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Wärmedämmung auf dem Prüfstand

Seit Jahr und Tag ist sie in aller Munde: Wärmedämmung. Einst als wichtiges Instrument der Energiewende initiiert, wird sie mehr und mehr zum lukrativen Geschäftsmodell. Ist die energetische Sanierung nur teuer und eher viel zu ineffizient und bleiben womöglich Interessen der Hausbesitzer und Mieter angesichts zunehmender Regulierungswut auf der Strecke?

Energetische Sanierung

Wärmedämmung wird zunehmend zu einem lukrativen Geschäftsmodell. (Foto: Auremar / Clipdealer.de)

Energetische Sanierung und Wärmedämmung – diese Begriffe suggerieren in erster Linie einen vernünftigen Umgang mit energetischen Ressourcen und eine umweltfreundliche Einstellung. Im Angesicht der Energiewende sind die meisten Hausbesitzer zu weitreichenden Zugeständnissen bereit und überzeugt: Die gründliche Sanierung des Altbaus trägt zur Lösung energetischer Probleme bei.

Wärmedämmung hat Hochkonjunktur

Dass die Umsetzung solch ambitionierter Maßnahmen durchaus sehr teuer werden kann, hat der eine oder andere sanierungswillige Bauherren bereits leidvoll erfahren. Dennoch bleibt der Trend zur Wärmedämmung ungebrochen. Immerhin steigen die Strompreise weiter drastisch an und auch die Heizkosten kennt nur die stets gleiche Richtung nach oben. Schließlich sehen sich Hausbesitzer mit der EnEV auch gezwungen, ihre in die Jahre gekommenen Immobilien energetisch aufzurüsten. Doch geht für sie die Rechnung irgendwann einmal auf und was ist mit Mietern? Zahlen sie am Ende die Zeche weitgehend selbst?

Hausbesitzer und Steuerzahler

Selbstverständlich lässt sich Energie mittels geeigneter Wärmedämmung einsparen. Dennoch geht die Rechnung sowohl für Hausbesitzer als auch für Mieter nicht wirklich auf. Der „point of change“, ab dem es auch für diese Klientel endlich billiger wird, ist bisher nicht in Sicht. So dient das Programm zwar dem Umweltschutz. Insbesondere aber gibt es der Wirtschaft Anschub und beweist sich als lukratives Geschäftsmodell.

Immobilienbesitzern wird suggeriert, sie können 50 Prozent des Energiebedarfs durch eine energieeffiziente Sanierung einsparen. Bei Altbauten wird gar mit einer Ersparnis von 90 Prozent gelockt. Das Bundesumweltministerium höchstpersönlich wirbt mit solchen Sätzen und fordert damit zur Sanierung und Ausbesserung der eigenen vier Wände auf. Dafür greift der Staat tief in die Schatulle der Steuerzahler und vergibt für Wärmedämmung und anderweitige energetische Maßnahmen rund 50 Milliarden Euro an Fördergeldern und Krediten.

Geht die These tatsächlich auf?

Praktisch jeder Hausbesitzer kann einen günstigen Kredit beantragen, sofern es um energetische Sanierungen geht. Dabei spielt es keine Rolle, ob neu gebaut oder ein Altbau saniert wird. Gelockt wird mit dem immer gleichen Versprechen: Wer jetzt investiert und energetisch aufrüstet bzw. saniert, der spart schnell und viel in der Zukunft. Die sei bedingt durch den dann viel niedrigeren Energieverbrauch. Doch stimmt diese These tatsächlich und wer genau spart Geld?

Der Mieter trägt die Last

Für Mieter geht die Rechnung jedenfalls nicht auf. Sie werden in Hinblick auf Wäremdämmung kompromisslos zur Kasse gebeten. Schließlich darf der Hauseigentümer die anfallenden Sanierungskosten im Sinne einer Modernisierung jährlich mit bis zu elf Prozent auf die Mieter umlegen. Nur in den allerbesten Fällen – und die treffen leider nur selten ein – lässt sich die drastisch erhöhte Miete durch eine Ersparnis bei den Heizkosten kompensieren. In der Regel werden Mieter also stärker be- als entlastet und dies alles mit höchsten Segen durch den Staat.

