MEIN BAU

Main Section

Blogs

Share

DIN 18195: sachgerechte Bauwerksabdichtungen

In der DIN 18195 wurde detailliert festgelegt, wie Bauwerke gegen Feuchtigkeit abgedichtet werden müssen. Seit Juli 2017 gelten jedoch neue Normen, welche die Bauwerksabdichtungen differenzierter regeln.

DIN 18195 gibt an, wie Bauwerke gegen Feuchtigkeit abgedichtet werden müssen.

DIN 18195 gibt an, wie Bauwerke gegen Feuchtigkeit abgedichtet werden müssen. (Bild: iriana88w/clipdealer.de)

Welche neuen Regelungen ersetzen die DIN 18195?

Bis 2017 regelte die DIN 18195, wie Gebäude gegen Wasser und Feuchtigkeit abgedichtet werden müssen. Neue Werkstoffe erforderten jedoch eine Anpassung der Norm für die Bauwerksabdichtung. 29 Jahre, nachdem die DIN 18195 in Kraft getreten war, wurde sie somit an den aktuellen Stand der Technik angepasst und durch eine differenzierte Reihe von Normen ersetzt, in denen innovative Abdichtungsverfahren berücksichtigt werden. Die DIN 18195 wurde deshalb im Hinblick auf die verschiedenen Anwendungsbereiche aufgeteilt und konkretisiert. Die eigentliche DIN 18195 hat nur noch die Funktion einer Begriffsnorm.

Die Notwendigkeit von Bauwerksabdichtungen

Von der ordnungsgemäßen Abdichtung eines Gebäudes gegen eindringendes Wasser und Feuchtigkeit hängen die Stabilität und Haltbarkeit des Mauerwerks ab sowie die Eignung des Gebäudes für die vorgesehene Nutzung. Besonders im Kellerbereich hat eine mangelhafte Bauwerksabdichtung fatale Konsequenzen. Der Hochbau hat sich mehr und mehr dazu entwickelt, dass Kellerräume für verschiedene Funktionen genutzt werden, sodass man höhere Ansprüche an die Trockenheit sowie an die Raumluft stellt. Mauerwerk, das die Erde berührt, benötigt spezielle Maßnahmen der Abdichtung.

Eine zuverlässige Bauwerksabdichtung ist außerdem eine Brandschutz Maßnahme, da eindringendes Wasser zum Kurzschluss in den Elektroinstallationen führen kann.

Spezielle Bauwerkabdichtungen im erdberührten Bereich des Mauerwerks werden in folgenden Fällen benötigt:

  • Die Bauteile müssen vor Feuchtigkeit geschützt werden.
  • Die Nutzung der Innenräume ist ansonsten nicht intentionsgemäß möglich.

Neue Normenreihe im Bereich Bauwerksabdichtungen ersetzt DIN 18195

Die neuen Normen wurden jeweils für unterschiedliche Anwendungsbereiche verfasst. Verschiedene Ausschüsse arbeiteten daran, eine Normenreihe zu erstellen, welche die DIN 18195 ersetzt und erweitert. Neben der DIN 18195 wurde gleichzeitig die DIN 18531, deren Anwendungsbereich die Dachabdeckungen waren, novelliert. Ziel der Neufassung war die Generierung einer erweiterungsfähigen Struktur, die es ermöglicht, neue Baustoffe aufzunehmen und auch künftig flexibel auf neue technologische Entwicklungen im Bereich der Abdichtung von Bauwerken zu reagieren.

