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Muss ein Keller wirklich sein?

Vor allem im Süden des Landes gehörten Keller traditionell zu einem „richtigen“ Haus dazu. Allerdings muss in Zeiten hoher Grundstückspreise und Baukosten gespart werden. Zulasten des Kellers, der allein rund 20 Prozent der Baukosten ausmacht.

Bei der Planung des Hauses stellt sich die Frage: braucht es einen Keller?

Bei der Planung des Hauses stellt sich die Frage: braucht es einen Keller? (stockasso / clipdealer.de)

Vorüberlegungen zum Kellerbau

Wer ein Haus kaufen möchte, wählt dieses nicht nur nach der Lage und der räumlichen Ausstattung aus, sondern auch nach den baulichen Gegebenheiten. So stellt sich der Interessent häufig die Frage: Ist ein Keller vorhanden? Dieser ist unbestritten sehr praktisch, bietet er doch die Möglichkeit, die Haustechnik unterzubringen, kann als Abstellraum oder sogar als zusätzlicher Wohnraum genutzt werden. Doch ein Keller verteuert den Hauskauf auch. Ähnliche Überlegungen stellen sich Bauherren: Sind die durchschnittlich 20 Prozent Mehrkosten für einen Keller wirklich gerechtfertigt? Oder ist es nicht besser, anderweitige Möglichkeiten für Haustechnik und nicht mehr benötigte Möbel oder Kleidung zu finden? Klar ist: Der Trend geht zum kellerlosen Eigenheim, immer mehr Bauherren setzen ihr Haus direkt auf die Bodenplatte. Das hat Vor- und Nachteile.

Auswirkungen des Kellers auf Baukosten und Nutzfläche

Im Jahr 2018 wurde eine Berechnung der Baukosten aufgestellt. Ausgehend von einem Einfamilienhaus mit 155 m² Wohnfläche wurde bei einer Nutzfläche des Kellers von 98 m² eine Summe von 65.000 Euro für den Kellerbau berechnet. Wird hingegen mit einer Bodenplatte gebaut, fallen in dem Beispiel nur 41.000 Euro für den Bau an. Der Keller ist somit deutlich teurer. Gleichzeitig wird freilich auch weitaus mehr Nutzfläche geschaffen, was nicht nur praktisch ist, sondern auch den Wert des Hauses steigert. Wichtig: Die exakten Baukosten müssen individuell berechnet werden, denn sie sind auch von der Gelände- und Bodenbeschaffenheit vor Ort abhängig.

Jeder Bauherr sollte sich allerdings die Frage stellen, ob es überhaupt nötig ist, einen Keller zu bauen. Wer nicht weiß, wie dieser sinnvoll genutzt werden könnte, kann getrost auf die Ausgabe verzichten. Steht aber nur die Aussicht auf die Nutzung im Raum oder sind die Kinder jetzt noch klein und wollen später vielleicht einen Partyraum haben, sollte das Entscheidungspendel eher zugunsten des Kellers ausschlagen. Natürlich kann der Keller auch hervorragend für ein Gästezimmer, einen Hobbyraum oder zur Unterbringung der Heimfitnesstrainer genutzt werden. Wird das Haus barrierefrei errichtet, weil die Bauherren heute schon an die eigene Rentenzeit denken, sollte der Keller nicht als Wohnraum, sondern eher als zusätzlicher Stauraum geplant werden. Die Zugänglichkeit muss dann allerdings auch bei eingeschränkter Beweglichkeit gesichert sein.

 

Ein Keller kann vielfältig genutzt werden.

Ein Keller kann vielfältig genutzt werden. (photographee.eu / clipdealer.de)

Erlaubt das Grundstück einen Kellerbau?

Die vertikale Bauweise ist sinnvoll, wenn das Bauland eher klein ist und so viel wie möglich vom Grundstück erhalten bleiben soll. Gerade bei einer geplanten Bungalowbauweise geht viel Platz auf dem Grundstück verloren. Wer jedoch in die Höhe (bzw. bei einem Keller in die Tiefe) baut, verhindert diesen Platzverbrauch. Der Kellerbau ist in jedem Fall die Alternative, wenn der Bebauungsplan das Bauen nach oben beispielsweise auf zwei Etagen begrenzt, der Platzbedarf aber größer ist.

