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Im Gespräch mit den „Solar Frauen Schweiz“

Die Hauptaktivität der „Solar Frauen Schweiz“ liegt in der Durchführung von Besichtigungen energetisch fortschrittlicher Gebäude. Im Gespräch mit Anne-Regula Keller, Leiterin der Geschäftsstelle der SFS in Solothurn.

Solar Frauen Schweiz und die Solartechnik

Für die "Solar Frauen Schweiz" steht Sonnenenergie im Fokus. (Foto: Rainer Sturm / Pixelio.de)

Die „Solar Frauen Schweiz“ haben sich der breiten Thematik der Sonnenenergie verschrieben und helfen mit ihren Veranstaltungen, Hemmschwellen der Frauen vor Technik – insbesondere vor der Solartechnik – abzubauen. Die Solar Frauen Schweiz (SFS) sind eine Untergruppe der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie (SSES). Ihre Hauptaktivität liegt in der Durchführung von Besichtigungen von Solarbauten oder sonstigen energetisch fortschrittlichen oder bautechnisch interessanten Gebäuden. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit Anne-Regula Keller. Sie ist Leiterin der Geschäftsstelle der SFS in Solothurn.

Anne Regular Keller von den "Solar Frauen Schweiz"

Anne Regula Keller (SFS) im Gespräch mit "Mein Bau". (Foto: SFS)

Anne Keller, wie kam es zu der Vereinigung „Solar Frauen Schweiz“ und seit wann gibt es den Verbund?

Wir Solar Frauen Schweiz (SFS) sind eine Untergruppe der Schweizerischen Solarvereinigung SSES (Société suisse d‘ énergie solaire) über alle geografischen Sektionen hinweg. Wir sind seit mindestens 18 Jahren aktiv. Unser Ziel ist es, Frauen zu sensibilisieren und zu befähigen, in Energie- und Haustechnikfragen kompetent mitzureden und mitzuentscheiden, anstatt wie so oft entmutigt zum Partner zu sagen: „Uii, das ist technisch, entscheide du!“.

Stehen Frauen denn in Ihrer Sicht dem Themenkomplex der erneuerbaren Energien offener gegenüber als Männer?

Ja, Frauen sind eigentlich offener gegenüber erneuerbaren Energien als Männer. Damit sie sich trauen, vermeintlich „dumme Fragen“ zu stellen, soll die Information in Kursen, bei Besichtigungen und anderen Anlässen von Frau zu Frau und ausschließlich unter Frauen erfolgen. Alljährliche Grundsatzdiskussionen haben nun aber dazu geführt, dass die jeweilige Organisatorin entscheiden kann, ob sie ihren Anlass auch für Männer öffnen will. Denn oft ist es für beide Seiten frustrierend, interessierte Männer abzuweisen.

Wie viele Mitglieder bzw. Mitstreiterinnen gibt es inzwischen?

Eigentlich sind wir eine Gruppe von nie mehr als einem Dutzend Frauen, die einige Jahre aktiv sind und sich dann meist aus beruflichen Gründen wie etwa Arbeitslast, Auswandern oder ähnliches wieder zurückziehen müssen. Bisher beschränken sich unsere Aktivitäten auf die Deutschschweiz. Angesprochen sind sowohl Fachfrauen wie einfach interessierte Frauen, die im Solarbereich etwas bewirken wollen. Zurzeit sind wir eine Solarphysikerin, eine Energieingenieurin, vier Architektinnen, eine Kauffrau, eine Musikpädagogin, eine Innenarchitektin und ich (Journalistin).

Lassen sich neue Interessentinnen schnell für Ihre Idee und Ihren Verbund begeistern?

Die Rekrutierung neuer „Aktivistinnen“ scheint zunehmend schwieriger zu werden. Je nach aktueller Zusammensetzung bieten wir Kurse, Ausstellungen, Workshops oder geführte Besichtigungen an, um das Interesse weiter zu steigern. Zudem versuchen wir, ab und zu Angebote gemeinsam mit andern Organisationen zusammen zu lancieren (etwa WWF, Fachfrauen Umwelt, 2000-Watt-Gesellschaft, Architektinnengruppen etc.). Und natürlich laden wir via regionale Medien sowie Ökomedien öffentlich ein. Unsere Adressliste interessierter Frauen, denen wir möglichst elektronisch unsere Einladungen senden, umfasst etwa 250 Namen. An unseren Veranstaltungen nehmen in der Regel dann zwischen 15 und 40 Frauen teil.

Das will natürlich auch finanziert sein. Wer hilft Ihrem Verband diesbezüglich?

Wir werden finanziell unterstützt von der Mutterorganisation SSES und sind im Übrigen für spezielle Projekte auf Sponsoren angewiesen.

