Die Politik ist derzeit bestrebt, Gegenmaßnahmen zu finden, um die allgemeine Wohnsituation in Deutschland zu verbessern. Dabei sind es auch die ausländischen Fachkräfte, die den Wohnungsmangel verschärfen.
Wohnen in Deutschland so schwierig wie nie?
Ständig steigende Mietpreise, nach oben tendierender Bedarf an Wohnungen und gleichzeitig ein zu geringes Wohnungsangebot: In Deutschland war das Wohnen noch nie so problembehaftet. In der Hauptstadt fordern die Menschen jetzt schon Enteignungen, da einfach nicht genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Das ist aber nicht nur in Berlin so, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten und Bundesländern. Unter anderem im Norden des Landes: Allein in NRW fehlen 300.000 Wohnungen. Mittlerweile wird die Wohnungsnot als sozialer Zündstoff beschrieben, sind es doch vor allem Immobilen für sozial Schwache, die fehlen.
Ständig steigende Mietpreise
Die Wohnungsmieten steigen beharrlich an und ein Ende ist nicht in Sicht. Allein in Berlin sind sie im vergangenen Jahr um rund 5,6 Prozent nach oben geklettert. In Köln waren es sogar elf Prozent, in München bis zu 23,5 Prozent. Doch die Nachfrage nach den inzwischen viel zu teuren Wohnungen hält an und so sind Angebot und Nachfrage derzeit vergleichsweise ausgeglichen. Die Probleme sind offensichtlich und vor allem Familien, ältere Menschen und Studenten bekommen sie zu spüren. Gleichzeitig leben viele ältere Menschen noch in Wohnungen, die eigentlich zu groß für sie geworden sind. Doch die alten Mietverträge bieten ihnen einen bezahlbaren Wohnraum. Der Umzug in eine kleinere Wohnung hingegen wäre viel zu teuer.
Begrenzt ist der Handlungsspielraum aber nicht nur für Mieter, sondern auch für die Vermieter. Sehr niedrige Mieten werden als „Liebhaberei“ abgetan, was steuerrechtlich für Probleme sorgen kann. Ein Vermieter muss gewinnorientiert arbeiten! Außerdem stellen Reparatur- und Modernisierungskosten einen Vermieter, der der Liebhaberei bezichtigt wird, ein Problem dar: Diese Kosten können nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden. Der Vermieter kann sich daher nur bedingt den Wünschen und Möglichkeiten der Mieter anpassen.
Informationen zur Mietpreisbremse
Die Mietpreisbremse gilt bereits seit 2015 und war eigentlich auf einen Zeitraum von fünf Jahren festgelegt. Sie besagte, dass Wohnungen, die bereits im Bestand sind, nur maximal 10 Prozent über dem ortsüblichen Mietpreis liegen dürfen. Damit sollte dem unendlichen in-die-Höhe-Treiben der Mieten ein Riegel vorgeschoben werden. Allerdings ist die Mietpreisbremse nicht gänzlich unumstritten, denn die teuren Neuvermietungen der letzten Jahre sind dennoch möglich gewesen.
Nach der Anpassung der Mietpreisbremse zum 1. Januar 2019 wurde Folgendes geändert:
- Modernisierungsumlage
Vermieter dürfen lediglich acht Prozent der Kosten auf die Mieter umlegen. Bisher waren es bis zu elf Prozent. - Formlose Rüge
Der Mieter, der einen Verstoß gegen die Mietpreisbremse vermutet, kann eine formlose Beschwerde einreichen. Eine ausführliche Begründung ist nicht nötig. - Mehr Transparenz
Erhöht der Vermieter die Miete in seinem Haus um mehr als zehn Prozent der ortsüblichen Mieten, muss er dies schon vor Abschluss des Mietvertrags unaufgefordert und schriftlich begründen. Ausnahmeregelungen dürfen nicht nachträglich vereinbart werden! - Kappungsgrenze
Innerhalb von sechs Jahren darf die Miete steigen, allerdings höchsten um drei Euro je Quadratmeter und das auch nur nach einer Modernisierung.
