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Gibt es noch bezahlbaren Wohnraum? Mietwahnsinn in Deutschland

Von bezahlbarem Wohnraum kann in vielen deutschen Städten keine Rede mehr sein. Vor allem die Großstädte sind teuer geworden, doch auch in kleineren Orten wird es nun schwierig. Geht der Mietenwahnsinn immer weiter?

Mieten steigen stetig – wie lange soll es so weitergehen?

Mieten steigen stetig – wie lange soll es so weitergehen? (Robert Owen-Wahl / pixabay.com)

Stark steigende Mietpreise werden zum Alltag

Das Wohnen ist teuer geworden und das nicht nur wegen der stark gestiegenen Energiepreise. Auch die Mieten sind in bis vor wenigen Jahren undenkbare Höhen geklettert. Gerade in Großstädten ist das Wohnen teuer, doch nun folgen auch die kleineren Städte und ziehen die Preise kräftig an. Die Angebotsmieten steigen in Kleinstädten sogar stärker an als in den Großstädten. So sind denn auch die teuersten deutschen Städte bzw. die Städte, in denen der Preissprung bei den Mieten besonders groß war, nicht mehr die alten Bekannten München und Stuttgart, sondern Delmenhorst in Niedersachsen (plus 13,2 %), Worms in Rheinland-Pfalz (plus 12,2 %) und Weiden in Bayern (plus 11,7 %). Ausgewertet wurden Mietpreise für Wohnungen mit einer Größe zwischen 40 und 100 m². Die Erhöhungen treffen diejenigen, die eine neue Wohnung suchen.

Mieten steigen auch im ländlichen Raum

Auch in Rostock, Lübeck, Hof, Solingen, Flensburg, Schweinfurt und Mülheim an der Ruhr sind die Mietpreise besonders stark gestiegen. Zu bemerken ist, dass die Erhöhungen sogar den ländlichen Raum treffen, der bisher noch als bezahlbar gab. Viele Menschen haben zwar lange Fahrtwege und eine schlechte Anbindung an den ÖPNV hingenommen, dafür aber eine Wohnung in ausreichender Größe und zu einem bezahlbaren Preis bekommen. Das sieht nun scheinbar anders aus. Hier steigen die Mieten für Wohnungen und Häuser mit Grundstücken sogar schneller als die Kaufpreise und selbst die sind in den vergangenen Jahren in exorbitante Höhen geschossen. Somit bleibt der Traum von den eigenen vier Wänden ein solcher, gleichzeitig scheinen die Mieten aber auch in schwer zu erreichende Höhen zu schießen.

 

Auch im ländlichen Raum steigen die Mieten.

Auch im ländlichen Raum steigen die Mieten. (Photo Mix / pixabay.com)

Parteien im Kampf gegen die explodierenden Mieten

Die Regierungsparteien haben das Problem längst erkannt und inzwischen auch zugegeben, dass sie ihr ambitioniertes Ziel von 400.000 Wohnungen im Jahr nicht halten können. Hierin sind sich ebenso alle einig wie in der Tatsache, dass günstiger Wohnraum geschaffen werden muss. Experten gehen überdies davon aus, dass der Neubau von Wohnraum allein das Problem nicht lösen können wird. Die Frage stellt sich nun, ob mehr staatliche Eingriffe nötig sind, die Mietpreisbremse verschärft werden sollte oder eine gänzlich neue Lösung gefunden werden muss. Die Politiker einzelner Parteien haben sich unterschiedlich geäußert, sodass wieder einmal klar wird: Eine wirkliche Lösung steht bis jetzt noch nicht im Raum und Mieten steigen immer weiter.

Die Aussagen der Parteien zum Wohnraum-Problem

Die SPD geht davon aus, dass das Bauen neuer Wohnungen einfach nur schneller und günstiger ablaufen muss. Sie räumt dem guten und bezahlbaren Wohnen höchste Priorität ein und sieht vor allem die modulare Bauweise als Lösung. Dabei werden in der Fabrik fertige Module, also komplett ausgestattete Räume, erstellt und müssen auf der Baustelle nur noch zusammengebaut werden. Diese Bauweise geht deutlich schneller und ist nicht von der Witterung abhängig, da alle sensiblen Arbeiten im geschützten Raum der Fabrikhalle stattfinden können.

