MEIN BAU

Main Section

Blogs

Share

Kinder und Hausarbeit: Ist die friedliche Einigung möglich?

Ganz kleine Kinder finden Hausarbeit häufig noch faszinierend und schwingen gern den Wischlappen. Doch Mama bremst sie aus, weil der Schaden größer ist als der Nutzen? Ein Fehler, wie Erziehungsexperten wissen.

Fakt ist, dass sich Kinder ihre Verhaltensweisen von den Eltern abschauen.

Fakt ist, dass sich Kinder ihre Verhaltensweisen von den Eltern abschauen.
(Bild: lamapacas.gmail.com / clipdealer.de)

Kinder und Hausarbeit: Interesse ausnutzen

Das Interesse der Kinder an Hausarbeit ist spätestens bei vorpubertierenden Jugendlichen nicht mehr vorhanden. Sehr kleine Kinder jedoch finden es durchaus spannend, wenn Mama mit dem Staubsauger über den Teppich braust oder der Wischlappen erlaubterweise die Küche nass macht. Hier sollten Eltern bereits ansetzen und das Interesse der Kinder nutzen, finden Erziehungsexperten. Angeblich wird es dann leichter, aus dem Interesse eine freiwillige Pflicht zu machen. Erwiesen ist auch, dass in Haushalten, in denen der Papa mit anpackt, Kinder häufiger ohne großes Murren ebenfalls zu Staubwedel und Schrubber greifen.

Kinder lernen von den Eltern

Fakt ist, dass sich Kinder ihre Verhaltensweisen von den Eltern abschauen. Wenn diese also der Hausarbeit gegenüber sehr negativ eingestellt sind, werden auch die Kinder nichts Spannendes daran finden. Sie sehen die Hausarbeit häufig als Notwendigkeit, vor der man sich gern drücken möchte. Dabei ist es wichtig, dass Kinder von Anfang an lernen, dass jeder einen Beitrag für das soziale Miteinander leisten muss. Dazu gehört eben auch die Hausarbeit, die von allen nach den individuellen Möglichkeiten gemeinsam erledigt werden sollte. Das typische Familienbild, in dem die Mutter die Hausarbeit erledigt und die Kinder nach der Schule ihren generellen Freiraum haben, ist längst überholt.

Wissenschaftler sind sich einig, dass die Übernahme kleiner Pflichten im Haushalt für die Entwicklung der Kinder wichtig ist. Sie werden an Verantwortung herangeführt und lernen, Dinge eigenständig auszuführen. Das stärkt das Verantwortungs- und Selbstwertgefühl, es macht einfach stolz, etwas dazu beizutragen, dass das Familienleben funktioniert. Bei kleinen Kindern lässt sich das sehr schön beobachten, denn sie wollen immer gern helfen. Wird diese Hilfe (häufig aus Zeitmangel) abgelehnt, fühlen sich die Kleinen zurückgestoßen und nicht gebraucht. Das Wir-Gefühl leidet darunter ebenso wie das Selbstwertgefühl. Experten gehen davon aus, dass die Pflichten im Haushalt zahlreiche nette Nebeneffekte haben:

  • Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl werden gestärkt
  • Kinder lernen eine bessere Selbstorganisation
  • Zeitmanagement wird erlernt
  • Bewusstsein für Ordnung und Sauberkeit wird verbessert (wer etwas selbst beseitigen muss, richtet weniger Chaos an)

 

Wichtig ist natürlich, dass keine Unfallgefahr auftreten kann.

Wichtig ist natürlich, dass keine Unfallgefahr auftreten kann. (Bild: kolinko_tanya / clipdealer.de)

Kinder sollen altersgerecht mithelfen müssen

Das Bürgerliche Gesetzbuch sieht sogar eine Pflicht zur Mithilfe per Gesetz vor. Demnach sind Kinder verpflichtet, das nach ihren Kräften Mögliche im Haushalt zu leisten und den Eltern zu helfen. Auch wenn Eltern wohl kaum das BGB hinzuziehen werden, wenn sie ihre Kinder um Mithilfe bitten, kann das Gesetz doch durchaus als Denkanstoß für die Kinder und Jugendlichen genutzt werden. Wichtig ist aber immer, dass der Nachwuchs nicht überfordert wird. Er sollte altersgerechte Aufgaben zugewiesen bekommen, die auch mit Sicherheit gemeistert werden können. Wichtig ist darüber hinaus, dass die Eltern nicht nach Fehlern suchen. Wer noch einmal den Wischlappen schwingt, nachdem das Kind gerade mit seiner Arbeit fertig ist, erzeugt nur Demotivation und Frust.

