Warum ist der Tausch heute sinnvoll? Wer jahrzehntelang denselben mechanischen Zylinder nutzt, hat sich an Nachschlüssel, ausgeleierte Federn und den lästigen „Schlüsselbund-Karabiner“ gewöhnt.
Elektronische Schließzylinder lösen diese Probleme: Sie erlauben schlüsselloses Öffnen per App, Transponder oder Fingerabdruck, protokollieren Zugriffe und lassen sich jederzeit neu programmieren. Geht ein Transponder verloren, wird er mit zwei Taps in der App deaktiviert – teure Schließplan-Neuausstellungen entfallen.

Es ist Zeit für einen Wechsel zu einem digitalen Türschloss (Bild: sinenkiy / clipdealer.de)

Vorarbeit: Messen statt Raten

1. Außen- und Innenmaß ermitteln
   Öffnen Sie die Tür, stellen Sie sie auf 90°. Messen Sie von der Befestigungsschraube (mittig unter dem Riegel) bis zur Außenkante des Beschlags und dann von der Zylindermitte bis zur Innenseite der Beschlagoberfläche.
2. Türdicke & Überstand prüfen
   Viele Digitalsysteme brauchen 2–3 mm Ãœberstand, der jedoch maximal 3 mm betragen darf, da sonst u. U. der Versicherungsschutz erlischt. Grund: Einbruchhebel sind sonst schneller angesetzt. Sitzt der Beschlag tief, messen Sie den Abstand bis zur Schildoberfläche und wählen Sie ggf. ein verlängertes Modell.
3. Profilform berücksichtigen
   In Deutschland dominieren Euro-Profilzylinder. Schweizer Rund- oder skandinavische Ovalformen erfordern spezialisierte Smart-Locks – achten Sie bei der Bestellung auf das Profilkürzel.

Ausbau des alten Zylinders

Stecken Sie einen Schlüssel ein und drehen Sie ihn ca. 30°, bis der Mitnehmer mit dem Gehäuse fluchtet. Jetzt lösen Sie die einzige Zylinderschraube, ziehen den Zylinder samt Schlüssel nach außen und legen ihn beiseite. Festsitzende Exemplare lassen sich mit sanften Klopfbewegungen lösen; vermeiden Sie Öl – es zieht Staub an.

Einbau des digitalen Nachrüstzylinders

1. Zylinder einstellen
   Manche Systeme besitzen Teleskop-Verlängerungen. Schrauben oder schieben Sie auf Ihr zuvor ermitteltes Maß.
2. Einsetzen & fixieren
   Führen Sie den neuen Zylinder ein; der mitgelieferte Mitnehmer rastet meist automatisch. Danach die Befestigungsschraube eindrehen, aber nur handfest anziehen.
3. Erstkonfiguration
   App starten, QR-Code scannen, Master-Transponder anlernen oder Fingerabdruckmodul initialisieren. Viele Modelle bieten einen Installations-Wizard, der Schritt für Schritt durch Funkprotokoll, Batterieladung und Kalibrierfahrt führt.
4. Funktionsprüfung
   Tür schließen, von außen per App entriegeln, innen per Drehknauf verriegeln, bei Notfunktion auch mit dem mechanischen Schlüssel testen.

Auswahlkriterien für das optimale System

Sicherheitsaspekte realistisch bewertet

Digitale Zylinder nutzen Rolling-Code-Verschlüsselung, AES-128/256 oder proprietäre Token. Professionelle Pen-Tests zeigen: Die größte Schwachstelle ist nicht das Schloss, sondern das Passwort des Cloud-Kontos. Aktivieren Sie daher Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Funk-Jamming lässt sich mit gepufferten Motoren umgehen; Qualitätshersteller integrieren eine Notkupplung, die bei Störung auf den mechanischen Schlüssel zurückfällt.
Wer zusätzlich vernetzen will, setzt auf einen elektronischen Schließzylinder mit Audit-Trail, der jede Bewegung im Protokoll erfasst – praktisch für Vermieter und Facility-Manager.

Wartung & Lebensdauer

• Batteriewechsel: Wechseln Sie nach Herstellerangabe oder bei 20 % Restladung. Apps geben Push-Warnungen.
• Dichtungen prüfen: Außenseitig IP65-Dichtungen gelegentlich säubern. Sand im Drehknauf verkürzt die Lebensdauer der Lager.
• Firmware-Updates: Einmal pro Quartal nach neuen Versionen suchen und installieren – Sicherheitslücken werden so geschlossen.
• Reinigung: Kein Öl verwenden; ein Mikrofasertuch und Kunststoffpflege genügen.

Integration ins Smart Home

Digitale Zylinder lassen sich in Szenen einbinden – etwa „Gute Nacht“: Alarmanlage scharf, Heizung absenken, Tür verriegeln. Verschiedene Systeme erkennen den Türstatus als Trigger.
Bei Geofencing öffnet das Schloss, sobald Ihr Smartphone den Hotspot betritt. Für Mehrparteienhäuser bieten Cloud-Dashboards Rechte-Stufen: Bewohner, Service, Postbote.

Typische Anwendungsbereiche

• Eigentumswohnungen: Kein Schlüsselnachmachen mehr bei Verlust, niedrige Einstiegspreise.
• Ferienimmobilien & AirBnB: Zeitlich begrenzte Codes für Gäste, automatische Sperre nach Checkout.
• Handwerksbetriebe: Temporäre Rechte für Subunternehmer, Nachverfolgung im Schadensfall.
• Öffentliche Gebäude: Kombinierbar mit Fluchtwegsystemen; RFID-Badges ersetzen Schlüsselbunde.

Häufige Fragen kompakt beantwortet

Kann der Zylinder gehackt werden?
In der Theorie ja; in der Praxis verhindert End-to-End-Verschlüsselung und ein engmaschiger Update-Zyklus die meisten Szenarien.

Wie lange halten die Batterien wirklich?
Bei fünf Öffnungen pro Tag erreichen hochwertige Modelle 12 – 18 Monate. Kälte verringert Kapazität um bis zu 30 %.

Was passiert bei Stromausfall?
Türschlösser arbeiten batteriebetrieben, Netzstromausfall ist irrelevant. Leere Batterien meldet die App Wochen vorher.

Lässt sich der alte Schlüssel weiterverwenden?
Ja, sofern ein Not- und Gefahrenzylinder gewählt wird oder der Hersteller einen beidseitig schließbaren Kern mitliefert.

Ist die Montage in Mietwohnungen erlaubt?
Da keine Bohrungen notwendig sind und sich der Zylinder rückstandslos entfernen lässt, genügt meist eine formlose Information an den Vermieter, sofern das Schloss rückstandslos entfernt werden kann und keine Beschläge angebohrt werden.

Wie zeitaufwendig ist die Montage?
Mit sorgfältiger Planung, präzisem Messen und einem zertifizierten System ist der Austausch hin zu digitaler Schließtechnik binnen einer Stunde erledigt.