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Deutsche Verbraucher zahlen zu viel für Strom

Viele Verbraucher in Deutschland zahlen deutlich zu viel Geld für ihren Strom. Dabei ist es meist Bequemlichkeit, die dazu führt, dass die Stromrechnungen derartig hoch sind. Die Rede ist hier von rund fünf Milliarden Euro pro Jahr, die gespart werden könnten.

Hochspannungsleitung von Steckdose überlagert

Deutsche Verbraucher greifen zu tief in die Tasche, wenn es um die Stromrechnung geht. (Bild: photographyMK / clipdealer.de)

Bequemlichkeit führt zu hohen Stromkosten

Viele rollen mit den Augen und stöhnen genervt auf, wenn die aktuelle Stromabrechnung ins Haus flattert. Doch bei den meisten Verbrauchern müssten diese Unmutsbekundungen nicht sein, wenn sie nicht so bequem wären! Diese unliebsame Erkenntnis trat durch Untersuchungen des Verbraucherportals Verivox zutage.

In der entsprechenden Auswertung hieß es, dass viele Verbraucher einfach zu bequem dazu sind, ihren Stromtarif zu wechseln. Sie bleiben einem Anbieter treu, weil dies deutlich einfacher ist, als sich um die rechtzeitige Kündigung zu kümmern. Doch wer über hohe Kosten durch Bequemlichkeit schimpft, sollte diese Energie lieber in einen Anbietervergleich stecken.

Heraus kam, dass rund ein Viertel der Haushalte in Deutschland Strom durch den örtlichen Versorger und hier über den Grundversorgungstarif erhält. Das mag zwar einfach sein und macht keinerlei Umstände, stellt sich aber mit Abstand als teuerste Tarifgruppe dar. Etwa zehn Millionen Haushalte kümmern sich demnach nicht um den Wechsel des Stromanbieters, interessieren sich aber auch nicht dafür, ob der aktuelle Anbieter wenigstens interessantere Tarife zu bieten hat.

Der Grund für die Situation ist klar: Beim Einzug in eine neue Wohnung oder nach dem Hausbau muss der Anbieter aktiv gewählt werden. Wer das nicht macht, wird in den Grundversorgungstarif des örtlichen Stromversorgers eingestuft, welcher jederzeit gekündigt werden kann. Der große Vorteil der Kündigungsfreiheit wird aber mit vergleichsweise hohen Preisen bezahlt.

Wechsel zu anderen Anbietern lohnt sich finanziell

Sicherlich bedeutet es ein wenig Aufwand, den Stromanbieter zu wechseln. Es müssen Preisvergleiche vorgenommen und die einzelnen Konditionen detailliert geprüft werden. Doch dieser Aufwand kann sich lohnen! Angaben zufolge zahlen die deutschen Kunden 2024 rund 12,4 Milliarden Euro für Strom, wohingegen der günstigste Tarif nur Zahlungen in Höhe von bis zu 6,9 Milliarden bedeuten würde. Das sind immerhin 5,5 Mrd. Euro Unterschied.

Energieexperten zeigen sich erstaunt, warum so viele Menschen nicht bereit sind, ein wenig Aufwand zu betreiben und sehr viel Geld zu sparen. Dabei ist der Wechsel des Stromanbieters schon seit über 25 Jahren problemlos möglich, es handelt sich dabei also nicht um einen neuen, bisher noch unbekannten Schritt. Außer der vermuteten Bequemlichkeit scheint es keine wichtigen Gründe zu geben und so bleibt es wohl dabei: Deutsche zahlen zu viel für Strom.

