Auch wenn die Gasheizung in Deutschland immer noch verbreitet ist, so gehören die entsprechenden Anlagen doch „zum alten Eisen“. Mehr als die Hälfte der über 13 Mio. Gasheizungen gilt als veraltet. Wie zukunftsfähig ist die Technologie?
Das neue Heizungsgesetz trifft alle diejenigen, die noch eine alte Gasheizung betreiben, denn nach 30 Jahren des Betriebs muss eine solche Heizung ausgetauscht werden. Andernfalls droht ein Bußgeld! Die neue Heizung muss zum größten Teil auf regenerativer Energie basieren. Somit lohnt sich ein Blick auf die Heizungen, die 2024 noch erlaubt sind und auf die Frage, ob es in einem Neubau überhaupt noch Sinn macht, auf eine Gas-Brennwertheizung zu setzen.
Was ist eine Gas-Brennwertheizung?
Die Technologie der Gas-Brennwertheizung bringt viele Vorteile mit sich, was der Grund für den häufigen Einbau dieser Heizungsart darstellt. Hierbei wird der Brennwerteffekt genutzt, bei dem die Wärme aus den Verbrennungsabgasen gewonnen wird. Die Heizkosten sind damit niedriger, als dies bei einem Niedertemperatur- oder Konstanttemperaturkessel der Fall wäre. Zudem sind moderne Gasheizungen sehr kompakt, benötigen damit nur wenig Platz, und äußerst leise im Betrieb. Sie können in den Häusern direkt installiert werden und sind damit ideal, wenn nur wenig freier Platz für eine Heizungsanlage vorhanden ist. Fachhandwerker sind mit der Technologie vertraut, was schnelle Hilfe vom Profi im Falle eines Defekts verspricht. Zudem können Gas-Brennwertheizungen mit anderen Heizsystemen kombiniert werden, sodass es problemlos möglich ist, Spitzenlasten abzufangen. Diese Heiztechnologie erweist sich zudem als zuverlässig, die entsprechend zugehörigen Installationen als langlebig und sicher. Nicht umsonst konnte sich die Gasheizung durchsetzen!
Zur Zulässigkeit der Gas-Brennwertheizung beim Neubau
EU und Bundesregierung verfolgen das Ziel, den Energieverbrauch sowie vor allem die CO2-Emissionen so weit wie möglich zu senken. Gleichzeitig soll der Anteil der regenerativen Energien deutlich erhöht werden, wofür verschiedene Gesetze und Verordnungen erlassen worden sind. Seit Januar 2021 dürfen beispielsweise nur solche Häuser neu gebaut werden, die besonders wenig Energie verbrauchen und ihren Energiebedarf so gut wie möglich über regenerative Energiequellen abdecken.
Auch wenn Gasheizungen auf den ersten Blick weniger Energie verbrauchen und eine geringere CO2-Emission aufzuweisen haben, so sind viele derartige Berechnungen doch zu kurz gedacht. Meist werden die Emissionen, die bei der Förderung und Aufbereitung des Erdgases entstehen, nicht einberechnet. Bei zwei baugleichen Häusern, die sich nur durch die Heiztechnik unterscheiden, stellt sich daher die Holzheizung als effizienter und weniger umweltschädlich dar als die Gasheizung.
Mit dem neuen Heizungsgesetz traten große Unsicherheiten zutage. Nein, eine Gasheizung ist ab 2024 nicht verboten und auch ihr Einbau in einem Neubau ist noch zulässig. Allerdings liegen Beschränkungen vor: Unter anderem dürfen neue Heizungen nur noch mit einem Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden. Bestehende Gasheizungen trifft das nicht, hier ist auch kein Umbau nötig. Sie dürfen sogar repariert werden. Ist jedoch ein Austausch der Heizungsanlage geplant, muss dieser unter Berücksichtigung des nachweisbaren Anteils an erneuerbaren Energien vorgenommen werden.
