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Tapeten können zur Wohngesundheit beitragen

Ökologisch bauen wollen viele. Doch bei der Gestaltung der Innenräume ist der Gedanke an schadstoffarme Materialien oft nur wenig vorhanden. Dabei können auch Tapeten zur Wohngesundheit beitragen.

Zwei Heimwerker bringen weiße Tapete an.

Good News für Heimwerker: Tapeten können zur Wohngesundheit beitragen. (Radnatt / clipdealer.de)

Nachhaltig wohnen mit schadstoffarmen Tapeten

Wer als Bauherr zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz beitragen möchte, darf bei der Wandgestaltung nicht aufhören. Viele stellen sich dabei die Frage: Ist Farbe an den Wänden besser als Tapete? Womit lässt sich die Wohngesundheit verbessern? Dabei muss allen, die schadstoffarme Baustoffe verwenden wollen, eines klar sein: Die Herstellung von Wandbelägen nach ökologischen Gesichtspunkten ist nur bis zu einem bestimmten Maß möglich. Abrieb und Haltbarkeit bestimmen dieses Maß in der Regel. Ein Beispiel dafür sind Kalkfarben: Sie sind atmungsaktiv und diffusionsoffen. Das gilt aber nur, wenn sie nicht mit Bindemitteln kombiniert wurden. Reine Kalkfarben aber sind nicht haltbar genug, sie lassen sich teilweise abwischen und sind nicht abriebfest. Im Grunde sind sie mit Kreide vergleichbar: Wer Kreide an die Wand bringt und mit der Hand darüberwischt, hat weiße oder bunte Finger. Das ist im Wohnraum natürlich nicht gewünscht, daher ist Kalkfarbe ohne Bindemittel zwar ökologisch wertvoll, dennoch aber nicht erwünscht.

Gibt es Ökotapeten?

Ökologisch verträgliche Wandgestaltungsmöglichkeiten gibt es zwar einige, doch wie bereits erwähnt wurde, hat die Ökologie dabei ihre Grenzen. Das gilt nicht nur für die beschriebenen Kalkfarben, sondern auch für die allseits beliebte Raufasertapete. Ein Gemisch aus Papier und Holzspänen sollte doch ausreichend diffusionsoffen und atmungsaktiv sein! Keinesfalls, denn in der Regel wird Raufasertapete mit Farbe kombiniert und unterscheidet sich dann in Bezug auf die Atmungsaktivität nicht mehr von anderen Tapeten. Im Grunde muss hier nach der bestmöglichen Variante gesucht werden, denn die Idealversion einer Ökotapete gibt es leider nicht. Wichtig ist dabei, nicht nur auf die Eigenschaften der Tapete zu achten, sondern auch auf deren Herstellung. Umweltfreundliche Produktionsverfahren sind für den ökologischen Fußabdruck ebenso wichtig.

Tapeten und Wandfarben mit Gütesiegeln

Wie in vielen Bereichen gibt es auch bei Tapeten und Wandfarben die Möglichkeit, die ökologische Verträglichkeit anhand einiger Gütesiegel nachzuvollziehen. Zu bemerken ist aber, dass es in der Tapetenindustrie nur wenige Gütesiegel gibt, die zudem leicht nachgeprüft werden können. Das ist durchaus von Vorteil, denn während teilweise der Eindruck entsteht, dass die Flut an derartigen Siegeln nur zur Verwirrung der Verbraucher beitragen soll, sind die Gütezeichen in der Tapetenindustrie mit Fug und Recht verliehen worden. Wer also nach Vliestapeten für mehr Wohngesundheit sucht, sollte unbedingt auf vorhandene Siegel achten.

 

Zwei Aufsichtspersonen mit Helm und Leuchtjacke kontrollieren Tapete.