Steigende Mieten durch die Grundsteuer?
Die Berechnung der neuen Grundsteuer erfolgt auf Basis der Daten, die im Zuge der 2023 durchgeführten Grundsteuererklärung entstanden sind. Die Unsicherheit bei Eigentümern ist groß und niemand weiß genau, mit welchen Erhöhungen bei der jährlichen Grundsteuer zu rechnen ist. Mittlerweile dürften zwar viele bereits ihren Bescheid bekommen haben, für andere hingegen ist noch alles offen. Die Bundesländer können zudem zwischen verschiedenen Modellen wählen. So hat sich Bayern beispielsweise für das Flächenmodell zur Berechnung der Grundsteuer entschieden.
Wohnraum fehlt durch ausländische Fachkräfte
Ein massiver Wohnungsmangel ist in der jüngsten Zeit durch vielerlei Gründe entstanden. Noch in 2017 war von rund 80.000 Sozialwohnungen die Rede. Diese sollten bis 2020 fehlen. Nun jedoch geht es bereits bis 2025 um rund eine Millionen Wohnungen. Andere Quellen sprechen davon, dass etwa drei Millionen Wohnungen fehlen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die ausländischen Fachkräfte. Sie allein sorgen dafür, dass noch einmal rund 300.000 Wohnungen mehr gebraucht werden.
Verschiedene Berechnungsmethoden als Grundlage
Das Beratungsunternehmen RWI Consult, welches zum RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen gehört, hat den genannten Mehrbedarf von 300.000 Wohnungen bis zum Jahr 2035 ermittelt. Dabei unterscheidet sich das Berechnungsmodell der Forscher von bisher verwendeten Modellen. Letztere haben die demografische Entwicklung in Deutschland berücksichtigt, das Consultingunternehmen hat jedoch auch die künftige Zuwanderung mit einbezogen.
Auch das Pestel-Institut aus Hannover kommt zu einem ähnlichen Schluss und rechnet bis 2025 sogar mit einem Mehrbedarf von rund 400.000 Wohnungen durch die Zugewanderten. Die Bundesregierung möchte bis dahin wenigstens 350.000 Wohnungen schaffen, die Baubranche hat aber bereits in 2022 diesen Wert nicht erreicht und ist nur auf rund 300.000 Wohnungen gekommen.
Deutschland will attraktiv sein
Die Unternehmen in Deutschland leiden unter dem Fachkräftemangel und sehen sich aktuell nicht in der Lage, diesen mit inländischen Arbeitskräften zu beheben. Sie werben daher um Fachkräfte aus dem Ausland und um eine verstärkte Zuwanderung. Dafür jedoch müssen die nötigen Bedingungen geschaffen werden, damit Deutschland als Zuwanderungsland genau für die Zielgruppe der Fachkräfte überhaupt interessant ist. Ein bezahlbarer Wohnraum in der Nähe des Arbeitsplatzes soll die Arbeitskräfte anlocken.
Allein die deutschen Arbeitskräfte würden für einen Mangel von drei bis vier Millionen Fachkräften sorgen und das schon im Jahr 2035. Die Unternehmen müssen auf die Engpässe reagieren und werben nun um die ausländischen Fachkräfte. Diese wiederum sollen sich wertgeschätzt fühlen, was unter anderem über die Zurverfügungstellung von bezahlbarem Wohnraum möglich sein soll.
Fazit: Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware
Derzeit sieht es nicht so aus, als würde sich so rasch wie benötigt etwas an der Lage ändern und der fehlende Wohnraum ausgeglichen werden. Je nach verwendeter Quelle und Studie sind die genauen Zahlen unterschiedlich hoch. Doch eines ist immer klar: Wohnraum fehlt und das so stark wie noch nie mit Ausnahme der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ausländischen Fachkräfte, die von den Unternehmen benötigt werden, erschweren die Suche nach bezahlbarem Wohnraum zusätzlich.
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