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Hanf als nachhaltige Wärmedämmung überzeugt Bauherren und Haussanierer

Mineralwolle oder Polystyrol? Die moderne Wärmedämmung kann viel mehr als nur warmhalten! Sie ist nachhaltig, frei von Schadstoffen und bindet während ihres Wachstums sogar CO2. Hanf erfüllt all diese Kriterien.

Hanf ist ein effizienter Wärmedämmstoff.

Hanf ist ein effizienter Wärmedämmstoff. (olga18x27 / clipdealer.de)

Hanf als Wärmedämmung auf dem Vormarsch

Hanf gilt aktuell als eine der interessantesten alternativen Dämmungen für den Hausbau. Als nachhaltiger und leistungsstarker Dämmstoff überzeugt Hanf in vielerlei Hinsicht. Er kann das Raumklima positiv beeinflussen, ist unempfindlich gegen Schädlinge und kann auch die Bildung von Schimmel verhindern. Darüber hinaus ist Hanf auch ohne Schutzkleidung zu verarbeiten. Hanf kann sowohl für die Holzständerbauweise, für Metallständerwende sowie als Dämmung zwischen Sparren und Deckenbalken verwendet werden.

Nachwachsender Dämmstoff aus der Natur

Hanf, der für Dämmzwecke eingesetzt wird, hat nichts mit dem Hanf zu tun, an den viele denken: Faserhanf eignet sich nicht zum Rauchen oder führt gar zum Rausch! Verwendet werden für die Herstellung des Dämmstoffes die ausgewalzten und zerbröselten Stängel, in denen kein THC (Tetrahydrocannabinol – der Stoff, der high macht) enthalten ist. Aufgrund seiner Geschichte als Rauschmittel wurde Hanf lange Zeit in Deutschland verboten und darf erst seit 1996 wieder angebaut werden. Dabei ist die Maßgabe, dass THC-arme Sorten anzubauen sind. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich Hanf bisher noch nicht als Dämmstoff durchsetzen konnte und dass lange Zeit eher künstliche Materialien verwendet wurden.

Experten gehen aber davon aus, dass dies ein Fehler ist. Hanf ist ein hervorragender Dämmstoff, der besonders schnell wächst und jährlich sogar zweimal geerntet werden kann. Hanffasern können sowohl lose als auch in Plattenform verwendet werden. Der Dämmstoff erweist sich als erstaunlich vielseitig:

  • geeignet als Klemmfilz für die Innen- und Außendämmung
  • verwendbar für die Dämmung von Dach und Zwischensparrenbereichen
  • zur Füllung kleiner Risse und Hohlräume geeignet (als sogenannter Stopfhanf)
  • zur Dämmung von Fußböden und Raumdecken in Form von Hanfschüttungen

Diese Eigenschaften lassen Hanf zum perfekten Dämmstoff werden

Die wärmedämmende Wirkung des Hanfs beruht darin, dass in den Faserzwischenräumen unzählige Lufteinschlüsse vorhanden sind. Außerdem kann Hanf im Gegensatz zu anderen Fasern sogar aktiv Wärme speichern, was die Auskühlung der Räume verzögert und auch einer Aufheizung im Sommer entgegenwirkt. Vereinfacht gesagt: Hanf sorgt dafür, dass es im Winter im Haus schön warm bleibt und im Sommer eher kühl ist. Auch die folgenden Eigenschaften machen Hanf zu einem idealen Dämmstoff:

  • Schutz gegen Schimmel
    Hanf hat Kieselsäure eingelagert, die wiederum schlecht fault oder verrottet. Bei korrektem Einbau schimmelt Hanf nicht. Einer permanenten Feuchtigkeit dürfen die Fasern aber dennoch nicht ausgesetzt werden, dann sind Schäden nicht mehr ausgeschlossen. Werden die Hanfplatten aber fachkundig verbaut, besteht keine Gefahr für zu viel Feuchtigkeit.
  • Schutz gegen Schädlinge
    Hanf schmeckt bitter und besitzt keinerlei Eiweiße. Das wiederum mögen Nager und andere Schädlinge nicht. Ein chemischer Schutz ist nicht nötig, weil die Tiere die Dämmung somit ohnehin in Ruhe lassen. Eine mechanische Sperre ist jedoch nötig, damit kein Tier die Dämmung als Nistplatz benutzt. Dadurch, dass sie derart geschützt ist, hält Hanf als Dämmstoff deutlich länger.
  • Atmungsaktivität und Diffusionsoffenheit
    Hanf hat eine offenporige Zellstruktur und nimmt Wasser gut auf. Gleichzeitig kann er die Feuchtigkeit aber auch gut wieder abgeben. Damit wird das Raumklima positiv beeinflusst. Übrigens auch in Sachen Schallschutz, denn Hanf erweist sich als ideales Schallschutzmittel. Vor allem hellhörige Wohnungen und Häuser können damit gut gegen Schall isoliert werden.
  • Leichte Verarbeitung
    Produkte aus Hanf lassen sich gut verarbeiten, es ist im Gegensatz zu anderen Dämmstoffen keine Schutzkleidung nötig. Mit einem Wellenschliff-Messer oder unter Verwendung eines Fuchsschwanzes lassen sich die Hanfplatten auf eine geeignete Größe anpassen. Ein geringer Überstand von nur einem Zentimeter lässt sich zudem zwischenklemmen.