Mietminderung bei Sanierung ausgeschlossen

Damit nicht genug: Im neuen Mietrecht werden Hauseigentümern, die sanieren möchten, weitere Probleme aus dem Wege geräumt. So darf der Mieter während der zumeist äußerst unbequemen Sanierungsphasen die Miete nicht mindern, auch wenn die Mietsache an sich für eine bestimmten Zeitraum nicht den Anforderungen im Vertrag entspricht. Doch wie sieht die Rechnung unter dem Strich für den Hausbesitzer aus? Ist er dann der ganz große Gewinner der energetischen Maßnahmen?

Sanierung lohnt nur in bestimmten Grenzen

Das Märchen von der Welt mit niedrigen Energiekosten geht angesichts horrender Investitionssummen auch für Haueigentümer nicht durchgängig auf. Halbwegs lohnend sind die umfassenden Anstrengungen nur, wenn in Hinblick auf Sanierungen von Altbauten wesentliche Teile ohnehin saniert werden müssen. Ansonsten gilt: Viele Bestandsimmobilien verfügen über denkbar schlechte Energiebilanzen. Dies bedeutet, dass hier anlässlich einer Sanierung inklusive Wärmedämmung sehr hohe Kosten lauern. „Im Gegensatz zu Neubauten kann man bei Bestandsimmobilien nicht unbegrenzt neue Technik einbauen. Zwar lohnt sich eine Sanierung in den meisten Fällen, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Danach wird es sehr teuer“, erläutert Professor Sven Bienert vom Institut für Immobilienwirtschaft der Universität Regensburg.

Gesundheitsrisiko Styropor

Dämm-Materialien aus Polystyrol beispielweise schimmeln sehr leicht. In den Vereinigten Staaten wurden daher vielerorts Dämm-Platten aus Polystyrol, Polyurethan und Steinwolle inzwischen verboten. Wer dieses Dämmmaterial hierzulande einsetzt, sollte gleichzeitig für eine gute Lüftungsanlage sorgen. Die aber ist aufwändig und beansprucht Kosten, die durch die erzielte Energieeffizienz nicht aufgefangen wird. Hinzu kommt, dass dieses nicht besonders umweltfreundliche Dämm-Material im Sinne einer Förderungen der Umweltbilanz kontraproduktiv ist. „Die Herstellung ist sehr energieaufwendig und recyceln kann man Polystyrol auch nicht so einfach. Das Problem ist, dass nachwachsende Dämm-Stoffe aber oft teurer sind“, führt Bienert aus.

Im Ausnahmefall wird vom Zwang befreit

Ein weiterer Aspekt stimmt nachdenklich. So dienen gedämmte Hauswände perfekt als Nistplätze für Spechte. Doch die Vögel nisten nicht nur, sie hacken auch Löcher in die weichen Fassaden. Damit ist der Energiespareffekt nicht mehr vorhanden und die Fassade muss zudem ausgebessert werden. Welche Argumentationen auch angeführt werden: Angesichts der Gesetzgebung (EnEV) bleibt weder Hausbesitzern noch Mieter eine Wahl. Sie müssen sich beugen, ob es Sinn macht oder nicht. Ausgenommen von den Regeln sind nur Hausbesitzer, die explizit nachweisen können, dass sich die Investition bei seiner Immobilie nicht rechnet. Tools zur Berechnung von Kosten und Nutzen bietet die KfW.

 

Effizienz der Wärmedämmung unter der Lupe:

 
Verweise:
Höhere Energiekosten durch Dämmung?
Drastische Bußgelder bei Verstoß gegen EnEV
Energiekonzepte – Dämmwahn allein reicht nicht
Energetische Sanierungen verzeichnen Rückgang
Energie sparen
BMVBS-Förderprogramm für Energie-Plus-Häuser
EnEV – Altbauten energetisch nachrüsten

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