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Aufschwung in der deutschen Baubranche

Die deutsche Baubranche hatte mit Corona und den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Dann kam der Ukrainekrieg und wieder wurde die Branche ausgebremst. Jetzt zeichnet sich endlich eine Besserung ab.

Baupläne im Vordergrund, Rohbau mit Kränen im Hintergrund

Voraussetzungen für einen Aufschwung sind gegeben (Bild: ArturVerkhovetskiy / clipdealer.de)

Die Pandemie brachte ab Ende 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 Probleme über Probleme mit sich. Unter anderem litt die Baubranche an den Folgen der weltweiten Gesundheitskrise. Die Lieferketten waren immer wieder unterbrochen, Bauvorhaben zogen sich in die Länge oder konnten gar nicht erst begonnen werden.

Außerdem stiegen die Zinsen sowie die Baukosten enorm. In der Folge entschieden sich viele angehende Bauherren, ihr Vorhaben erst einmal auf Eis zu legen oder nur verzögert zu beginnen. Die Aufträge blieben aus, was die Unternehmen der Branche stark belastete. Zu gering war das Polster, das sie in vorherigen guten Zeiten schaffen konnten, da der Einschnitt durch Corona und den folgenden Ukrainekrieg zu groß war.

Keine Neubauten, dafür Renovierungen und Sanierungen

Die Baubranche kam nicht völlig zum Erliegen, auch wenn die Entscheidung für einen Neubau von vielen Bauherren erst einmal vertagt wurde. Viele Eigentümer entschieden sich stattdessen für Sanierungen und Renovierungen und verzichteten auf einen Neu- oder Umbau. Das half den Bauunternehmen, sich über Wasser zu halten und den Rückgang im Bereich des Neubaus zu kompensieren. Allein für 2023 ging die Nachfrage im Neubau um rund 2,6 Prozent zurück.

Doch die schlechten Rahmenbedingungen bleiben bestehen, auch wenn davon auszugehen ist, dass die Bauproduktionsleistung ab 2025 wieder im Aufwind befindlich sein wird. Das Wachstum soll allerdings erst nur moderat sein und auch erst in der zweiten Jahreshälfte einsetzen. Eine schnelle Erholung der Branche ist aktuell nicht in Sicht. Einige Gründe sind die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten, die derzeit nicht absehbar sind oder eingeschätzt werden können.

Inflation als große Bremse für das Bauwachstum

Verbraucher haben ebenso wie die Unternehmen mit der Inflation zu kämpfen. Material- und Lohnkosten sind hoch und steigen immer mehr, in der Baubranche ist bereits von historisch hohen Steigerungen bei den Baupreisen die Rede. Doch nicht nur die Baubranche ist betroffen, auch andere Bereiche des täglichen Lebens haben mit höheren Preisen reagiert.

Für die Verbraucher bedeutet das, dass sie sparen müssen. Nicht dringend nötige Ausgaben werden zurückgestellt. Als solche werden Baukosten gesehen, sofern es sich nicht um einen bereits begonnenen Neubau handelt. Umbaumaßnahmen und Sanierungen werden nicht angegangen, sondern auf hoffentlich günstigere Zeiten verschoben. Solche sind jedoch nicht in Sicht, auch wenn vorsichtig davon ausgegangen wird, dass eine Trendabschwächung oder sogar eine Umkehr des Trends möglich ist. Eine sinkende Inflationsrate könnte zur Stabilisierung der Baupreise beitragen.

Problematisch sind in dem Zusammenhang auch schlechten Kreditkonditionen. Die Zinsraten sind deutlich gestiegen, was den Ambitionen potenzieller Bauherren einen empfindlichen Dämpfer versetzt hat. Auch institutionelle Investoren sind verunsichert, denn Investitionen in Immobilien rechnen sich derzeit nur wenig oder gar nicht. Private Bauherren halten sich mit hohen Krediten zurück, da die Unsicherheit bezüglich der aktuellen Wirtschaftslage sowie der Politik überwiegt. Wer nicht weiß, was kommen mag, tätigt keine Investitionen, die eine Bindung für 20 Jahre oder länger bedeuten.

