Neue Chancen dank „Internet of things“ (IoT): Drahtlose und vernetzte Systeme und Sensoren sorgen für mehr Komfort, Energieeffizienz und Sicherheit. Das Bauen wird digitalisiert und damit einfacher, sicherer und schneller.

Das Internet of Things hält auch vor der Baubranche nicht an. (Bild: nirutdps / clipdealer.de)
Wie für andere Bereiche ergeben sich neue Chancen für die Baubranche durch IoT. Drahtlos vernetzte und internetfähige Sensoren lassen das Bauen für alle Beteiligten sicherer und komfortabler werden. Unter anderem sind Brandmelder, Zutrittskontrollsysteme und Einbruchmeldeanlagen über das Internet miteinander verbunden und registrieren alles Ungewöhnliche.
Außerdem sorgen diese Sensoren dafür, dass zentrale Anlagen wie Heizung, Belüftung und Beleuchtung internetbasiert gesteuert werden. Das wiederum sorgt für einen geringeren Energieverbrauch. Monitoring-Services offerieren bereits ab dem Tag der Fertigstellung des Gebäudes Anzeigen, mit denen der Wartungsbedarf einzelner Bereiche oder Anlagen der Immobilie im Blick behalten werden kann.
Langsame Digitalisierung in der Baubranche
Die Baubranche ist eine der Branchen, die sich auch in Krisenzeiten stets gut über Wasser hält. Der Grund ist verständlich: Die Menschen benötigen in allen Zeiten ein Dach über dem Kopf und der Wunsch nach den eigenen vier Wänden besteht auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Gleichzeitig soll mit modernen Gebäuden und Hausinstallationen dafür gesorgt werden, dass Ressourcenschonung und Klimaschutz überhaupt umsetzbar sind.
Allerdings leidet die Branche auch darunter, dass der bisher längst erwartete Digitalisierungsschub bislang ausgeblieben ist. Der Umstieg auf digitale Technologien geht nur schwerfällig voran, was vor allem am Fachkräftemangel in diesem Bereich liegt. Denn: Viele Bauunternehmen sehen durchaus die Chancen und Potenziale, die sich durch digitale Lösungen für sie ergeben würden. Gleichzeitig fehlt es an der nötigen Expertise im Haus, um die Baubranche 4.0 umzusetzen.
IoT in der Baubranche im Überblick
Arbeiter auf der Baustelle tragen bestimmte Sensoren bzw. werden diese Messfühler auf der Baustelle an bestimmten Stellen platziert. Die Geräte erfassen wichtige Daten zu Leistungen und Aktivitäten sowie zu den Bedingungen auf der Baustelle. Diese Daten werden an eine zentrale Plattform übermittelt und dort ausgewertet. Darauf basierend können wichtige Entscheidungen für die weitere Arbeit auf der Baustelle getroffen werden. Es soll damit möglich sein, die Sicherheit deutlich zu erhöhen und gleichzeitig eine höhere Produktivität zu erzielen. Nicht zuletzt geht es um die Reduzierung der Kosten, die auf der Baustelle anfallen.
Digitalisierung als Schlüssel
Verschiedene Lösungen stehen für die Anwendung auf der Baustelle zur Verfügung. Sie alle dienen dazu, wichtige Vorteile zu erreichen, die mit einer manuellen Weiterführung vielleicht nicht unmöglich, aber doch deutlich kostenintensiver und aufwendiger zu erlangen wären:
- Mehr Sicherheit am Bau
Ein gesundheitsbedingter Ausfall sorgt für längere Bauzeiten und dafür, dass das Bauprojekt nicht wie vorgesehen fortgeführt und abgeschlossen werden kann. Abhilfe sollen Sensoren schaffen, die die Gesundheit der Mitarbeiter auf der Baustelle schützen. Sie messen die Luftqualität und warnen frühzeitig vor übermäßigen Gesundheitsbelastungen. Die Daten werden an die IoT-Plattform geschickt und im Dashboard dargestellt. Bei Überschreiten der festgelegten Grenzwerte kann ein Alarm ausgelöst und die verantwortliche Person informiert werden.
