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Architektenkammer Berlin – Interview mit Geschäftsführerin Ingrid Kuldschun

Die Architektenkammer Berlin übernimmt als Körperschaft des Öffentlichen Rechts eine Vielzahl sogenannter hoheitlicher Aufgaben. Als berufsständische Vertretung der Architekten setzt sie sich zudem mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in ihrem Umfeld auseinander. Wir haben nachgefragt.

Architekten-Kammer

Die Architektenkammer ist auch die berufsständische Vertretung der Architekten (Foto: Rebmann / Clipdealer.com)

Die Berliner Architektenkammer (www.ak-berlin.de) hat ihren Standort in Berlin-Kreuzberg. Dort unterhält sie ihre Räumlichkeiten in einem denkmalgeschützten Gebäude, das 1929/30 nach einem Entwurf des Architekten Erich Mendelsohn entstanden ist. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit Ingrid Kuldschun Die Architektin ist seit 1992 als Geschäftsführerin der Architektenkammer Berlin tätig.

Frau Kuldschun wie lange besteht die Architektenkammer in Berlin schon?

Das Berliner Architekten- und Baukammergesetz trat im Juni 1984 in Kraft. Im Mai 1985 fanden die ersten Wahlen zur Vertreterversammlung und für den Vorstand statt.

Architetken-Kammer Berlin

Die Berliner Architektenkammer mit Sitz in Berlin-Kreuzberg (Foto: Petra Knobloch)

Wie stark vertreten ist die Berliner Architektenkammer in Hinblick auf ihre Mitgliederzahl und was kostet eine Mitgliedschaft?

Die Architektenkammer Berlin hat rund 7.700 Mitglieder, davon rund 6.900 Architekten, 170 Innenarchitekten, 470 Landschaftsarchitekten und 270 Stadtplaner. Etwa 4.700 Mitglieder sind freischaffend tätig, 3.000 Mitglieder arbeiten angestellt, beamtet oder baugewerblich.

Der Jahresbeitrag für Freischaffende beträgt 2012 330,00 Euro, derjenige für Angestellte/Beamtete 2/3 davon, also 220,00 Euro. Die Beiträge sind seit 8 Jahren stabil.

Die Aufgaben der Architektenkammer sind vielfältig, allerdings nicht immer bekannt. Was wird beispielsweise unter hoheitliche Aufgaben im Bereich Architektur/Architekten verstanden?

Der Aufgabenkatalog und die Zuständigkeiten der Kammer sind gesetzlich geregelt. Zentrale Aufgaben der Kammer sind die Förderung der Baukultur sowie die Interessensvertretung des Berufsstandes. Das Gesetz beschreibt auch die Berufsaufgaben der Kammermitglieder und nennt die Bedingungen, unter denen die geschützte Berufsbezeichnung geführt werden darf. Mit der hoheitlichen Aufgabe der Überwachung der geschützten Berufsbezeichnungen und der Berufsordnung trägt die Kammer zum Verbraucherschutz bei. Darüber hinaus organisiert sie Aus- und Fortbildungsangebote für die Mitglieder und bietet ein Schlichtungsverfahren für Streitigkeiten zwischen Mitgliedern und Dritten an.

Eine wesentliche Aufgabe der Architektenkammer besteht auch darin, die Baukultur und die Baukunst sowie den Städtebau zu fördern. In Berlin ist dies allein aus historischen Gründen eine ganz besondere und gewaltige Herausforderung. Welche Projekte liegen diesbezüglich in naher Zukunft an, bei der die Architektenkammer Berlin involviert ist?

„Involviert“ heißt für die Kammer, weil sie den Auftrag hat, für die Gesamtheit ihrer Mitglieder zu sprechen, ein Podium zu bieten, auf dem unterschiedliche Meinungen ausgetauscht werden können, zum Beispiel zur Nachnutzung von Tegel/Tempelhof oder zu dem ehrgeizigen Programm der Koalition zum Neubau von 30.000 Wohnungen. Wir engagieren uns auch für transparente Verfahren bei der Vergabe von Bauleistungen, insbesondere für offene Planungswettbewerbe, da wir von der durch sie erreichbaren Qualität überzeugt sind.

In Berlin wurden insbesondere zu Zeiten des Umzugs der Regierung von Bonn nach Berlin immense architektonische Leistungen vollbracht. Ist dahingehend alles weitgehend abgeschlossen oder sind diesbezüglich noch wesentliche Bauvorhaben in Planung?

