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Die private Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs

Die Entscheidung für einen Architekten oder Bauingenieur beeinflusst den Erfolg des Bauvorhabens maßgeblich. Mit einem selbst ausgeschriebenen Architektenwettbewerb steigt die Wahrscheinlichkeit, den passenden Profi zu finden.

Durch die Ausschreibung sind die Angebote tatsächlich vergleichbar.

Durch die Ausschreibung sind die Angebote tatsächlich vergleichbar.
(Bild: VadimVasenin / clipdealer.de)

Der Architekt als Nadel im Heuhaufen?

Auch wenn ein professioneller Architekt ein abgeschlossenes Studium besitzen muss, um Bauvorhaben planen und begleiten zu können, so finden sich doch einige schwarze Schafe in der Branche. Ihre Häuser werden 08/15 geplant und entsprechen teilweise nicht im Ansatz den Wünschen des Bauherren. Weil aber bereits so viel Geld in Planung und Ausführung geflossen ist, nehmen die Bauherren viele Dinge schulterzuckend in Kauf. Zufrieden sind sie nicht, aber was sollen sie schon machen? So lautet die gängige Frage. Die Antwort: Besser vorab einen eigenen Architektenwettbewerb veranstalten! So findet sich das eigene Haus vielleicht schon bald bei den Beispielen für die schönsten Einfamilienhäuser, die von einem Architekten geplant wurden.

Vom Finden des passenden Architekten

Natürlich gibt es sehr gute und hervorragende Architekten. Die allgemeine Meinung lautet, dass so jemand wohl kaum bezahlbar sein. Woher auch immer diese Fehlinformation stammt – ganz richtig ist sie nicht. Auch wenn ein Architekt mit bekanntem Namen in der Branche deutlich teurer ist als der Bauplaner aus der Nachbarstadt, relativeren sich die Kosten, die im Übrigen an die übliche Gebührenordnung für Architekten angelehnt ist, doch schon bald. Dann nämlich, wenn keine Nacharbeiten mehr nötig sind und die Zufriedenheit mit dem Ergebnis groß ist.

Der passende Architekt kann beispielsweise über Empfehlungen gefunden werden. Es kann sich lohnen, Referenzobjekte in der näheren Umgebung anzusehen. Gefällt ein Gebäude, darf dessen Eigentümer ruhig nach dem Architekten gefragt werden, der die Planung des Objekts vorgenommen hat. Gleichzeitig ist ein Erfahrungsaustausch möglich: Wie war die Zusammenarbeit mit dem betreffenden Architekten? Gab es Streitpunkte? Berücksichtigte er die Wünsche seines Kunden?

Natürlich kann auch eine gründliche Recherche im Internet zum Erfolg führen. Die Eingrenzung der Suchergebnisse nach dem Stichwort „Architekt“ plus der Name der Stadt, in der gesucht wird, ist möglich. Danach lassen sich diese Ergebnisse zum Beispiel durch das Sortieren nach Bewertungen eingrenzen. Doch Vorsicht: Nicht alle Bewertungen, die im Internet zu finden sind, sind auch wirklich echt! Besonderes Augenmerk sollte auf die Bewertungen gelegt werden, die einen Dienstleister über die Maßen loben. Oftmals klingen falsche Bewertungen ähnlich, weil sie aus einer Feder stammen. Ein wenig Aufmerksamkeit beim Lesen hilft dabei, echte von falschen Bewertungen zu trennen.

Ist ein Architekt gefunden worden, beginnen die ersten Gespräche. Dabei steht nicht nur die fachliche Seite im Fokus, sondern auch die persönliche. Immerhin wollen Sie mit Ihrem Bauplaner künftig gut zusammenarbeiten, zumal sich die Bauphase über mehrere Monate hinziehen wird. Eine gewisse Sympathie auf beiden Seiten sollte daher vorhanden sein.

Der Architektenwettbewerb wird ausgeschrieben

Wer einen Architektenwettbewerb für ein privates Bauvorhaben ausschreiben möchte, wird sich natürlich nicht auf die gleiche Ebene begeben, die bei öffentlichen Ausschreibungen üblich ist. Es gibt keine vorgefertigten Formulare, die nach bestimmten Vorgaben auszufüllen sind. Dennoch muss ein Weg gefunden werden, wie die Ausschreibung vereinheitlicht wird, denn nur auf diese Weise lassen sich vergleichbare Ergebnisse einholen. Zudem muss festgelegt werden, wie umfassend die Ausschreibung werden soll. Werden drei oder fünf Architekten angeschrieben, eventuell sogar noch mehr? Worum geht es überhaupt: Ist der Bau eines Einfamilienhauses geplant oder soll nur ein Wintergarten angebaut werden?