Anstelle der DIN 18195 gibt es nun sechs einzelne Normen:

  • DIN 18195: Definition der Begriffe
  • DIN 18531: Abdichten von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen
  • DIN 18532: Abdichten von befahrenen Verkehrsflächen aus Beton
  • DIN 18533: Abdichten von erdberührten Bauteilen
  • DIN 18534: Abdichten von Innenräumen
  • DIN 18535: Abdichten von Behältern und Becken

DIN 18531: Abdichten von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen

Die DIN 18531 gilt für alle Dächer und entspricht der bauteilbezogenen Unterteilung der einzelnen Normen. Diese Norm wird sowohl für genutzte als auch für ungenutzte Dächer angewendet und wird als Flachdachrichtlinie bezeichnet. Ein Flachdach benötigt im Vergleich zu einem geneigten Dach, welches durch die Dacheindeckung geschützt ist, einen speziellen Schutz gegen Witterungseinflüsse. Es ist unerlässlich, das Flachdach absolut wasserdicht abzudichten, damit kein Wasser über das Flachdach ins Gebäude eindringen kann.

Die Flachdachrichtlinie legt fest, dass die Dachabdichtung unmittelbar unter der Nutzschicht oder als oberste Schicht angebracht wird. Lediglich beim Umkehrdach wird die Dachabdichtung unter der Wärmedämmschicht angebracht. Die Norm regelt genau, wie moderne Baustoffe (beispielsweise Dichtungsbahnen) verarbeitet werden.

DIN 18532: Abdichten von befahrenen Verkehrsflächen aus Beton

In dieser Einzelnorm wird geregelt, wie Verkehrsflächen aus Beton, die von Kraftfahrzeugen befahren werden, gegen Feuchtigkeit und Sickerwasser abgedichtet werden, um die Stabilität der Flächen zu gewährleisten. Außerdem findet die Norm Anwendung für Brückenbauten, die nicht in den Zuständigkeitsbereich des Bundesverkehrsministeriums fallen. Es gibt genaue Anweisungen, wie die Verkehrsflächen mit Dichtungsbahnen oder Abdichtungsstoffen, welche flüssig verarbeitet werden, zu schützen sind.

DIN 18533: Abdichten von erdberührten Bauteilen

Diese Norm wird für folgende Flächen, die mit dem Erdreich in Berührung kommen und deshalb besonders sorgfältig abgedichtet werden müssen, angewendet:

  • Wandflächen
  • Bodenflächen
  • Wandquerschnitte
  • Sockelbereiche

Die Norm gilt sowohl für den Hochbaubereich als auch für Bauwerke, die unterirdisch in offener Bauweise errichtet und mit Erde überschüttet werden. Ziel der Bauwerksabdichtung ist der Schutz des Gebäudes vor:

  • drückendem und nichtdrückendem Wasser
  • Bodenfeuchte und Sickerwasser
  • Spritzwasser
  • Kapillarwasser

Nicht angewendet wird die Norm, wenn es sich bei dem Bauwerk um eine Deponie, einen Tunnel, ein Erdbauwerk oder ein Bauwerk handelt, das für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen gebaut wird. Auch bei der Verwendung von Bauteilen, die nicht wasserdurchlässig sind (z. B. WU-Beton) hat die DIN 18533 keine Gültigkeit.

Klassifizierungen erleichtern die Planung

Die Norm erleichtert Planern die Arbeit, denn sie enthält Informationen darüber, welche Abdichtungsbauart gewählt werden sollte. Zu diesem Zweck wurden für bestimmte Bereiche Klassifizierungen vorgenommen, die als Kriterien dafür gelten, welche Abdichtungsart ausgewählt wird. Auf diese Weise kann die Art der Wassereinwirkung in der Norm genau klassifiziert werden.

Es wurden vier Einwirkungsklassen (W1 bis W4) definiert, die sich im Hinblick auf die Einwirkungsart und die Einwirkungsintensität unterscheiden. Außerdem wurden vier Rissklassen festgelegt, die Aufschluss darüber geben, wie Neurisse entstehen und wie sich bestehende Risse aller Wahrscheinlichkeit nach vergrößern werden. Neben vier Rissklassen wurden in der DIN 18533 noch vier Rissüberbrückungsklassen festgelegt.