Der finanzielle Aspekt bei Gas-Brennwertheizungen
Neue Berechnungen haben ergeben, dass die Gasheizung klimaschädlicher als die Wärmepumpe ist. Dementsprechend überlegen die meisten Bauherren nicht mehr, ob sie „noch schnell“ in 2023 eine Gas-Brennwertheizung installieren lassen, sondern mit welchen anderen Heiztechnologien sie diese kombinieren oder auf welche Heiztechnik sie ausweichen können. Nicht zuletzt ist es eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, welche Heizung im Neubau installiert werden soll. Schon jetzt ist absehbar, dass das immer knapper werdende Gas, das irgendwann versiegt, in Zukunft nahezu unbezahlbar werden wird. Schon allein aus diesem Grund ist es schon heute sinnvoll, über Alternativen nachzudenken und eher auf die erneuerbaren Energien zu setzen. Dabei ist wichtig, in die Überlegungen die Zusatzkosten einzubeziehen: Bei Einbau einer Gasheizung muss entsprechend den neuen Vorgaben eine Möglichkeit zur Nutzung erneuerbarer Energien kombiniert werden. So kann beispielsweise eine Photovoltaikanlage installiert werden, die das Brauchwasser erwärmt und als Unterstützung für die Heizung dient. Die Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist eine weitere Investition, die berücksichtigt werden muss. Die Gesamtinvestitionen sind bei Installation einer Gas-Brennwertheizung im Neubau somit deutlich höher als beim Einbau einer Wärmepumpe.
Was ist die Power-to-Gas-Technologie?
Der beschriebene finanzielle Aspekt wird voraussichtlich bewirken, dass Gas-Brennwertheizungen künftig eher zur Randerscheinung werden. Die gesamte Energiewelt wird sich ändern, zumal sich diese mehr und mehr auf den Ausbau regenerativer Energien im Bereich der Stromgewinnung konzentriert. Hier braucht es neue Erzeugungsanlagen ebenso wie Speichertechnologien, damit der gewonnene Strom aus den schwankenden Versorgern Wind und Sonne auch gespeichert werden kann. Alternativ zu Batteriespeichern gibt es die Power-to-Gas-Technologie, bei der überschüssiger Strom genutzt wird, um Wasser zu trennen. Es entstehen dabei Sauerstoff und Wasserstoff. Beide werden mit Kohlenmonoxid versetzt, daraus wiederum entsteht ein synthetisches Gas. Dieses kann in das Versorgungsnetz eingespeist werden und versorgt die angeschlossenen Abnehmer. Insofern ist es möglich, Gas-Brennwertheizungen nicht mehr nur mit Erdgas, sondern mit synthetisch erzeugtem Gas zu betreiben. Das wiederum würde den noch verbauten Heizungsanlagen und ihren Eigentümern eine Perspektive eröffnen, die hoffentlich auch bezahlbar gestaltet wird.
Fazit: Gas-Brennwertheizungen haben nur noch eine begrenzte Zukunft
Gas-Brennwertheizungen jegliche Zukunftschancen abzusprechen, wäre falsch. Sie sind vielmehr nur unter den heutigen Bedingungen frei von allen Perspektiven: Sie setzen auf eine Ressource, die es in Zukunft nicht mehr geben wird, die Nachfrage wird das Angebot deutlich übersteigen. In der Folge können sich die meisten Hauseigentümer eine solche Heizung gar nicht mehr leisten. Wer jetzt den Einbau einer Heizung im Neubau plant, sollte daher gleich auf Alternativen setzen. Möglich ist zudem noch die Nutzung der Power-to-Gas-Technologie, die allerdings zumindest aktuell noch nicht weit verbreitet ist und erst im größeren Stil eingeführt werden müsste.
Wer jetzt eine neue Heizung einbaut, sollte sich zudem bereits am neuen Heizungsgesetz orientieren und zu mindestens 65 Prozent regenerative Energien einbeziehen. Es ist jedoch verständlich, dass viele Bauherren angesichts der zahlreichen Vorteile der Gas-Brennwerttechnik auf diese Wärmeversorgung bauen möchten. Durch die Kombination mit regenerativen Energien wird dies auch in Zukunft möglich sein, was als Plus für die Versorgungssicherheit zu bewerten ist.
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