Vorgehensweise bei der Ausschreibung des Architektenwettbewerbs

Immer wieder finden Architektenwettbewerbe statt und künftige Bauherren können sich die Ergebnisse der Architekturwettbewerbe im Netz ansehen. Wer nun selbst eine solche Ausschreibung in die Wege leiten möchte, sollte dabei in folgenden Schritten vorgehen:

  1. Festlegung eigener Wünsche und Anforderungen an das künftige Haus
  2. Festlegen eines Budgets
  3. Definition eventuell verzichtbarer Bauteile (Balkon, Terrasse etc.)
  4. Festlegung von drei oder mehr Architekten, die in die engere Wahl kommen
  5. Teilen der Unterlagen mit den Architekten
  6. Terminvereinbarung mit den Architekten zum Klären eventueller Wünsche und Anforderungen
  7. Setzen einer Frist, bis zu der der Entwurf nebst Angebot vorliegen muss
  8. Sichtung der Ergebnisse
  9. Benennung eines Siegers
  10. Planung und gemeinsame Absprache zum weiteren Vorgehen und Baubeginn

Vor- und Nachteile des Architekturwettbewerbs

Die Vorteile des Architekturwettbewerbs liegen auf der Hand: Es ist zum einen möglich, aus einer größeren Angebotsmenge die inhaltlich und finanziell passende Variante zu wählen. Zum anderen wird durch die verschiedenen Absprachen deutlich, ob die Chemie zwischen dem Architekten und dem künftigen Bauherren stimmt. Davon ist zwar das Gelingen des Bauvorhabens nicht abhängig, doch die allgemeine Zufriedenheit spielt ebenfalls mit. Durch die Ausschreibung sind die Angebote zudem tatsächlich vergleichbar, denn alle Beteiligten sollten sich zu den gleichen Punkten äußern. Es sind keine Zusatzausführungen möglich und wurden diese gemacht, können sie bei der Auswertung einfach außen vor gelassen werden.

Dennoch gibt es trotz der Vorteile auch Nachteile bei einer solchen Ausschreibung. Hier ist beispielsweise der Mehraufwand zu nennen. Wird nur ein Architekt angeschrieben oder angesprochen, muss auch nur das eine Angebot näher angeschaut werden. Durch das nötige Vergleichen der Angebote, wenn mehrere Bauingenieure oder Architekten zurate gezogen werden, entsteht ein Mehraufwand. Dass sich dieser lohnen kann, bleibt dabei einmal unbeachtet.
Teilweise lehnen es Architekten ab, sich an einer privaten Ausschreibung zu beteiligen. Sie sind ausgebucht oder wollen von Anfang an exklusiv tätig werden können. Dieser Nachteil kann sich aber sogar in einen Vorteil wandeln, denn wenn jemand als Architekt den Vergleich oder Wettbewerb mit anderen scheut, spricht das nicht gerade für eine hohe Professionalität.

Kostet die Ausschreibung etwas?

Werden Unterlagen per Post übermittelt, fallen lediglich die Kosten für den Briefversand an. Weitere Gebühren müssen nicht eingeplant werden, in der Regel berechnet kein Architekt Geld für ein unverbindliches Angebot. Anders sieht es aus, wenn bereits ein Vorentwurf gefordert wird. Dieser ist üblicherweise mit einem Preis von 13 Prozent des Gesamthonorars anzusetzen. Zwei bis vier Entwürfe sind dabei enthalten, der Bauherr kann später entscheiden, welcher davon ideal ist. Die Kosten werden später verrechnet, sollte der betreffende Architekt den Auftrag für die Bauplanung bekommen. Die private Ausschreibung sollte in Bezug auf die möglichen Gebühren daher möglichst ohne einen Vorentwurf veranstaltet werden.

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Autor: Veröffentlichung durch Julian Oberhauser
Veröffentlicht in: Architektur, Hausbau, Finanzierung
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