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Heizen mit Holzpellets – Interview mit Manfred Pienkoß, Energieberater der Verbraucherzentrale MV

Die Tage werden kürzer, erste Herbststürme fegen um das Haus. Damit steht auch das Thema Heizen wieder im Fokus der Verbraucher. Lohnt die Anschaffung einer speziellen Heizanlage und das Heizen mit Holzpellets? Wir haben nachgefragt.

Pellets

Heizen mit Holzpellets hat inzwischen Hochkonjunktur (Foto: : YuriArcurs / Clipdealer.com)

Die Heizperiode steht unmittelbar bevor. Verbraucher nutzen überwiegend Öl, Gas oder Kohle als Brennmaterial. Experten raten beim Einbau einer neuen Heizanlage zum Einsatz von kostengünstigen Pellets. Wir haben nachgefragt. Im Gespräch mit Manfred Pienkoß, Energieberater bei der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Rostock.

Manfred Pienkoß

Energieberater Manfred Pienkoß (Foto: nvzmv.de)

Herr Pienkoß, wie hoch ist prozentual betrachtet der Anteil an Heizanlagen, die mit Pellets betrieben werden?

Der Anteil der Pellet-Heizungsanlagen am Gesamtbestand der Wärmeerzeugungsanlagen ist noch relativ gering, jedoch erhöht sich die Anzahl der installierten Anlagen jährlich.
Während in der Bundesrepublik im Jahre 2009 etwa 120.000 Pelletanlagen betrieben worden sind, sind es derzeit etwa 150.000 Wärmeerzeuger auf der Basis von Pellets.

Die Verteilung der installierten Anlagen ist jedoch regional sehr unterschiedlich. Beispielsweise werden von den gesamten Pellettanlagen in Deutschland ca. 43 Prozent in Bayern, dagegen nur etwa 0,2 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und vergleichsweise 1,5 Prozent in Sachsen-Anhalt betrieben.

Beurteilen Sie moderne Pellet-Heizungen als umweltschonend?

Die heutigen Pelletheizungen sind ständig weiterentwickelt worden. Mittlerweile werden Wirkungsgrade von über 90 Prozent erreicht. Durch den Einsatz von Pellets wird kein zusätzlicher CO2 Ausstoß verursacht. Pelletheizanlagen gelten als CO2-neutral. Die Luftschadstoffgrenzwerte für Stickoxide und Staub werden von Pelletheizungen unterschritten.

Sind mit Pellets betriebene Heizanlagen hinsichtlich der Anschaffung und im Verbrauch teurer oder kostengünstiger, als herkömmliche Anlagen wie etwa Gas- und Ölheizungen?

Die Pelletheizungen sind etwa 50 Prozent teurer als Öl- und etwa doppelt so teurer wie leistungsgleiche Erdgasanlagen. Durch das Marktanreizprogramm der BAFA oder durch das KfW-Programm Nr. 152 ist es möglich, die erhöhten Investitionen durch Zuschüsse zu reduzieren. Beispielsweise können für einen Pellet-Ofen mindestens 1.400,- EUR und für einen Pellet-Kessel sogar mindestens 2.400,- EUR die Ausgaben vermindern.Durch die weiterentwickelte Regelungstechnik erreichen die Pelletheizungen ähnlich gute Wirkungsgrade wie die Öl- und Gasheizungen. Nur wirtschaftlich dimensionierte Brennwertanlagen erreichen eine höhere Ausnutzung des Brennstoffs.

Doch die Investitionskosten sind nur ein Teil der Gesamtkosten. Wichtig sind bei dieser Betrachtung auch die laufenden Kosten. Moderne Pellet-Anlagen werden vollautomatisch gesteuert und sind damit nur noch wenig wartungsintensiv, so dass eine jährliche professionelle Routinekontrolle einen dauerhaft störungsfreien Betrieb sicherstellen kann. Die Betriebskosten der Anlage werden aber vorrangig durch den Pelletpreis bestimmt. Der ist allerdings von der Marktsituation abhängig und liegt nicht grundsätzlich unter dem Erdölpreis.

Auf lange Sicht sollte der Ölpreis jedoch überproportional steigen. Da Pellets nicht importiert werden müssen, ist die Versorgungssicherheit allemal größer als bei anderen Energieformen. Die gegenwärtigen Kosten je kWh liegen bei der Pelletverbrennung bei 4,5 ct/kWh, bei einer Erdgasheizung bei etwa 6,5 bis 7 ct/kWh, bei einer Öl-Kesselanlage bei ca. 8 ct/kWh und bei der Nutzung einer Flüssiggasanlage sogar bei 10 bis 11 ct/kWh. Ob und in welchem Maße Unterschiede bestehen kann nur bei einem Kostenvergleich einer konkreten Heizanlage ermittelt werden.

