gebäude wohnen und dieses nutzen. Was wäre dabei wirklich wichtig? Aufbauend auf allen eigenen Anforderungen kann die Ausschreibung erstellt werden und die drohende Gefahr teurer Nachträge verringert sich beträchtlich.

Share
Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
Tags: , ,

Das könnte Sie ebenfalls interessieren