Für zwei von drei Haushalten in Deutschland, in denen ältere Menschen leben, gibt es keinen passenden Wohnraum. Die Wohnungen, die vorhanden sind, stehen unter Konkurrenzkampf nicht nur durch Senioren.
Barrierearme Wohnungen verzweifelt gesucht?
Die Menschen in Deutschland werden immer älter. Damit steigt auch die Zahl derer, wie eine barrierefreie Wohnung benötigen. Viele Senioren würden ein sanierungsbedürftiges Haus gegen eine moderne Wohnung tauschen, leider gibt der Immobilienmarkt das nicht her. Dabei dürfte sich das Problem des Mangels an barrierearmen Wohnungen noch vergrößern: im Jahr 2022 waren es laut Mikrozensus-Erhebung rund drei Millionen Haushalte, in denen Menschen wohnen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Es wird erwartet, dass sich diese Gruppe bis zum Jahr 2035 auf rund 3,7 Millionen Haushalte vergrößert. Der Wohnungsbau ist darauf nicht vorbereitet. Den genannten Zahlen gegenüber stehen lediglich etwa 1,2 Millionen Wohnungen, die barrierereduziert oder barrierefrei sind. Laut einer Studie gibt es derzeit eine Versorgungslücke von rund zwei Millionen Wohnungen, die für ältere Menschen geeignet sind.
Menschen wollen zu Hause wohnen bleiben
Auch wenn es ihnen schwerfällt, wollen die meisten älteren Menschen in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Sie möchten dort auch weiterhin wohnen, wo sie ihre Kinder großgezogen und den größten Teil ihres Lebens verbracht haben. Sie möchten nicht entwurzelt werden, müssen jedoch gleichzeitig Wege und Lösungen finden, um eine eingeschränkte Mobilität auszugleichen. Mit einem gewissen finanziellen Polster fällt das weniger schwer, denn damit lassen sich Treppenlifte ebenso einbauen wie Umbaumaßnahmen vornehmen, damit Türen breiter und die Dusche ebenerdig wird. Wer finanziell schlechter gestellt ist, hat diesbezüglich Probleme, denn die Pflegeversicherung übernimmt die Kosten für einen barrierefreien Wohnungsumbau in der Regel nicht. Trotz allem: Für die meisten Senioren ist es keine leichte Trennung vom Eigenheim, selbst dann, wenn es gar nicht mehr anders geht. Dabei gibt es sogar gute Gründe dafür, im Alter in der vertrauten Wohnung zu bleiben:
- räumliche Orientierung bleibt gut
- psychische Stabilität bleibt gewahrt
- Erinnerungen bleiben erhalten
- vertraute Nachbarschaft bleibt bestehen
- individuelle Freiheit bei Entscheidungen die Immobilie betreffend
- Immobilie ist im Alter meist bereits schuldenfrei zu bewohnen (damit keine Kreditzahlungen oder zu zahlende Miete)
Gleichzeitig gibt es auch gute Gründe, um das Haus zu verlassen und in eine neue Wohnung zu ziehen. Häufig ist die Immobilie zu groß geworden und kostet dementsprechend viel. Allein die Heizkosten in der kalten Jahreszeit sind deutlich höher, als sie in einer kleineren Wohnung wären. Vielleicht sind nachbarschaftliche Kontakte auch schon längst abgebrochen, weil die früheren Nachbarn weggezogen oder verstorben sind. Auch ein Generationswechsel in der Nachbarschaft kann dazu führen, dass Kontakte nicht mehr gehalten werden können. Hinzu kommt, dass gerade bei älteren Gebäuden häufig Sanierungsmaßnahmen anstehen, die sehr kostenintensiv sind.