Das können Kinder je nach Alter übernehmen

Schon kleine Kinder können zum Beispiel dort Staub wischen, wo sie mit ihren kurzen Ärmchen herankommen. Wichtig ist natürlich, dass keine Unfallgefahr durch Gegenstände, die sie in ihrem Eifer einfach mit wegwischen, auftreten kann. Des Weiteren sollten Eltern unbedingt beachten, dass die Hausarbeit nicht als Strafe gesehen wird. Wer Kinder mit dem Kehren der Treppe oder dem Saugen des Bodens „eine Lektion erteilen“ will, geht erziehungstechnisch ganz falsch vor. Warum sollte jemand irgendetwas freiwillig machen, dass das Zeug zur Strafe hat?

Die folgenden Arbeiten kann ein Kind abhängig von seinem Alter übernehmen:

  • Zwei bis drei Jahre alt
    Spielzeuge werden nach dem Spielen wieder aufgeräumt und in eine Kiste gelegt. Bücher werden in das Regal sortiert und auch schmutzige Wäsche kann in die dafür vorgesehene Box geworfen werden.
  • Vier bis fünf Jahre alt
    Kinder können in dem Alter schon beim Beziehen und Machen des Bettes helfen, können ihre Kuscheltiere wieder einordnen oder auch die Blumen in ihrem Zimmer gießen. Das natürlich mit ein wenig Anleitung, damit die Pflanzen eine Chance auf ihr Überleben haben. Der Küchentisch wird nach dem Mahlzeiten abgeräumt und auch die Spülmaschine kann schon eingeräumt werden. Letzteres sicherlich wieder mit ein wenig Hilfe.
  • Sechs bis sieben Jahre
    Handtücher und Waschlappen können vom Kind gelegt werden, die meisten Kinder sind auch schon in der Lage, mit dem Schäler Kartoffeln und anderes Gemüse zu schälen. Die Spülmaschine steht täglich auf dem Plan, die Treppe kann abgewischt werden. Auch die Schuhe können selbst geputzt werden. Um die schulischen Leistungen zu verbessern, kann das Kind das Schreiben der Einkaufsliste übernehmen.
  • Acht bis neun Jahre
    Das Kind kann die Waschmaschine anstellen, Staub wischen, die Fliesen im Flur fegen oder die Treppe feucht wischen. Auch das Einräumen der gelegten Wäsche in den eigenen Kleiderschrank ist möglich. Das Zimmer sollte ebenfalls mit ein wenig Hilfe eigenständig ordentlich gehalten werden können.
  • Zehn bis elf Jahre
    In dem Alter können Kinder beim Großputz helfen. Das Bad kann mit Waschbecken und Wanne gereinigt werden, Staubsaugen und den Boden wischen sind ebenfalls möglich. Talentierte Nachwuchsköche können sogar schon die beliebten Nudeln mit Tomatensoße kochen, bereiten das Gemüse vor oder braten ein Spiegelei.
  • Ab zwölf Jahre
    Ab dem Alter gibt es kaum noch Einschränkungen, die Kinder sind körperlich sehr gut in der Lage, die üblichen Hausarbeiten zu übernehmen. Allerdings werden sie jetzt schon mehr darüber verhandeln wollen. Es kann ratsam sein, einen Plan aufzustellen, der festlegt, wer mit welcher Arbeit dran ist. Dieser Plan ist natürlich nicht starr und kann vor allem unter Geschwistern angepasst werden. Hierbei sollten aber die Eltern einen Blick darauf haben, dass die jüngeren Geschwister nicht zu Sklaven der älteren Kinder werden.

Kinder brauchen Hilfe und Motivation

Um den Haushaltspflichten nachkommen zu können, brauchen die meisten Kinder Motivation und ein wenig Mithilfe. Es ist meist sinnvoll, die anfallenden Arbeiten gemeinsam zu erledigen. Außerdem sollten Kinder für ihre Leistungen gelobt werden. Dies natürlich altersgemäß, denn ein Jugendlicher braucht nicht mehr dafür gelobt zu werden, dass er einmal die Spülmaschine ausgeräumt hat. Bei kleinen Kindern ist es zudem wichtig, dass sie wissen, wo ihre Spielsachen und Bücher einsortiert werden können. Sie sollen auch die Möglichkeiten zum Wegräumen haben und die festen Plätze für die einzelnen Spielsachen kennen. Hier ist das Vorbild vieler Kindergärten hilfreich, bei denen Spielzeugkisten mit Fotos der jeweiligen Dinge, die dort hineingelegt werden sollen, gekennzeichnet werden. Das erleichtert den Kindern das Aufräumen deutlich und macht dazu auch noch Spaß durch das Sortieren.

Share
Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Wohnen, Ratgeber
Tags: ,

Das könnte Sie ebenfalls interessieren