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Friedensreich Hundertwasser – sensibler Geist mit Sinn und Liebe für seine Umwelt

Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) war unbestreitbar einer der bedeutendsten und vielseitigsten österreichischen Künstler und Visionäre, der es verstand, seine Kunst in den Mittelpunkt eines ökologischen Umgangs mit der Umwelt zu stellen. Er hat seine Umgebung nicht nur bedeutend mit seinen Objekten der angewandten Kunst beeinflusst, sondern auch eine Vielzahl an architektonischen Einmaligkeiten geschaffen, die viele Anhänger fanden, aber auch kontroverse Diskussionen auslösten. Er selbst bezeichnete sich als Architekturdoktor und vertrat seine Auffassung, dass eine Architektur nur in Harmonie mit der Natur möglich sein sollte.

Das Hotel bzw. die Therme Rogner Bad Blumau

Das Hotel Rogner Bad Blumau mit seiner Therme bei Nacht (Foto: Intentionalart / Wikimedia Commons)

Hundertwasser – skurrile Bauten mit visionärem Hintergrund

Hundertwasser entwarf 38 Bauwerke, Fassaden und Ergänzungen an bestehenden Bauten in Europa und Übersee – davon vier in Japan -, die bis heute ihren Bezug zur schonenden Behandlung der Umwelt und Natur nichts an Gültigkeit verloren haben. Viele dieser Bauten können durchaus als Skurrilität betrachtet werden, wie zum Beispiel eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich begrünte Tankstelle oder eine unsichtbare und unhörbare Autobahn oder gar die Hundertwasser-Toilette in Neuseeland, die um einen Baum herum errichtet wurde. Die Besucher dieser öffentlichen Toilette sind weitaus geringer als die Anzahl der fotografierenden Touristen.

Seine Visionen hat er nicht nur gelebt, sondern hat der Welt auch zahlreiche konkrete Lösungen gezeigt und umgesetzt. Mittlerweile ist unter heutigen Wissenschaftlern die Weitsichtigkeit von Hundertwasser in ihrer Gültigkeit bestätigt worden. Viele seiner Konzepte zur Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe sowie ökologisch bewusstes Handeln findet man heute unter neu gesetzten Schlagwörtern und Trends wieder.

Hundertwasser – Urquelle als Erlebsnislandschaft

Eines mit der interessantesten und schönsten Gebäude ist die Thermen-Anlage mit Hotelkomplex in Bad Blumau in der hügeligen Landschaft der Oststeiermark. Das Hügelwiesenland, wie es Hundertwasser nannte, das auch als Steirisches Thermenland bekannt ist, bietet als Hauptattraktion die Urquelle „Melchior“, eine 47 Grad heiße Heilquelle aus der Jungsteinzeit. Offiziell wurde sie als Natriumhydrogencarboant-Therme klassifiziert und wurde durch Hundertwasser durch eine Erlebnislandschaft bereichert. Dieses größte bewohnbare Kunstwerk ist nicht nur nach Richtlinien des ökologischen Bauens erschaffen worden, sondern gewährleistetet auch ein Leben im Einklang mit der Natur. Es ist also weit mehr als nur ein Thermalbad, das zu aller erst als Gesamtkunstwerk betrachtet werden muss. Ganz selbstverständlich, fast fließend bewegt sich der Mensch innerhalb dieser Anlage, und doch entdeckt er immer wieder mit Erstaunen die zu Tage kommenden vielseitigen Elemente der architektonischen Schönheit, die er immer wieder aufs neue bewundern kann.

Hundertwasser – Erschaffung einer Oase

1997 wurde dieses weltweit einzigartige Gesamtkunstwerk mit Sport-, Thermal- und Hotelkomplex eröffnet. Ein Meilenstein für Hundertwasser, denn dies war sein bisher größtes Projekt, bei dem er erstmals seine architektonischen Visionen realisieren konnte.

Bunte Fassaden, vergoldete Kuppeln, Mosaike, Wandmalereien, begrünte und begehbare Dächer, Türme, in denen man Rapunzel vermuten könnte, allein 330 Säulen und als besondere Attraktion 2400 Fenster, die alle ihren eigenen Charakter haben und keines dem anderen gleicht. Und zu guter Letzt wird dieses architektonische Wunder mit einem einmaligen Ausblick hinein in die weichen Hügel der Steiermark belohnt. Bereichert wird die Anlage durch drei sogenannte Augenschlitz-Häuser mit ovalen Formen, die durch ihre begrünten Dächer begehbar sind und somit für eine natürliche Wärmeisolierung sorgen sowie Insekten und Gräsern eine Heimat bieten. Dies war von Hundertwasser so gefordert, der der Meinung war, dass die Vertikale dem Menschen gehört, doch die Horizontale der Natur. Mit der Erschaffung dieser Oase verband Hundertwasser ein Erleben mit und in der Natur, um sich erholt wieder zurückziehen zu können. Dabei verlangte er die Wichtigkeit des Wachstums mit der Natur, ohne sie zu zerstören. Die Umgebung dazu wurde bewusst geschaffen, um dem Menschen ein Leben mit der Natur bewusst zu machen, ohne auf den Komfort eines beschützenden Hauses verzichten zu müssen.

Hundertwasser – Wohlbefinden für den Menschen

Im Mittelpunkt dieses Baus steht die Thermalanlage mit 1.500 Quadratmetern Wasserfläche sowie Whirlpools, Wellenbad und Frischwasserbecken mit Wasserfall. Die Sauna-Anlage „Achsoheiß“ ist mit einem türkischen Dampfbad, römischen Schwitzbad sowie finnischer Innen- wie Außensauna ausgerüstet. Kinder werden im Kindergarten „Freudichdrauf“ mit Gleichaltrigen reichhaltig beschäftigt, so dass sich Eltern völlig sorglos im Aroma-Raum oder Sanarium mit Farblichtstimulation verwöhnen lassen können. Heilmassagen und Fangopackungen werden im Gesundheitsturm „Findedich“ angeboten und reichen bis zu asiatischen Heilmethoden.

Hundertwasser – seine Idee lebt weiter

Doch auch nach dem Tod dieses Visionärs werden seine Ideen weiter verwirklicht. Seit dem Jahr 2001 besitzt diese Thermalanlage ein Geothermie-Kraftwerk, mit dem allein 180 KiloWatt Strom aus einer Heilquelle gewonnen wird. Dabei werden 110 Grad heißes hochmineralisiertes Wasser aus 2.843 Metern Tiefe gefördert, dass nach der Stromerzeugung immer noch 85 Grad aufweist. Ausreichend genug, um die gesamte Anlage – selbst bei Außentemperaturen von minus 20 Grad – zu beheizen. Das würde umgerechnet in den kalten Jahreszeiten eine Energieersparnis von über 6.800 Liter Heizöl pro Tag bedeuten. Ein Klimaschutzeffekt, der einem Wegfall von 2.700 Kraftfahrzeugen jährlich bedeuten würde.

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