Der Traum vom eigenen Heim rückt in Deutschland für viele in weite Ferne. Der Grund liegt in den hohen Bauzinsen und den gestiegenen Immobilienpreisen. Woher ein Grundstück zum Bauen nehmen, wenn es nicht bezahlbar scheint? Doch es gibt Mittel und Wege.
In Innenstädten gibt es kaum noch freie Flächen, die zum Bauen für private Bauherren infrage kommen. Das Ausweichen auf den Speckgürtel hat bereits vor vielen Jahren begonnen, auch dort sind keine großen Grundstücke mehr erhältlich. Die kleineren jedoch sind preislich dennoch mit einem großen Grundstück vergleichbar.
Die Immobilienpreise sind so hoch wie nie und auch hohe Kosten für den Hausbau vermiesen so manchem das große Vorhaben, ein eigenes Haus zu bauen.
Dann doch lieber auf das Land ausweichen? Was für viele auf den ersten Blick romantisch und erstrebenswert erscheint, kann trotz anfangs gesparter Immobilienkosten teuer werden. Allein die schlechte Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sorgt dafür, dass das Leben auf dem Land über die Jahre hinweg sehr teuer wird. Wer hier kein eigenes Auto zur Verfügung hat, verliert.
Die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt
Die Baugenehmigungen für Eigenheime gingen bereits 2022 stark zurück, 2023 gab es noch einmal einen gravierenden Rückgang. Diese Tendenz war das letzte Mal etwa elf Jahre zuvor zu beobachten gewesen. Dennoch sind die Hausbaufirmen lange Zeit im Voraus ausgebucht, Handwerker teuer wie nie und Termine nur schwer zu bekommen. Oft ist es nur das berühmte Vitamin B, das zu einem Termin mit einem Bauunternehmen verhilft. Der Mangel an Fachkräften zeigt sich im Baugewerbe mit ganzer Kraft.
Allerdings könnte sich hier eine Trendumkehr vermuten lassen, wenn die Entscheidung immer häufiger zugunsten der Mietwohnung anstatt für das Eigenheim fällt. Die Bauzinsen bewegen sich stark nach oben und lagen Ende 2023 bereits bei über vier Prozent. Neben den hohen Grundstückspreisen sind es die Baukredite, die durch ihre Verteuerung zu einem Rückgang der Nachfrage führten. Insgesamt führten diese Gründe dazu, dass weniger gebaut wird als noch vor einigen Jahren:
- hohe Bauzinsen
- unzureichende Förderpolitik
- hohe Kosten für Baumaterial
- Fachkräftemangel
Wochenlange Wartezeiten einplanen
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks warnt vor einer Rezession, die das gesamte Baugewerbe betreffen könnte. Dennoch ist es nach wie vor so, dass Bauherren wochenlange Wartezeiten hinnehmen müssen, um einen Auftrag ausführen lassen zu können. Hinzu kommen teils erhebliche Preissteigerungen von 30 Prozent oder mehr.
Die Wartezeit auf einen Maurer beträgt derzeit mindestens sechs Monate, oft sogar noch länger. Ein Elektriker oder ein Dachdecker lässt wenigstens vier Monate auf sich warten. Die Firmen leiden unter den fehlenden Mitarbeitern, unter zu hohen Lohnnebenkosten und den bürokratischen Vorgaben, nach denen sie sich richten müssen.
Zudem sind viele Verbraucher verunsichert, was neue Vorgaben und Regelungen in Bezug auf das Gebäude-Energiegesetz angeht. Sie zögern Bauaufträge hinaus, um dann doch den entsprechenden Wunsch zu äußern. Das hat zur Folge, dass Bauunternehmen schlechter planen können, was ebenfalls zu Verzögerungen führen kann.
Hausbau so teuer wie nie
Die Preise für Baumaterialien stiegen zwischen 2015 und 2020 bereits um rund 15 Prozent. Danach kam es dank Corona und Ukraine-Krieg zu einer wahren Preisexplosion. Betonstahl wurde bis 2021 um 50 Prozent teurer, die Preise für Bauholz verdreifachten sich sogar. Diese Entwicklung hat sich zwar inzwischen wieder verlangsamt, dennoch sind die hohen Preise nicht rückläufig.
Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie liegen die Preise für Bauholz immer noch um 20 bis 30 Prozent höher, Baukies und Zement sind sogar noch mehr als 50 Prozent teurer. Die gestiegenen Preise für Baumaterial in Verbindung mit den hohen Grundstückspreisen bewirken, dass das Bauen für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen fast unerschwinglich geworden ist.
Bauen mit staatlicher Förderung
Doch trotz der hohen Preise lohnt es sich, ins eigene Heim zu investieren. Die Sicherheit einer eigenen Immobilie, die später sogar zum Erbstück für Kinder und Enkel werden kann, ist unvergleichlich. Zudem ist ein eigenes Haus mehr als nur eine Wohnmöglichkeit, es ist auch Rückzugsort, Wellnesstempel und Ferienobjekt in einem. Die ganze Familie kann sich hier wohlfühlen.
Wer sich die aktuellen Preise nicht allein leisten kann, sollte unbedingt eine staatliche Förderung nutzen. Knackpunkt sind vor allem die Investitionen in das Energiekonzept. Dieses muss den aktuellen strengen Bedingungen der neuen Energieeffizienz-Standards genügen und soll diese nicht nur erfüllen, sondern bestenfalls sogar übertreffen.
Staatliche Förderungen über die KfW sind ebenso möglich wie regionale und lokale Förderungen. Um diese zu erhalten, ist das Energiekonzept des Hauses umfassend und schlüssig auszuarbeiten. Enthalten sein sollten neben einer umweltfreundlichen Heizungsanlage eine Photovoltaikanlage und ein Energiespeicher.
Die KfW fördert den umwelt- und klimafreundlichen Hausbau über verschiedene Programme. Vergeben werden dafür günstige Kredite mit langer Zinsbindung und einer tilgungsfreien Zeit. Wer zwischendurch zu Geld kommt, kann die Rückzahlbeträge durch vorzeitige Rückzahlungen weiter senken.
Ist es besser, ein Haus zu kaufen, statt eines zu bauen?
Angesichts der Probleme, bezahlbares Bauland zu finden, kommt vielleicht die Idee auf, ein fertiges Haus mit Grundstück zu kaufen. Nachteilig ist dabei natürlich die fehlende eigene Gestaltung, wenngleich im Innenbereich noch viele Veränderungen durch ein Versetzen von Wänden und Fenstern möglich sind. Im selbst geplanten Haus lassen sich zudem zahlreiche technische Details umsetzen, die in einem Bestandsobjekt aufwändig und teilweise kostenintensiv nachgerüstet werden müssen.
Gleichwohl spart der Hauskauf Zeit und Nerven. Zudem ist er oft auch in einer bevorzugten Wohnlage, beispielsweise in der Innenstadt möglich. Experten sind sich einig, dass der Kauf eines Hauses im Bestand günstiger als der Neubau ist. Wer aber ganz individuelle Vorstellungen vom persönlichen Traumhaus hat, wird mit einer Bestandsimmobilie oft erst dann glücklich, wenn umfassende Umbauten vorgenommen wurden. Diese fressen aber wiederum den Vorteil des günstigeren Kaufs auf.
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