Solartechnik, da schüttelt die eine oder andere Frau möglicherweise noch etwas ratlos den Kopf. Wie helfen Sie in Ihrem Verband konkret, solche Hemmschwellen abzubauen?

Bei uns kommen immer Fachfrauen mit großem Wissen wie etwa Architektinnen, Energieplanerinnen und Physikerinnen zusammen mit „Anfängerinnen“, die sich nicht scheuen sollen, mit Fragen nachzuhaken, wenn sie etwas noch nicht verstehen. Jede Besichtigung schließt mit einem gemütlichen Apéro in einem Raum des Besichtigungsobjekts oder im Garten (seltener in einer Kaffeerunde in einem Restaurant), damit man weitere Fragen stellen und sich vernetzen kann.

Worin liegen derzeit noch die größten Schwierigkeiten in Hinblick auf solarenergetische Themenkomplexe?

Vorläufig kämpfen wir noch immer dafür, dass in der breiten Bevölkerung klar wird, dass es zweierlei solare Energienutzung gibt: thermische mit Kollektoren und Lichtumwandlung in Elektrizität mittels Photovoltaik (PV). Man spricht ja leider oft einfach von Solaranlage. Dass es Flachkollektoren und Röhrenkollektoren gibt und wie sie sich unterscheiden, dass es monokristalline, polykristalline und amorphe PV-Panels gibt, wie groß die unterschiedlichen Wirkungsgrade sind, wie weit Dünnschichtzellen und flexible Panels bereits angewendet werden können, was eine Wärmepumpe pumpt (und welcher Typus wie effizient ist) und dass es dabei Strom braucht, den man mit PV produzieren sollte, wie sinnvoll Pelletsheizungen sind, das alles lernen Frauen an unseren Besichtigungen.

Die Frau am Bau – das war bis vor kurzem noch ein Buch mit sieben Siegeln. Nun stehen wir bereits mitten in Zeiten der energetischen Wende. Wie ermuntern sie Frauen, sich speziell für diese Energieform zu entscheiden?

Ganz wichtig ist, dass interessierte Bauherrinnen wissen, dass sie – vor allem bei Sanierungen, die jetzt immer wichtiger werden – von Anfang an und dank professioneller Beratung ein Gesamtkonzept im Hinterkopf haben, damit sie nicht durch unüberlegte Planung eine weitere Etappe hin zu „erneuerbar“ verunmöglichen oder verteuern. Wir zeigen möglichst neuartige Technologien oder Technologieanwendungen oder dann originelle und/oder einfache Sanierungsmöglichkeiten. Im Idealfall kann nicht nur die Haustechnik, sondern auch das Gebäudeinnere besichtigt werden. Ist ein Haus schon bewohnt, geben die Bewohner meist bereitwillig Auskunft.

Wie lange benötigt es in der Regel, bis sich interessierte Frauen in diesem Thema fachmännisch bewegen?

Es gibt Frauen, die aus verschiedenen Deutschschweizer Regionen wenn immer möglich zu allen Angeboten anreisen. Andere kommen nur für eine sie interessierende Technologie oder wenn ein Anlass vor ihrer Haustüre stattfindet. Der Wissensstand ist immer sehr unterschiedlich, was aber kein Problem ist. Da sich die Anwendung erneuerbarer Energien zurzeit stark entwickelt, hat man nie ausgelernt. Wir schauen ja auch, welche Fenstertypen sich wofür am besten eignen, wie Probleme bei kontrollierter Lüftung vermieden werden, welche Bauweisen noch mehr Behaglichkeit versprechen (z.B. Lehm-Stroh-Holz-Häuser), wie man Wintergärten sinnvoll nutzt, wie man Passivhäuser optimal beschattet etc. Keine Besucherin, ja, auch keine der aktiven SolarFrauen, wird je alles überblicken und völlig verstehen. Aber viele Mosaiksteine zeigen mit der Zeit ein Gesamtbild.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir SFS wünschen uns, dass schnell nur noch erneuerbare Energien genutzt werden, die in Kombination mit guter Isolation, gewitzten und effizienter Technologien alle fossilen Energien und Atomenergie unnötig machen. Mit unserem Engagement möchten wir erreichen, dass dabei die Frauen entschlossen mithelfen, die Energiewende herbeizuführen und mit allen Ressourcen sorgsam umzugehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die weiteren Aktivitäten der „Solar Frauen Schweiz“!

„Solar Frauen Schweiz“ unterwegs:

Die "Solar Frauen Schweiz" mit Sitz in Solothurn

Energetisch fortschrittliche Gebäude und Energieanlagen stehen im Fokus. (Foto: SFS, Collage: Mein Bau)

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Autor: Ursula Pidun
Veröffentlicht in: Passivhaus, Hausbau, Interview
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