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Ein autarkes Haus als Alterantive

Angesichts steigender Energiepreise und teilweiser Versorgungsschwankungen, bekommt die Idee vom autarken Haus einen ganz neuen Reiz. Dabei kann die Autarkie gänzlich bestehen oder wird nur für einen kleinen Teil umgesetzt.

Begrüntes unteres Dach mit Raseneindeckung, darauf eine Wärmepumpe, und darüber ein zweites Dach mit Photovoltaikanlagen

Elemente der Autarkie – begrüntes Zwischendach, PV-Anlage, Wärmepumpe (Bild: guteksk7 / clipdealer.de)

Ein autarkes Haus ist energetisch gesehen unabhängig und auf keinerlei Anbindung an externe Versorgungsnetze angewiesen. Über Batterien werden Energieüberschüsse für Zeiten des Mehrbedarfs gespeichert. Auch das Sammeln von Regenwasser und Grauwasser ist möglich, um den Wasserverbrauch der Hausbewohner zu decken. Dafür gibt es verschiedene intelligente Energiemanagement-Systeme.

Das autarke Haus ist demnach in der Lage, sich selbst zu versorgen. Es kommt dem Wunsch der Menschen, völlig unabhängig von der öffentlichen Versorgung zu sein, sehr nahe. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass entsprechend verschiedener Studien und Forschungen mehr autarke Häuser möglich sind und sogar bis zu 50 Prozent der Eigenheime in Europa unabhängig sein könnten.

Das autarke Haus ist in der Lage, Strom und Wärme für sich selbst und seine Bewohner zu produzieren, es kommt ohne kommunale Wasser- und Abwasserleitungen aus. Gesteigert werden kann diese Form der Unabhängigkeit nur noch durch die Selbstversorgung mit Lebensmitteln, sodass nicht nur das Haus autark ist, sondern auch seine Bewohner unabhängig leben können.

Voraussetzungen für ein autarkes Haus

Damit ein Haus wirklich autark sein kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Passende Lage des Hauses: Damit Solaranlagen bestmöglich arbeiten können, muss eine ausreichende Sonneneinstrahlung gewährleistet sein. Außerdem ist der Standort ideal, wenn genügend Wind für eine Windkraftanlage wirken kann, wenn der Zugang zum Grundwasser über Brunnen möglich ist und wenn genügend Platz für den Anbau eigener Lebensmittel vorhanden ist. Die Lage ist somit optimal, wenn das Haus nahezu in Alleinlage, an einem sonnigen und nicht windgeschützten Ort steht.
  • Energieeffiziente Bauweise: Die Energieeffizienz des Hauses muss den neuesten Standards entsprechen. Etwaige Wärmeverluste müssen bestmöglich minimiert werden, die Bauweise sollte luftdicht sein, um Zugluft zu verhindern. Außerdem muss das Haus passend zur Sonneneinstrahlung ausgerichtet sein.
  • Technische Ausstattung: Zur Stromerzeugung braucht das autarke Haus eine Photovoltaikanlage sowie eine Windkraftanlage. Ein Batteriespeicher ist für die Speicherung des überschüssigen Stroms wichtig. Systeme für die Nutzung des Regenwassers sowie Brunnen sollten vorhanden sein. Für den zeitigen Anbau von Gemüse im Frühjahr muss auf dem Grundstück genügend Platz für ein großes Gewächshaus sein.
  • Rechtlich sichere Basis: Um ein besonderes Haus bauen zu können, braucht der Bauherr eine spezielle Baugenehmigung. Ein autarkes Haus als neue Wohnform kann auch rein optisch durchaus von den Standardimmobilien abweichen!
  • Finanzierung klären: Vor Baubeginn sollte die Finanzierung des autarken Hauses genau geklärt sein, denn meist ist ein solches Gebäude bezogen auf die Baukosten teurer. Da es aber verschiedene Fördermittel gibt, die für eine bessere Energieeffizienz genutzt werden können, sollten sich Eigentümer bezüglich derartiger staatlicher Unterstützungen rechtzeitig informieren. Danach gilt es, eine sorgfältige Planung der Finanzen vorzunehmen und dabei alle entstehenden Kosten zu berücksichtigen.