- Höhere Effizienz und Auslastung
Das Construction Industry Institute fand in einer Studie heraus, dass Handwerker meist nur die Hälfte ihrer Zeit mit den anfallenden Aufgaben verbringen. Die übrige Arbeitszeit wird unproduktiv verbracht, indem auf Materialien gewartet wird oder auf die Einrichtung von Arbeitsbereichen. Meist sind vorherige Versäumnisse (keine Kontrolle der Maschinen auf Funktionsfähigkeit) oder Fehlplanungen (wichtige Maschinen stehen zum gewünschten Zeitpunkt nicht zur Verfügung) Ursache für die fehlende Produktivität. Dank IoT-Lösungen können Bauunternehmer die Informationslücken schließen und Menschen, Maschinen und Bauwerke miteinander verbinden. Dank digitaler Datenübertragung ist das Managen aus der Ferne möglich, über das Dashboard der IoT-Plattform sind alle Informationen zugänglich und auswertbar.
- Besseres Ressourcenmanagement
Viele Stunden werden damit verbracht, bestimmte Materialien zu suchen oder auf Aufgaben zu warten. Dank IoT ist das Ressourcenmanagement deutlich einfacher, wobei eine komplette Vernetzung zumindest derzeit noch Utopie ist. Dennoch können schon jetzt internetfähige Geräte dafür sorgen, dass Ressourcen besser und effizienter verwendet werden.
- Bessere Berichterstattung und leichtere Wartung
Sensoren erfassen auf der Baustelle ständig die Bedingungen vor Ort und leiten diese Informationen an das Dashboard weiter. Daraufhin können entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, etwa bei ungewöhnlichen Vibrationen der Maschinen oder bei einem starken Anstieg der Feuchtigkeit im Bauwerk. Andere Lösungen tragen dazu bei, das Brandrisiko zu senken. In Echtzeit werden die Informationen übermittelt, sodass umgehend Gegenmaßnahmen beginnen können. Auch in Bezug auf die Wartung von Maschinen, die im Baugewerbe eingesetzt werden, zeigen sich die Vorteile von IoT. Rechtzeitig und regelmäßig gewartete Maschinen und Anlagen sind leistungsfähiger und weisen seltener Defekte auf.
Schwierigkeiten für IoT am Bau
Trotz der Vorteile, die unbestritten mit der Nutzung von IoT einhergehen, geht die Digitalisierung in der Baubranche noch sehr schleppend voran. Zudem ist die Akzeptanz der neuen technischen Möglichkeiten nicht überall gegeben.
Nicht zuletzt liegt das an den entstehenden Kosten, wenngleich viele IoT-Geräte durchaus günstig sind. Können die Aufgaben jedoch auch mit konventionellen Methoden durch einen Menschen übernommen werden, scheuen viele Verantwortliche die Investition in entsprechende digitale Geräte. Dies gilt vor allem für kleine Unternehmen und Bauprojekte, die nur auf kurze Zeit oder in kleinem Rahmen angelegt sind.
Weitere Hürden für die Durchsetzung des Internet of Things liegen im Datenschutz. Sicherheits- und Datenschutzprobleme lassen Unternehmer vor der Nutzung der digitalen Möglichkeiten zurückschrecken. Was ist, wenn sich ein Hacker ins System mogelt? Um dieses Risiko gar nicht erst einzugehen, wird auch auf die positiven Seiten von IoT verzichtet.
Wichtig: Um den Einsatz von IoT-Geräten wie gewünscht sinnvoll werden zu lassen, müssen die Anwendungen genau geplant werden. Unter anderem sind Sensoren an strategisch sinnvollen Stellen zu platzieren. Für die meisten Unternehmen bedeutet dies, sich neuen Herausforderungen zu stellen und eine Lernkurve zu durchlaufen. Der Aufwand ist mancher Baufirma zu groß, sodass sich die Umsetzung von Bauen 4.0 weiter hinauszögert als von Fachleuten angenommen.
Tipp: Sinnvoll ist es, wenn das betreffende Unternehmen die Umstellung auf Sensoren und digitale Messtechnik als Paket und nicht einzeln vornimmt. Die puzzlehafte Erweiterung wird meist nur unzureichend weitergeführt, das digitale Potenzial kann nicht vollständig genutzt werden.
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