Die SPD sieht aber auch die Beschleunigung von Planungsprozessen als mögliche Lösung, darüber hinaus soll der Verwaltungsirrsinn, der im Zusammenhang mit dem Neubau von Wohnraum oft angeprangert wird, abgeschafft werden. Zusätzlich möchte man bei der SPD ein Brachflächenkataster einrichten, das digital zeigt, wo es noch Bauland gibt.
Die Mietpreisbremse sollte nach Meinung der SPD verschärft werden, doch die Partei weiß auch, dass die bei einer Regierung zusammen mit der FDP nur schwer umsetzbar ist. Der Regierungspartner wird in Sachen Mietrechtsfragen als schwierig eingeschätzt.

Die anderen Parteien sehen diese Lösungen im Kampf gegen den Mietenirrsinn:

  • Grüne
    Der Mieterschutz soll nach Meinung der FDP gestärkt werden. Dafür sei es nötig, als Indexmietverträge zu regulieren und keine neuen mehr zuzulassen. Der soziale Wohnungsbau soll das Problem lösen, doch noch wichtiger ist das Nutzen der Potenziale, die sich beim Umbau und bei der Umwidmung von bereits vorhandenen Immobilien ergeben. Auch die Aufstockung der existenten Gebäude soll helfen, mehr Wohnraum zu schaffen und dabei wirtschaftliche und ökologische Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Des Weiteren sieht die FDP mögliche Steuervorteile für ältere Menschen, die aus ihrer inzwischen für sie zu groß gewordenen Wohnung oder ihrem Einfamilienhaus ausziehen und einen kleineren Wohnraum beziehen.
  • FDP
    Auch die FDP möchte mehr und schneller bauen lassen sowie Bürokratie abbauen. Die Partei ist der Meinung, dass der hohe Verwaltungsaufwand ein riesiger Stolperstein auf dem Weg zum bezahlbaren Wohnraum ist. Darüber hinaus möchte man Lücken schließen, Wohnviertel nachverdichten und die Aufstockung der Dächer vorantreiben. Das Verbot von Indexmieten lehnt man hier ebenso ab wie eine Verschärfung der Mietpreisbremse, denn es würde am grundlegenden Problem nichts oder zu wenig ändern.
  • CDU
    Die CDU kritisiert, dass das Bauen noch nicht längst zur Chefsache erklärt wurde. Außerdem sieht die Partei das Mietrecht eher als soziale Leitplanke, die aber keine Lösung für das Problem steigender Mietpreise bietet. Menschen sollten über das Wohngeld ganz gezielt unterstützt werden, sodass sie in der Lage sind, die geforderten Mieten zu zahlen. Außerdem sieht die CDU jetzt die Chance für die ländlichen Regionen gekommen, doch die müssen noch vorbereitet werden. Ausbau von schnellem Internet und ÖPNV, bessere Anbindung über Straßen und Autobahnen. Allerdings äußert sich die CDU nicht konkret zur Finanzierbarkeit des Ausbaus.
  • Die Linke
    Die Linken sehen die Lösung nicht in der Masse an Neubauten, sondern in deren Qualität. Der Fokus sollte auf Sozialwohnungen liegen, zudem müssten kommunale Wohnungsunternehmen dazu befähigt werden, günstigen Wohnraum zu schaffen. Dafür soll laut Meinung der Linken mehr Geld bereitgestellt werden. Zudem pocht Die Linke auf ein viel strengeres Mietrecht, das unter anderem einen Mietenstopp von sechs Jahren vorsehen soll. Dieser wiederum sollte nicht regional, sondern bundesweit gelten. Der Mietendeckel hingegen sollte „atmend“ sein, sodass regionale Differenzen zugelassen werden können. Die Linke fordert, dass Wohnen für alle möglich sein soll und kein Risiko zu verarmen darstellen darf.
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Autor: Veröffentlichung durch Nina Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
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