So wird das Haus autark

Verschiedene Ansatzpunkte sind für ein autarkes Haus maßgeblich:

  • Stromautarkie: Wind und Sonne stehen meist nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, da es stets windstille und bedeckte Zeiten gibt. Vor allem nachts kann die Solaranlage verständlicherweise keinen Strom produzieren. Nötig ist daher ein zusätzlicher Stromspeicher, sofern auf den Zugang zum Stromnetz komplett verzichtet wird. Um die Stromversorgung autark zu gestalten, wird meist auf Photovoltaikanlagen gesetzt, sie sind technisch ausgereift und kostengünstiger als beispielsweise eine Kleinwindanlage. Bei einem jährlichen Verbrauch von 4.000 kWh muss die Anlage eine Fläche von wenigstens 40 m² haben. Dies ist mitunter schwer umsetzbar, Speicher sind zudem noch sehr teuer.
  • Wärmeautarkie: Die meisten Heizsysteme laufen schon jetzt autark, was lediglich bei der Heizung mit Fernwärme oder Gas nicht der Fall ist. Sogar die Ölheizung läuft autark, sie braucht dafür nur die rechtzeitige Lieferung des Heizöls. Alternativen sind die Pelletheizung oder ein klassischer Holzofen. Bei einem autarken Haus geht es aber meist darum, dass die Energie zum Erwärmen des Hauses direkt vor Ort gewonnen wird. Das wiederum ist mithilfe der Solarthermie oder einer Wärmepumpe möglich. Wirklich autark sind die Systeme aber nur, wenn der Strom ebenfalls ohne weiteren Zulieferer gewonnen wird.
  • Wasser- und Abwasserautarkie: Ist dies in der betreffenden Region erlaubt, kann ein Brunnen gebohrt werden. Auch das Auffangen von Regenwasser ist möglich. Gerade hier gibt es in Deutschland allerdings ein Problem, denn es herrscht der sogenannte Anschlusszwang. Jedes Haus muss zwingend an die Wasser- und Abwasserversorgung angeschlossen werden, eine autarke Entsorgung von Abwasser ist nur noch in Ausnahmefällen gestattet. Der Anschluss an das öffentliche Netz muss vorhanden sein, selbst wenn dieses nicht genutzt werden soll.

Die Vor- und Nachteile autarken Wohnens

Wer autark leben möchte, profitiert von geringeren Betriebskosten ebenso wie von einem hohen Maß an Unabhängigkeit bezogen auf die gesamte Infrastruktur. Selbst bei Ausfällen der öffentlichen Versorgungsnetze wäre das autarke Haus nicht betroffen und die Bewohner könnten den gewohnten Komfort auch weiterhin genießen.

Allerdings hat auch ein autarkes Haus nicht nur Vorteile, sondern wartet auch mit gewissen Nachteilen auf. Zu nennen sind hier beispielsweise die hohen Anfangsinvestitionen, die um einiges höher liegen als bei einem konventionellen Haus. Eine Ausfallsicherheit besteht nicht: Ist die eigene Versorgungsanlage defekt und es gibt keinen Anschluss an das öffentliche Versorgungsnetz, stehen die Hausbewohner ohne Wasser und Strom da. Das kann spätestens bei einem längerfristigen Ausfall der Anlagen sehr unangenehm werden.

Problematisch kann die nicht konstante Qualität des Trinkwassers sein. Hier sind ständige Kontrollen und mitunter Aufbereitungsmaßnahmen nötig, um ein sicheres Lebensmittel zu erhalten. Dank des Anschlusszwangs ist eine komplette Autarkie von Wasser- und Abwasseranschlüssen ohnehin kaum möglich.

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Autor: Veröffentlichung durch Stefan Oberhauser
Veröffentlicht in: Passivhaus, Hausbau
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