Auch bei Tapeten ist auf das Gütezeichen zu achten. (microgen / clipdealer.de)

RAL- und weitere Gütezeichen in der Welt der Tapeten

Besonders häufig ist bei Tapeten das RAL-Gütezeichen zu finden. Dieses wird nur vergeben, wenn bestimmte Anforderungen zur Verwendung von Weichmachern und Stabilisatoren eingehalten worden sind. Für Farben, die das RAL-Gütezeichen bekommen, ist wichtig, dass keine giftigen Pigmente mit Quecksilber, Arsen, Blei, Kadmium oder Selen verwendet wurden. Wird Formaldehyd verwendet, muss der Anteil des Zusatzmittels unter den gesetzlich vorgeschriebenen Werten liegen. Seit 2011 gelten verschärfte Anforderungen für die Vergabe des RAL-Gütezeichen, damit liegen die geforderten Werte deutlich unter denen der EU-Norm. Um das Gütezeichen 479 zu erhalten, werden Farben und Tapeten unter anderem auf diese Eigenschaften hin geprüft:

  • Farbbeständigkeit
  • Waschbeständigkeit
  • Brandverhalten
  • Mindestwasserbeständigkeit
  • Schalldämpfung
  • Schadstoffe

Vor der Vergabe des Gütezeichens werden Tapeten somit auf ihre ökologische Unbedenklichkeit hin getestet, sodass bei Bestehen der Tests ein großer Schritt in Richtung Wohngesundheit gemacht werden kann. Weitere Gütesiegel, die bei der Auswahl der passenden Tapete herangezogen werden können, sind:

  • Blauer Engel
    Das Umweltzeichen „Blauer Engel“ wird schon seit Ende der 1970er Jahre vergeben, und zwar vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz am Bau und Reaktorsicherheit sowie durch die Jury Umweltzeichen, das Umweltbundesamt und die RAL gemeinnützige GmbH. Tapeten, die den Blauen Engel bekommen sollen, müssen zu wenigstens 60 Prozent aus Altpapier bestehen. Außerdem müssen sie den Anforderungen an die Sicherheit von Kinderspielzeug entsprechen, welche in der DIN EN 71 geregelt sind.
  • Phthalate-Free
    Generell sind Weichmacher das Problem bei Tapeten, daher gibt es das Phthalate-Free-Gütezeichen. Es wurde 2009 das erste Mal vergeben. Tapeten, die dieses Siegel bekommen, entsprechen den Richtlinien für Babyprodukte und Kinderspielzeug der EU (2005/84/EG). Einige Hersteller verwenden andere Produkte statt der konventionellen Weichmacher und können damit die gewünschten Eigenschaften der Tapeten erhalten, ohne auf umweltschädliche Bestandteile setzen zu müssen.
  • TÜV-Nord
    Die TÜV Nord GmbH & Co. KG übernimmt die Prüfung von Tapeten verschiedener Art. Es geht dabei in erster Linie um den Gehalt an Schadstoffen in der Tapete sowie um Allergene. Die Tapeten, die die Prüfung des TÜV Nord überstehen, können sich danach als „Für Allergiker geeignet“ bezeichnen. Wichtig ist dabei auch die Herstellung der Tapeten, diese soll nachhaltig sein. Die verwendeten Materialien müssen allesamt kontrolliert und schadstoffarm sein.

Das ist bei der Tapetenwahl ebenfalls wichtig

Ein Blick auf die Gütesiegel zeigt, welche Tapeten ökologisch verträglich sind. Zusätzlich können Bauherren auf ECO-Tapeten zurückgreifen, die aus Papier aus FSC-zertifizierter Holzwirtschaft hergestellt werden. Die Farben, die für ECO-Tapeten verwendet werden, müssen auf Wasserbasis hergestellt sein und dürfen keine flüchtigen, organischen Verbindungen aufweisen. Der Ruf nach Nachhaltigkeit erstreckt sich bei diesen Tapeten sogar auf deren Verpackung, die aus organisch abbaubarem Material gefertigt sein muss. In der Regel ist sie aus Maisstärke hergestellt und kann einfach kompostiert werden.

Bei der Tapetenwahl ist es ratsam, auf Papiertapeten zu setzen. Sie sind heute meist aus Recyclingmaterialien hergestellt und besitzen das RAL-Gütezeichen. Auch wenn es keine wirklichen Ökotapeten in dem Sinne gibt, kommen diese Tapeten doch schon nahe an die Idealvorstellung heran. Tipp: Je einfacher die Tapeten sind, desto besser ist das für die Ökologie. Natürlich spielt am Ende auch eine Rolle, welche gestalterischen Wünsche der Bauherr und seine Familie haben. Nicht alles lässt sich auf ökologisch völlig unbedenkliche Weise umsetzen, teilweise müssen Kompromisse zwischen Wohngesundheit und Design eingegangen werden. Dabei sollte das Pegel aber generell eher in Richtung Wohngesundheit ausschlagen!

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Autor: Veröffentlichung durch Nina Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
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