Im Vergleich zu anderen Heizmaterialien sind Pellets als Verbrauchsmaterial damit günstiger. Wird dies voraussichtlich so bleiben?

Ob und wie lange die gegenwärtigen Brennstoffpreise Bestand haben kann nicht sicher vorausgesagt werden. Ebenso nicht, wie sich die Preisrelationen unter den verschiedenen Energieträgern entwickeln werden. Aber selbst wenn bei der Zunahme der Pelletanlagen und dem damit verbundenen Mehrverbrauch die Preise dieses Brennstoffes steigen sollten, muss auch der von den Fachleuten prognostizierte Preisanstieg der anderen fossilen Energieträger berücksichtigt werden.

Zu welchem Zeitpunkt im Jahr macht die Anschaffung einer neuen Pellets-Heizanlage am meisten Sinn?

Das Sommerhalbjahr eines jeden Jahres eignet sich am günstigsten zu Herstellung einer neuen Heizungsanlage, da in der Regel in dieser Zeit die Handwerkerleistungen des Heizungs-Sanitärfachhandwerks günstiger sind und die Witterungsbedingungen die erforderlichen Nebenbauarbeiten für diese Maßnahme begünstigen.

Alle Welt spricht vom CO2-Ausstoß. Wie sieht es diesbezüglich in Hinblick auf die Beheizung mit Pellets aus?

Bei der Verbrennung von Holzpellets wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie das Holz beim Wachstum der Atmosphäre entzogen hat. Vergleicht man die CO2-Ausstoßraten verschiedener Energieträger, schneiden Holzpellets mit 62 g/kWh extrem gut ab. Der Wert der CO2-Ausstoßrate für Heizöl liegt mit 352 g/kWh bereits mehr als fünf Mal so hoch wie der von Holzpellets. Erdgas schneidet sogar noch etwas schlechter ab als Heizöl. Die Wärmepumpe verbraucht mit 209 g/kWh etwa das Dreifache von Pellets aufgrund der CO2-intensiven Erzeugung des Betriebsstroms.

Holzpellets-Heizanlagen

Gute Beratung durch die Verbraucherzenrale Mecklenburg-Vorpommern e.V. (Foto: nvzmv.de)

Welche unterschiedlichen Pellets-Heizungen gibt es und welche Kriterien entscheiden darüber, welches Modell für den einzelnen Hausbesitzer das Richtige ist?

Die Pelletanlagen werden unterschieden nach Pellet-Öfen als Warmluftgeräte oder als PelletÖfen mit Wassertasche und als Pellet-Kessel. Die Pellet-Öfen ohne Wassertasche als Warmluftgerät gibt es mit einer Leistung von 6 bis ca. 12 kW. Hierbei ist zu beachten, dass bereits Leistungen von 6 kW im Wohnraum und möglicherweise in den angrenzenden Räumen zu Überheizungen führen, insbesondere in der Jahresübergangszeit. Es ist ohne größeren Aufwand, z. B. durch eine gezielte Luftführung, nicht möglich die überschüssige Wärme z. B. in einem Einfamilienhaus wirtschaftlich zu verteilen.

Die Pellet-Öfen mit Wassertasche gibt es etwa in der gleichen Leistungsgröße von 6 bis 12 kW. Hier kann man das im Pellet-Ofen erhitzte Wasser für die Warmwasserbereitung und für eine Umlaufheizungsanlage verwenden. Die Pellet-Kesselanlagen beginnen bei ca. 8 kW und sind für Leistungsbereiche bis weit über 100 kW vorgesehen. Diese Anlagen sind einzusetzen für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser sowie für landwirtschaftliche Betriebe und öffentliche Gebäude. Steht der Hausbesitzer vor der Entscheidung eine bestehende Anlage zu erneuern, sollte er sich hinsichtlich der Auswahl einer wirtschaftlich dimensionierten Pellet-Anlage unbedingt an einen zugelassenen Energieberater wenden.

Was raten Sie Verbrauchern hinsichtlich zusätzlicher Maßnahmen jenseits der Beheizung mittels moderner Heizanlagen, um Energie einzusparen?