Die Umsetzung des 1994 verabschiedeten Berlin/Bonn-Gesetzes mit dem dort festgelegten Ortswechsel einiger Ministerien von Bonn nach Berlin ist soweit abgeschlossen. Trotz allem wird es weiterhin große politische Bauvorhaben in Berlin geben. So ist zum Beispiel das Bundesinnenministeriums derzeit noch in Bau. Auf einer Fläche auf dem Moabiter Werder gegenüber dem Kanzleramt wird es bis Ende 2014 nach den Plänen des Berliner Büros Müller Reimann Architekten für die 1.125 Berliner Mitarbeiter des BMI errichtet, die derzeit noch in einer Mietobjekt in Alt Moabit untergebracht sind.

Darüber hinaus läuft aktuell ein Wettbewerbsverfahren für das „Haus der Zukunft“ am Kapelle-Ufer in Berlin-Mitte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Dort sollen Veranstaltungs- und Ausstellungsräume für das Bundesministerium für Bildung und Forschung entstehen.

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Die Berliner Architektenkammer (Foto: Petra Knobloch)

Sind Sie und andere maßgebliche Vertreter der Architektenkammer mit dem Gesamtbild und Ergebnis rundum zufrieden oder gibt es auch Defizite zu beklagen?

Rundum zufrieden ist man sowieso nie, tatsächlich tragen aber viele gelungene größere und kleine Projekte dazu bei, dass es sich immer wieder lohnt in Berlin auf architektonische Entdeckungstour zu gehen. Dabei gibt es natürlich wie überall auch weniger gute Beispiele, auch Defizite im Berliner Stadtbild.

Die Kammer gibt seit vielen Jahren ein Jahrbuch heraus, in dem beispielhafte, ausgewählte Projekte das jährliche Baugeschehen und damit die große Leistungsfähigkeit der Mitglieder dokumentieren. Auch da gibt es über die ohnehin bekannten Bauten oft Interessantes zu entdecken, gerade auch bei kleineren Aufgaben oder der Freiraumplanung.

Die Architektenkammer Berlin ist auch mit Aufgaben rund um Ausbildungen für die Branche befasst. Gibt es auch im Bereich Architektur inzwischen ganz neue Berufsbilder?

Ja, zum Beispiel im Bereich der energetischen Gebäudeplanung entstehen immer neue Nachweispflichten und Bewertungssysteme. Die Architektenkammer bietet eine Reihe von Lehrgängen und Seminaren an, so dass sich die Mitglieder für diese neuen Berufsfelder qualifizieren können. Neben den Energieberatern gibt es seit Oktober 2010 auch ein Anerkennungsverfahren bei der Kammer für Prüfsachverständige zur energetischen Gebäudeplanung und ganz aktuell werden Lehrgänge zum Koordinator Nachhaltiges Bauen auf der Basis des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen ((BNB) durchgeführt.

Wie steht es in Zeiten des Zusammenwachens europäischer Staaten mit der Anerkennung von Berufsabschlüssen anderer EU-Länder?

Die Anerkennung von Berufsabschlüssen anderer EU-Länder ist über europäisches Recht in der EU-Richtlinie 2005-36-EG geregelt. Dabei gelten für Antragssteller aus anderen EU-Ländern zur Eintragung in die Architektenkammer Berlin dieselben Anforderungen bezüglich der Studiendauer und der erforderlichen Berufserfahrung. Die Anforderungen sind im Berliner Architekten- und Baukammergesetz festgelegt.

Welche Herausforderungen stehen für Sie als Verantwortliche der Architektenkammer besonders im Fokus?

Immerwährende Aufgabe ist es, die Grundlagen der Berufsausübung unserer Mitglieder zu sichern. Kreativität wächst nun mal am besten, wenn man sich über das Überleben keine Sorgen machen muss. Dazu gehört für die Kammer neben der Honorarordnung HOAI das Engagement für rechtliche Grundlagen, die eine ordentliche Leistung der Mitglieder möglich machen genauso wie die Unterstützung der Mitglieder bei allen beruflichen Fragen. Ein besonderer Fokus entsteht, wenn es um Konzepte für die Zukunft geht, neue Berufsbilder, neue Berufsaufgaben, auch für die Kammer ist da Kreativität gefragt und das macht natürlich besondere Freude.

 
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Autor: Ursula Pidun
Veröffentlicht in: Architektur, Interview
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