So sorgen Senioren für das Alter vor
Beim Thema Altersvorsorge geht es an dieser Stelle einmal nicht um die finanzielle Vorsorge in Form eines Rentensparplans. Vielmehr sieht die Vorsorge für das Alter auch den möglichen Wohnraum vor, der genutzt werden kann. Wichtig ist, dass sich Senioren über die eigene Immobilie im Klaren sind: Kann das Haus auch mit eingeschränkter Beweglichkeit ausreichend genutzt werden? Auch wenn manche Räume vielleicht nicht mehr so häufig in Benutzung sind, so sollte doch der überwiegende Teil der Zimmer weiterhin als Wohnraum dienen können. Wichtig ist, in dem Zusammenhang sowohl an die baulichen als auch an die gemeinschaftlichen Aspekte (Nachbarschaft, Besuchsmöglichkeiten, Nähe zu den Kindern etc.) zu denken. Eventuell gibt es auch eine Einliegerwohnung, die vermietet werden kann: Damit lassen sich zum einen Kosten ausgleichen, denn die Mietzahlungen können für den Erhalt des Hauses oder für Sanierungsmaßnahmen verwendet werden. Zum anderen bestehen durch die Vermietung neue Kontakte, die der typischen Vereinsamung vieler Senioren entgegenwirken.
Das Haus altersgerecht umbauen
Die Entscheidung, im eigenen Haus wohnen zu bleiben, ist gefallen? Dann geht es eventuell darum, die Immobilie altersgerecht umzubauen. Das Hauptaugenmerk liegt vor allem auf den Stufen: Sie bergen nicht nur ein enormes Stolperpotenzial, sondern können für Menschen, die in der Beweglichkeit eingeschränkt sind, unüberwindbar werden. Treppen, Schwellen und Stufen sollten daher abgebaut oder durch eine Rampe ersetzt werden. Wenigstens Handläufe sollten vorhanden sein, sofern sich die Stufen eben nicht vollständig entfernen lassen. Damit ist das Festhalten beim Hinauf- oder Herabsteigen der Treppen möglich. Wichtig: Die noch vorhandenen Stufen müssen gut sichtbar sein – notfalls können Kontraststreifen aufgeklebt werden.
Zur Anpassung einer Immobilie an die Anforderungen eines barrierefreien Hauses gehören überdies große Bewegungsflächen, die mit Rollstuhl oder Rollator befahren werden können. Schwierig wird so etwas meist in Küche und Bad, wo der wenige Platz meist bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt werden soll. Eventuell bedeutet die Schaffung von ausreichend Bewegungsfreiheit, dass auf das eine oder andere Möbelstück verzichtet werden muss.
Im Fokus stehen im Bad zudem Dusche, Badewanne und Toilette. Bei allen sanitären Anlagen sollten Haltegriffe vorhanden sein. Die Dusche sollte ebenerdig sein und ebenso wie die Badewanne über eine Sitzmöglichkeit verfügen. Badewannen mit Tür sind überaus praktisch, die Kosten dafür allerdings recht hoch.
Zusätzlich zu den genannten Punkten zählen diese Aspekte bei einem altersgerechten Umbau des Hauses:
- Anpassung der Einrichtungsgegenstände an das Körpermaß (z. B.: keine Hängeschränke in der Küche)
- rutschfeste Bodenbeläge einbringen
- ausreichende Beleuchtung aller Räume und Treppen
- Einbau eines Treppenlifts
- Einbau smarter Komponenten
Soll die Immobilie doch verkauft werden?
Wer sich zum Verkauf des eigenen Hauses entschließt, sollte sich vorab gut informieren. Welcher Preis lässt sich bei verschiedenen Ankäufern (privat, Makler) erzielen? Gibt es Möglichkeiten, das Haus kostensparend umzubauen und an die Bedürfnisse im Alter anzupassen? Ist eine Veränderung des Grundrisses möglich? Wie hoch sind die Kosten für einen Umzug und die Einrichtung einer barrierefreien Wohnung? Was würde der Umzug psychisch bedeuten? Nach Abwägung aller Fakten kann eine fundierte Entscheidung bezüglich des Verkaufs der Immobilie getroffen werden. Wichtig ist zudem, dass sich Senioren zwar den Rat ihrer Kinder oder anderer Verwandter zu diesem Thema einholen, die Entscheidung jedoch nach eigenem Wissen und Gewissen treffen.
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