Der aktuelle Strompreis

Derzeit liegt der Strompreis in Deutschland bei durchschnittlich 25,4 Cent je Kilowattstunde (Stand: 10. Juli 2024). Die Mehrwertsteuer ist im genannten Betrag bereits inbegriffen. Ein Haushalt mit vier Personen verbraucht etwa 3000 kWh im Jahr, der durchschnittliche Strombedarf im Einfamilienhaus liegt bei etwa 4000 kWh. Die Stromkosten für einen üblichen Haushalt liegen damit zwischen 762 und 1016 Euro, der zu entrichtende Grundpreis muss allerdings noch hinzugerechnet werden. Je nach Stromanbieter unterscheidet sich dieser Grundpreis aber, daher kann hier auch kein konkreter Preis genannt werden.

Hinzu kommt, dass die Strompreise teilweise nicht nur regional, sondern auch zeitlich variieren und nachts günstiger sein können als am Tage. Wie die Preise genau geregelt sind, ist abhängig vom jeweiligen Tarif. Auch ein dynamischer Strompreis ist möglich: Dabei variiert der Preis tages- und stundenabhängig und richtet sich nach den aktuellen Strompreisen am Weltmarkt. Daher kann es sein, dass ein Verbraucher monatlich unterschiedliche Summen zahlt. Die Ersparnisse können dabei sehr hoch sein.

So setzt sich der Strompreis zusammen

Verschiedene Einzelfaktoren werden zusammengenommen und bilden den Strompreis in Deutschland. Dabei ist der größte Faktor die Beschaffung des Stroms. Derzeit ist die Zusammensetzung des Preises wie folgt geregelt:

  • 42,5 Prozent für die Energiebeschaffung
  • 28 Prozent als Netznutzungsentgelte
  • 16 Prozent für die Umsatzsteuer
  • 5,5 Prozent für die Stromsteuer
  • 4,5 Prozent als Konzessionsabgabe
  • 1,8 Prozent als Umlage für das Offshore-Netz
  • 1,1 Prozent für die Umlage gemäß § 19
  • 0,7 Prozent für die KWKG-Umlage

Vor allem der Punkt der Energiebeschaffung kann jederzeit erhöht werden, was sich direkt auf den Strompreis für die Verbraucher auswirkt.

Strom wird durch neue Stromumlage noch teurer

Die Bundesregierung will den Strompreis noch einmal anheben und plant, die Stromumlage zu überarbeiten. Damit sollen neue Gaskraftwerke finanziert bzw. bereits bestehende Kraftwerke modernisiert werden. Die neuen Kraftwerke sollen dazu beitragen, die Stromversorgung der Bürger sicherzustellen. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung deutlich zu erhöhen. Die Kraftwerke sind jedoch vonnöten, wenn Sonne und Wind nicht genügend Energie liefern.

Für Verbraucher bedeutet das, dass frühestens 2028 mit einer neuen Stromumlage und somit mit einer nicht abwendbaren Erhöhung zu rechnen ist. Die Rede ist hier vom „Kapazitätsmechanismus“, der laut Aussage des zuständigen Ministeriums aktuell nicht zum Tragen kommt. Angeblich soll die Umlage gering ausfallen und sich im Bereich einer „kleinen Nachkommastelle“ bewegen. Es wird laut Verivox erwartet, dass sich die Mehrbelastung für eine Durchschnittsfamilie auf einen bis drei Euro erstreckt.

Bundeswirtschaftsminister Habeck hat bereits vorsichtshalber darauf hingewiesen, dass eine ähnliche Verfahrensweise auch in anderen Ländern üblich sei und dass die Finanzierung der Maßnahmen, die zur sicheren Stromversorgung nötig sind, über eine derartige Umlage üblich sei. Experten zufolge ist es bislang nicht möglich, die genaue finanzielle Belastung durch die Stromumlage zu benennen, angeblich beliefen sich derartige Schätzungen im Bereich des Spekulativen. Es bleibt also abzuwarten, ob der ohnehin schon teure Strom noch teurer wird und ob die Verbraucher, die aktuell noch aus Bequemlichkeit zu viel zahlen, spätestens mit der nächsten Strompreiserhöhung wach werden.

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Autor: Veröffentlichung durch Stefan Oberhauser
Veröffentlicht in: Wohnen
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