Aus einem weiteren Grund ist Hanf als ökologische Dämmung für die Außenhülle ideal. Er bringt eine gute CO2-Bilanz mit! Während des Wachstums nimmt die Pflanze CO2 aus der Umwelt auf und speichert es so lange, bis die Fasern verbrannt werden. Gleichzeitig benötigt Hanf beim Anbau nur wenig Energie und kommt auch mit einer geringen Menge Wasser aus.

Gibt es Nachteile, wenn Hanf als Dämmstoff verwendet wird?

Wird Hanf für die Außenhülle des Gebäudes verwendet, ist ein fachkundiger Einbau wichtig, damit die Belüftung des Dämmstoffes jederzeit gegeben ist und hier keine ungewollten Undichtigkeiten auftreten. Außerdem ist der Brandschutz nur eingeschränkt, denn Hanf gilt als leicht entflammbar. Ein zusätzliches Flammschutzmittel muss zugegeben werden, damit der Brandschutz erhöht wird. Durch die Zugabe von Ammoniumphosphat, Soda oder Borsalzen kann die Brandschutzklasse B2 erreicht werden, die auch für Styropor gilt und die Voraussetzung für die Zulassung als Dämmstoff ist.

 

Bei der Installation von Hanf als Dämmstoff sollten Profis am Werk sein.

Bei der Installation von Hanf als Dämmstoff sollten Profis am Werk sein. (lightkeeper / clipdealer.de)

Die Herstellung der verschiedenen Dämmprodukte aus Hanf

Hanf hat sich mittlerweile etabliert und die Nachfrage nach Hanf als Dämmstoff wächst immer noch weiter. Die Produktion von entsprechenden Dämmplatten setzt auf die Verwendung von Hanffasern, die aus den Stängeln gewonnen werden. Im Laufe der Herstellung werden die entsprechenden Bindemittel sowie Salze zugegeben, um den Brandschutz zu erhöhen. Auch eine mechanische Verfilzung sowie die Vliesbildung wird durchgeführt, um aus dem Naturmaterial einen hervorragenden Brennstoff werden zu lassen.

Die Herstellung von Dämmplatten aus Hanf

Verwendet wird Hanfstroh und davon die robusten und langlebigen Fasern. Außerdem setzt die Produktion auf sogenannte Schäben, das sind Stängelstücke, die platt gedrückt werden. Damit werden Stopfdämmungen hergestellt, die mithilfe mechanischer Verfahren miteinander verfilzt werden. Die dünnen Matten werden danach aufgerollt und kommen in dieser Form in den Handel. Zudem sind gepresste Faserdämmplatten erhältlich, die ebenfalls elastisch sind. Werden dicke und feste Dämmplatten benötigt, werden Kunststofffasern unter die Hanffasern gemischt. Das Polyethylen bewirkt, dass alles zu einer festen Platte verschmilzt.
Nur selten werden natürliche Bindemittel verwendet, zu denen Mais- oder Kartoffelstärke gehört. Teilweise werden auch Schafwolle, Holzwolle oder Jute beigemischt, um die benötigte Festigkeit der Platten zu erreichen.

Die Herstellung einer Stopf- oder Einblasdämmung aus Hanf

Für diese Art der Dämmung werden Hanfreste genutzt, die keine weiteren Zusätze erhalten. Brandschutzfördernde Zusätze sind dabei ausgenommen, sie werden natürlich beigefügt. Damit das Schüttmaterial selbstverfestigend ist, kann lösungsmittelfreies Bitumen beigemischt werden. Um einen Höhenausgleich auf Holzbalken- oder Betondecken zu erreichen, eignet sich diese Variante perfekt, sie gilt als Ausgleichsschüttung, die sogar hochbelastbar ist. Auch für die Verwendung unter Estrichen und hier als Unterkonstruktion eignet sich eine derartige Dämmung.

Kostenvergleich zu anderen Dämmstoffen

Die Kosten für eine Wärmedämmung aus Hanf liegen über denen von Stein- und Mineralwolle, im Gesamtvergleich bewegen sie sich aber im Mittelfeld. Rund 10 bis 35 Euro werden pro Quadratmeter für eine Hanfdämmung fällig, wobei Art und Dicke des Dämmmaterials maßgeblich sind. Soll eine Einblas- oder Stopfdämmung verwendet werden, liegen die Preise zwischen zwei und fünf Euro je Kilogramm. Tipp: Eventuell kommt eine Förderung von der KfW infrage, die Nachfrage ist vor allem bei Neubauten und umfassenden Dämmvorhaben bei Altbausanierungen empfehlenswert.

Neben dem Kostenaspekt sollte auch die Nachhaltigkeit in die Überlegung, ob eine Wärmedämmung aus Hanf ideal ist, einbezogen werden. Hanf ist eine einheimische Nutzpflanze, die keine langen Transportwege hinter sich hat, ehe sie hierzulande verarbeitet wird. Der Rohstoff ist nachwachsend und bindet CO2, der Anbau kommt ohne Pestizide aus und ist vergleichsweise einfach. Der Produktionsprozess verbraucht nur wenig Energie, weil die Verarbeitung der Fasern größtenteils mechanisch läuft. Die Entsorgung des nicht mehr benötigten Materials ist ebenfalls unproblematisch, weil Hanf einfach auf dem Kompost verrotten kann. Die Klimabilanz des Dämmmaterials ist damit hervorragend, was allerdings nur gilt, wenn keine chemischen Zusatzstoffe wie Borsalz hinzugefügt wurden. Wer also nicht nur seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, ist mit Hanf bestens beraten!

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Autor: Veröffentlichung durch Nina Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
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