Auch die Beschaffenheit des Grundstücks ist relevant. Bei einem hohen Grundwasserspiegel muss der Keller eine Art wasserdichte Wanne werden. Damit wird verhindert, dass Wasser in den Keller eindringt, allerdings erhöht die starke Abdichtung die Baukosten. Liegt das Grundstück in einem Gebiet, das regelmäßig von Überschwemmungen heimgesucht oder von Hochwasser auch nur bedroht wird, ist der Kellerbau nicht zu empfehlen. Zu groß wäre die Gefahr eines vollgelaufenen Kellers.

Wer wissen möchte, ob das Grundstück so beschaffen ist, dass ein Kellerbau möglich wäre, sollte ein Bodengutachten in Auftrag geben. Danach können die genauen Kosten als Gegenüberstellung zwischen dem Bauen mit Bodenplatte und der Errichtung eines Kellers kalkuliert werden.

Die Vor- und Nachteile des Bauens mit Keller

Die höheren Kosten für den Bau eines Kellers sowie die längere Bauzeit sind wichtige Nachteile, die bei einer Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Die Baukosten erhöhen sich zudem durch das Bodengutachten, das ohne geplanten Keller meist nicht nötig ist. Ebenso nachteilig ist die Gefahr von Feuchtigkeit und Schimmel, wenn der Keller nicht ausreichend belüftet werden kann. Schimmel ist nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern kann auch die Bausubstanz angreifen. Der Keller ist meist nicht barrierefrei zugänglich, was spätestens dann ein Nachteil wird, wenn ein Hausbewohner eine körperliche Einschränkung hinnehmen muss.

Mit dem Bau eines Kellers und seiner späteren Nutzung sind allerdings auch zahlreiche Vorteile verbunden:

  • mehr Wohn- und Nutzfläche
  • zusätzlicher Stauraum
  • Platz zur Unterbringung der Haustechnik
  • höherer Wert des Hauses
  • bei Hanglage Teilkeller sinnvoll für mehr Stabilität
  • bei Nutzung als Wohnraum: günstiger als weitere oberirdische Etage

 

Zusätzlicher Stauraum kann durch den Keller geschaffen werden.

Zusätzlicher Stauraum kann durch den Keller geschaffen werden. (dalivl@yandex.ru / clipdealer.de)

Kompromiss Modulkeller

Die Finanzen sprechen gegen einen Keller? Dann ist vielleicht der Modulkeller als Kompromiss interessant. Dabei handelt es sich um eine Art Beton box, die unter dem Haus entsteht. Vorteil: Solch ein Mini-Keller braucht keine so große Baugrube wie ein Keller, der komplett unter dem gesamten Haus entstehen würde. Durchschnittliche Baugruben für Modulkeller betragen ca. 6,50 x 6,50 m. Baggerarbeiten sind damit deutlich geringer, allerdings ist auch der entstehende Raum, der für verschiedene Zwecke genutzt werden kann, deutlich kleiner.

Modulkeller kann nachgerüstet werden

Die Kosten für einen Modulkeller sind rund 50 Prozent niedriger als bei einem üblichen Vollkeller. Wer den entsprechenden Betrag beim Hausbau nicht aufbringen kann oder möchte, kann den Modulkeller allerdings auch später noch nachrüsten. Die Keller sind industriell vorgefertigt und müssen auf der Baustelle später nach dem Ausheben der Baugrube nur noch montiert werden. Das dauert meist nur einen Tag, daher sind auch die Arbeitskosten bei dieser Variante sehr gering. Die Betonbox bleibt übrigens nicht separat, sondern wird auch nach dem Nachrüsten mit der darüber befindlichen Betonplatte verbunden. Ein zusätzliches Fundament ist allerdings meist nicht erforderlich.

Besonders praktisch und flexibel: Modulkeller können grundsätzlich an jedem Platz unter dem Haus gebaut werden. Es ist allerdings sinnvoll, wenn die Kellertreppe an die Treppe ins Erdgeschoss angrenzt. Der Zugang zum Modulkeller muss zudem sicher sein, es dürfen keine abenteuerlichen Konstruktionen entstehen, mit denen die Unfallgefahr um ein Vielfaches gesteigert wird.

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Autor: Veröffentlichung durch Nina Oberhauser
Veröffentlicht in: Hausbau
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