Auch wenn das modulare Bauen lange Zeit ein schlechtes Image hatte, ist dies doch längst vergessen. Eine steigende Qualität und unzählige Gestaltungsmöglichkeiten haben sogar der Münchner Gasteig in dieser Bauweise entstehen lassen.
Gern wird das modulare Bauen als Puzzlebauweise beschrieben. Der Grund besteht darin, dass bei dieser Bauweise vorgefertigte Raumeinheiten nach dem Prinzip des Baukastensystems in einer Fabrik gefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt werden. Inzwischen hat diese zeitgenössische Bauweise zahlreiche Optimierungen erfahren. Sie gilt in der Branche als konstruktiv hochwertig, wobei die Bauqualität den architektonisch konventionell errichteten Gebäuden in nichts nachsteht. Einer der Vorteile des modularen Bauens besteht in der größeren Baueffizienz, die durch eine geringe Bauzeit möglich ist.
Unterschiede zwischen Modul- und Fertigteilbauweise
Auch wenn beide Bauweisen häufig gleichgesetzt werden, unterscheiden sie sich doch. Der Modulbau gehört nicht zum Fertigbau! Der Grund ist, dass nicht nur einzelne Strukturelemente wie Wand, Decke und Boden in der Fabrik hergestellt und auf der Baustelle zusammengesetzt werden, sondern es handelt sich um ganze Raumeinheiten. Auch die Elektroinstallation und die Verrohrung werden vorab fertiggestellt. Da alle Teile vorgefertigt werden, fällt das Wetter als typischer Faktor für Verzögerungen auf dem Bau weg. In der Modulbauweise werden somit ganze Raumeinheiten in der Fabrikhalle montiert und erst vor Ort zu einem kompletten Haus zusammengesetzt. Bei einem Fertighaus hingegen müssen noch weitaus umfangreichere Montagen auf der Baustelle stattfinden.
Vor- und Nachteile der Modulbauweise
Die fertig montierten Raummodule werden mithilfe eines Baukrans positioniert und dann zu einem fertigen Gebäude zusammengesetzt. Dies erspart viel Zeit auf der Baustelle! Weitere Vorteile, die mit dem modularen Bauen einhergehen, sind zum Beispiel:
- Produktion unter kontrollierten Bedingungen möglich
- keine Abhängigkeit vom Wetter durch Produktion in der Halle
- hohe Ausbauqualität
- kürzere Bauzeiten (bis 70 Prozent)
- gleichzeitige Bauabläufe möglich (z. B. Herstellung der Module und gleichzeitige Erstellung des Fundaments auf der Baustelle)
- termintreue Herstellung
- gute Kontrolle über Zeit und Kosten
- gute Umbau- und Erweiterbarkeit
Da in der modernen Zeit auch das Thema Nachhaltigkeit immer wieder eine Rolle spielt: Dieser Aspekt kann bei der Modulbauweise ebenfalls bei den Vorteilen eingeordnet werden. Die Raummodule erzeugen deutlich weniger Müll als im üblichen Hausbau. Außerdem lassen sich Lärm- und Schmutzbelastung stark reduzieren, was schon allein durch die Tatsache der Vorfertigung in der Halle und der kurzen Bauzeit vor Ort erklärbar ist. Die einzelnen Module können zudem rückgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Nach dem Rückbau sind aber auch die sortenreine Trennung der Bauabfälle und das Recycling der Materialien leicht möglich.
Wenige Nachteile beim modularen Bauen
Dass modulares Bauen als Trend gehandelt wird, verwundert angesichts der genannten Vorteile nicht. Allerdings stellt sich die Frage, ob es auch Nachteile gibt. Die Antwort: Ja, einige wenige Nachteile sind mit dem modularen Bauen verbunden. Einer davon ist die Einschränkung der Baufreiheit, denn nicht jeder Entwurf lässt sich über dieses Verfahren realisieren. Auch die Größendimensionen sind beschränkt, da die Module auf dem Lkw zur Baustelle gebracht werden müssen. Ein Prunkbau mit drei Meter hohen Wänden und 50 m² Wohnfläche pro Zimmer wird sich daher nur schwerlich in Modulbauweise realisieren lassen.