Hinzu kommen Raumnutzungs- und Verformungsklassen, die Bauarten definieren, welche für das Abdichten der betreffenden Bewegungsfuge geeignet sind. Schließlich wurden Zuverlässigkeitsanforderungen und eigene Regelungen für die die Gebäudeabdichtung im Bereich von Gebäudeaußentreppen und Lichtschächten festgelegt. In der DIN 18533 ist genau erläutert, welche Dichtungsbahnen verwendet werden dürfen, wie viele Lagen erforderlich sind und welche Gesamtdicke die Schicht aufweisen muss. Außerdem wird erklärt, wie mit flüssigen Abdichtungsstoffen verfahren wird.

Bei dieser Norm wird die Art der Wasserwirkung in vier Klassen unterteilt.

Bei dieser Norm wird die Art der Wasserwirkung in vier Klassen unterteilt. (Bild: iriana88w/clipdealer.de)

DIN 18534: Abdichten von Innenräumen

Die DIN 18534 kommt bei Innenräumen zur Anwendung, in denen sich Reinigungs- oder Brauchwasser bis zu zehn Zentimeter hoch anstauen darf. Das betrifft folgende Räumlichkeiten:

  • Küchen
  • Badezimmer und Duschanlagen
  • Schwimmbeckenumgänge
  • Produktions- und Gewerbeflächen
  • Bodenflächen mit Ablauf
  • Bodenflächen bei Kleingaragen

Auch bei dieser Norm wird die Art der Wassereinwirkung in vier Klassen unterteilt (W0-I gering bis W3-I sehr hoch). In den beiden oberen Klassen ist eine spezielle Bauwerksabdichtung erforderlich. Mechanische Einflüsse durch Bildung von Rissen oder das Bestehen von Fugen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck wurden jeweils drei Riss- und Fugenklassen definiert.

Durch Einbau eines Gefälles von der Tür hin zum Abfluss soll gewährleistet werden, dass eindringendes Wasser schnell abfließen kann. Steigt die Unfallgefahr durch ein Gefälle (z. B. in Küchen) muss dieses nicht eingebaut werden. Bei der höchsten Wassereinwirkungsklasse W3-I wird zusätzlich im Türbereich eine Rille eingebaut, um den Übertritt des Wassers in andere Räume zu vermeiden. Das Abdichten mit Bitumenbahnen sorgt auch bei sehr hohen Ansprüchen für einen ausreichenden Schutz vor Feuchtigkeit und Wasser.

DIN 18535: Abdichten von Behältern und Becken

Die Norm gilt für Behälter und Becken, die in einem Gebäude entweder in die Erde eingebaut oder frei aufgestellt werden und erstreckt sich auch auf die Zu- und Abläufe der:

  • Schwimmbecken
  • Regenrückhaltebecken
  • Wasserspeicherbecken

Die verschiedenen Abdichtungsformen werden anhand folgender Kriterien ausgewählt:

  • Wassereinwirkungskasse (W1-B Behälter bis fünf Meter Füllhöhe bis W3-B Behälter mit einer Füllhöhe von mehr als zehn Metern)
  • Rissklasse (R0-B bis R3-B)
  • Standortklasse (S1-B Behälter im Außenbereich nicht mit Bauwerk verbunden oder S2-B Behälter mit Bauwerk verbunden oder im Innenbereich)

Neuregelung der DIN 18195: Vereinfachung der Bauplanung

Die Differenzierung der DIN 18195 in sechs Einzelnormen gibt den ausführenden Bauunternehmen genaue Hinweise darauf, welche Abdichtungsarten bei den verschiedenen Anwendungsbereichen zur Verfügung stehen. Ist ein Baugutachten erforderlich, weil Mängel am Gebäude auftreten, die mit der Einwirkung von Wasser und Feuchtigkeit zusammenhängen, wird genau kontrolliert, ob die DIN eingehalten wurde. Da die Beachtung der Norm auch ein für den Brandschutz relevanter Tatbestand ist, wird ein Baugutachten, das die Ursachen eines Gebäudebrands ermitteln soll, ebenfalls ein genaues Augenmerk auf die Einhaltung der Norm legen.

Share
Autor: Veröffentlichung durch Stefan Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
Tags: ,

Das könnte Sie ebenfalls interessieren