Hier könnte die gesamte Palette der Energieeinsparmöglichkeiten bemüht werden. Welche Potenziale im konkreten Haus bestehen, kann am besten in einer Energieberatung ermittelt werden. Die Verbraucherzentralen bieten eine solche Beratung schon seit über 30 Jahren an. Ab Oktober werden außerdem Energie-Checks angeboten, zu denen der Berater den Verbraucher zu Hause aufsucht und die konkreten Einsparmöglichkeiten aufspürt. Plakativ könnte man natürlich folgende Möglichkeiten nennen:

  • Schon eine Absenkung der durchschnittlichen Raumtemperatur um nur ein Grad spart bis zu sechs Prozent Heizenergie. Richtwerte für Raumtemperaturen: Bad 22 Grad, Wohn- und Kinderzimmer 20 Grad, für die Küche 18 Grad, im Schlafzimmer genügen 16-18 Grad.
  • Senken Sie die Raumtemperaturen in den Nachtstunden um bis zu fünf Grad ab, ebenso wenn die Wohnung für längere Zeit verlassen wird. Die Absenkung sollte bereits etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen erfolgen. An kalten Tagen die Heizung niemals ganz abschalten, da das Wiederaufheizen der Räume meist mehr Energie benötigt als leichtes Weiterheizen.
  • Richtiges Lüften: Ein kurzer und kräftiger „Durchzug“ ist besser als Dauerlüften mit einem angekippten Fenster, denn beim Dauerlüften kühlen Wände und Möbel aus. Wenn das Fenster weit geöffnet wird, reichen je nach Außentemperatur zwei bis fünf Minuten. Vorher ist das Thermostatventil zu schließen.
  • Heizkörper müssen die Wärme frei an die Raumluft abgeben können, weshalb sie keinesfalls etwa durch Vorhänge oder Heizkörperverkleidungen verdeckt oder mit Möbel verstellt werden dürfen. Heizkörper in Nischen sollten gegenüber der Wand gedämmt sein.
  • Der Dämmstandard der Außenwandflächen hat entscheidenden Einfluss auf den Heizwärmebedarf. Mit geringem Aufwand können Wärmeverluste z.B. durch ungedämmte Decken und Undichtigkeiten an Fenstern und Türen verursacht, gesenkt werden. Bisher nicht gedämmte Rohrleitungen im Keller sollten umgehend gedämmt werden.
  • Der Dauerbetrieb elektrischer Heizlüfter ist Energie- und Geldverschwendung.
  • Die Warmwassertemperatur sollte 45 – 55 Grad nicht überschreiten. Je höher die Warmwassertemperatur, umso größer sind auch die Wärmeverluste der Warmwasserleitungen. Außerdem kommt es bei höheren Wassertemperaturen vermehrt zum unerwünschten Kalkausfall, unschöne Flecken auf Armaturen und Fliesen sind die Folge und es kommt außerdem zu einer erhöhten Bildung von „Kesselstein“ im Speicher und in den Rohrleitungen. In der Zeit, in der kein Warmwasser benötigt wird, sollte – wenn vorhanden – die Zirkulationspumpe abgeschaltet werden. Das kann automatisch über eine Zeitschaltuhr erfolgen, deren Einbau nicht viel kostet.
  • Durch manche Rollladenkästen und deren Spanngurtöffnung zieht Kaltluft ins Haus. In den Hohlraum kann man eine Dämmplatte kleben und die Ränder des Deckels mit Klebeband schließen. Rollläden und Vorhänge in der Nacht schließen, damit Wärme nicht über die Fenster verloren geht.
  • Außerdem sollte man darauf achten, dass sich in den Heizkörpern keine Luft ansammelt. Die Folge ist, dass das Ventil länger und stärker aufgedreht werden muss, um eine ausreichende Wärmeabgabe zu erreichen. Es wird dabei relativ mehr Heizenergie verbraucht.
  • Warmwassereinsparung durch den Einsatz von wassersparenden Duschköpfen und von Perlatoren an häufig genutzten Waschtischen.
  • Durchführung des hydraulischen Abgleichs an den vorhandenen Heizkörpern.

Das Interview führte Ursula Pidun

 

Verweise:
Brennholzführerschein für Hobbyholzfäller
Holzheizung – beliebt und kostensparend
Beim Holzkauf auf Gütesiegel achten
Kamin – Vorsicht beim Verbrennen von Müll
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Kaminofen – auf die richtige Wahl kommt es an
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