Hoffnung für die Baubranche in Sicht?

Förderprogramme und Subventionen sollen dazu beitragen, die Investitionslust der Unternehmen sowie der privaten Bauherren wieder zu steigern. Gleichzeitig erweisen sich bürokratische Hürden für die Inanspruchnahme von Förderungen oder Zuschüssen als hinderlich sowohl in verwalterischer als auch in zeitlicher Hinsicht. Geplante Investitionen, die für eine Förderung infrage kommen, können erst nach positiven Zuwendungsbescheid begonnen werden. Da dieser vielfach auf sich warten lässt, verschieben sich auch die Bauvorhaben.

In der Branche wird davon ausgegangen, dass die positiven Hebeleffekte durch Zuwendungen erst ab 2025 spürbar werden könnten. Dem gegenüber steht die Erwartung, dass das Bauen allgemein günstiger wird und das schon viel früher. Die Baupreise sinken ab 2024 um voraussichtlich zwei Prozent. Würde diese Hoffnung in der Art eintreten, könnte sich eine Besserung der Auftragslage für die Baubranche bereits vor Beginn 2025 einstellen.

Energetische Sanierung soll die Branche voranbringen

Vielfach geht es nicht um den Neubau von Wohnungen und Häusern, sondern um die energetische Sanierung. Gerade in Zeiten, in denen alles teurer wird, setzen private Hauseigentümer sowie Unternehmen auf eine verstärkte Wärmedämmung und lassen sparsame und umweltverträgliche Heizungsanlagen installieren.

In Deutschland hat die Politik hierfür bereits Regelungen getroffen und unter anderem das neue Heizungsgesetz auf den Markt gebracht. Danach dürfen ab 2024 keine Heizungen mehr installiert werden, die allein auf fossilen Brennstoffen basieren. Heizungen sollen künftig zu mindestens 65 Prozent auf erneuerbare Energien setzen, wobei diese Vorgabe auch auf Heizanlagen im Bestand ausgeweitet werden soll. Um nun den gesetzlichen Vorgaben sowie den Anforderungen an ein möglichst sparsames Heizsystem gerecht zu werden, entscheiden sich viele Eigentümer für bauliche Änderungen und energetische Sanierungen. Dazu zählen unter anderem:

  • Austausch alter Türen und Fenster
  • Fassadensanierung und -optimierung
  • Dämmung von Keller und Dach
  • Installation von Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen

Viele dieser Maßnahmen werden durch private Rücklagen finanziert, die zur Verfügung stehen, weil die betreffenden Eigentümer auf umfangreiche Baumaßnahmen wie Um- und Anbauten oder den Umbau auf ein barrierefreies Haus verzichten. Dementsprechend sind die Gewerke unterschiedlich stark von den Belastungen betroffen. Diejenigen, die sich vor allem auf Sanierungen und Renovierungen konzentrieren, stehen deutlich besser da als die Unternehmen, die sich mit dem Neubau als Hauptgeschäftsinhalt befassen. Klassische Bauunternehmen leiden unter dem Auftragsrückgang, während ein Anstieg der Nachfrage bei Malern, Verputzern sowie Heizungs- und Sanitärbauern zu verzeichnen ist.

Voraussetzungen für Erfolg weiterhin gegeben

Die Baubranche leidet zwar unter den Folgen der Pandemie sowie des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland. Doch die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg sind auch weiterhin gegeben: Die Notwendigkeit für neuen Wohnraum ist in Deutschland immer noch da, ein Zuwachs von 400.000 Wohnungen pro Jahr wird seitens der Bundesregierung angestrebt. Der Renovierungsaufschub in den vergangenen Jahren muss nachgeholt werden, dies überbrückt die Durststrecken für Bauunternehmen. Nun bleibt abzuwarten, ob die Prognosen für das erneute Wachstum ab 2024 oder 2025 eintreten werden.

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Autor: Veröffentlichung durch Stefan Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
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