Ebenfalls nachteilig ist die höhere Bruttogeschossfläche. Sie resultiert aus der Tatsache, dass jede Raumeinheit für sich gebaut wird. Nach der Montage neben- oder übereinander wird deutlich, dass nun doppelte Innenwände vorhanden sind. Ein größerer Raumgewinn ist allerdings nicht damit verbunden. Durch Dämmung dieser Innenwände kann jedoch wiederum ein hoher Schallschutz bewirkt werden.
Sind auf dem Grundstück, auf dem sich die Baustelle befindet, Höhenunterschiede vorhanden, sind diese mit der konventionellen Bauweise besser zu nutzen. Die einzelnen Module müssen nahtlos anschließen, was bei einer unterschiedlichen Höhenlage schwierig ist.
Welche rechtlichen Vorgaben gelten?
Einige grundsätzliche Regelungen sind zu beachten, wenn ein Haus in Modulbauweise errichtet werden soll. Unter anderem sind diese rechtlichen Vorgaben wichtig:
- Landesbauordnung des betreffenden Bundeslands (je nach Bundesland gehört der Modulbau zu den nicht geregelten Bauarten, das Genehmigungsverfahren kann länger dauern)
- Musterbauordnung (geregelt sind hier Anforderungen an Bauwerke aller Art, unter anderem auch die Typengenehmigung der Modulbauweise)
Ist das modulare Bauen sinnvoll?
Die Vorteile der Modulbauweise überzeugen auch Skeptiker, sodass sich ein näherer Blick auf das Bauen in dieser Form lohnt. Ebenfalls berücksichtigt werden sollten die Kosten, die beim Bauen entstehen. Durchschnittlich ist ein modular errichtetes Gebäude rund 30 Prozent günstiger als ein konventioneller Bau. Ein Modulhaus aus Stahl kostet zwischen 300 und 500 Euro je Quadratmeter, ein Modulhaus aus Holz hingegen ist deutlich teurer. Dann fallen zwischen 1500 und 3000 Euro je Quadratmeter an, hinzugerechnet werden müssen die Kosten für den Zusammenbau. Dieser schlägt noch einmal mit 700 bis 900 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Damit ist das Modulhaus jedoch deutlich teurer als ein konventionell errichtetes Gebäude. Es lohnt sich jedoch, vorab Angebote einzuholen, denn die genannten Beträge sind nur beispielhaft zu verstehen. Zum Vergleich: Konventionelle Einfamilienhäuser schlagen beim Bau mit 1500 bis 2000 Euro zu Buche.
Günstiger wird der Modulbau spätestens dann, wenn Erweiterungen am fertigen Gebäude vorgenommen werden sollen. Die zusätzlichen Module werden in der Fabrik hergestellt und nur noch angesetzt. Bei einem herkömmlichen Bau hingegen ist der Anschluss an einen Neubauteil schon allein aufgrund der Dämmung und sich eventuell ergebender Kältebrücken nicht ganz einfach und vor allem nicht kostengünstig.
Modulbau – ja oder nein?
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Entscheidung für oder gegen das modulare Bauen keine Entscheidung aufgrund eines aktuellen Bautrends sein darf. Vielmehr sind die Rahmenbedingungen maßgeblich dafür. Auch die Anforderungen, die an das Gebäude gestellt werden, sind dabei wichtig. Bauexperten sehen in der Modulbauweise auf jeden Fall eine gute Alternative zum konventionellen Bauen, vor allem dann, wenn der Kostenaspekt ebenfalls berücksichtigt werden muss und kein Holzhaus entstehen soll. Letzteres wäre ungleich teurer als das durchschnittliche, regulär geplante und errichtete Wohnhaus.
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