Österreichische Häuslebauer und Sanierer wünschen sich für die Zukunft höhere Steuervergünstigungen. Im Gegenzug könnten Direktförderungen gekürzt werden, erklären sie und präzisieren auch gleich ihre Forderungen. Demnach soll es den Mietzuschüssen an den Kragen gehen.
„Wir brauchen ein Umdenken in der Förderpolitik. Denn was gerade gefördert wird, wird beinahe unreflektiert gemacht“, erklärte der Präsident des Verbandes der Baustoffhändler Österreichs. Weit mehr als einhundert Unternehmen dieses Verbandes haben sich inzwischen zu einer diesbezüglichen Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Unter ihnen befinden sich auch Baustoffproduzenten wie etwa Rigips und Wienerberger sowie der Forschungsverband der Bauindustrie. Der Zusammenschluss nennt sich „Initiative pro Bauen“ und will dafür kämpfen, dass die bisherigen Förderungen zu Gunsten einer steuerlichen Absetzbarkeit von Baurechnungen bei Wohnraumschaffung und Sanierungen ausgetauscht werden.
„pro Bauen“ – Mietzuschüsse kappen?
Die Initiative beklagt im Besonderen, dass die von den Ländern verteilten Direktförderungen nicht unbedingt immer Wohnraum beschaffen, sondern unter anderem in Mietzuschüsse fließen. So seien im Jahre 2010 beispielsweise rund ein Drittel des Wohnbauförderbudgets Oberösterreichs in Stützprogramme von Mieten für Einkommensschwache geflossen, beklagt die Initiative. Summa summarum handelte es sich dabei um satte 288 Millionen Euro und die Tendenz sei steigend.
„pro Bauen“ – Zustimmung seitens der Bauinnung
Zustimmung für die Forderungen erhält die Initiative „pro Bauen“ von der Bauinnung in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. So begrüßte Norbert Hartl, der Chef der Baufirma Schmid in Frankenburg und Obmann, die Forderung „pro Bauen“. „Endlich würde es dann Fördermittel nur noch gegen tatsächlich vorgelegte Rechnungen geben“, erklärte er. Hartl vertritt rund 1000 gewerbliche Baumeister. Zwar hatte der Bund erst kürzlich 100 Millionen Euro zur Förderung thermischer Sanierungen zur Verfügung gestellt. Doch damit gebe sich „pro Bauen“ nicht zufrieden, heißt es. Der Betrag sei zu gering, auch wenn 100 Millionen Euro Förderung etwa 600 Millionen Euro Wertschöpfung bringen. Es ginge vielmehr um ein generelles Umdenken und nicht um Almosen.
„pro Bauen“ will mehr Unterstützer
Die Initiative „pro Bauen“ will kurzfristig noch mehr Unterstützer für ihr Anliegen ins Boot holen. Sie führt aus, dass es im Vergleich zu 1995, als in Österreich noch 65.000 Wohneinheiten entstanden, im Jahre 2010/11 zu einer drastischen Schrumpfung gekommen ist. Aktuell seien es nur noch 38.000 Wohneinheiten, die neu entstehen. Die sei der Finanz- und Wirtschaftskrise geschuldet und würde sich auch auf nachgelagerte Bereiche ausdehnen. Die Initiative will daher nun auch Finanzdienstleister, Immobilienmakler, und Wohnbaubanken für die neuen Ideen gewinnen.
„pro Bauen“ – Veto vom Wohnbaulandesamt
Ganz so leicht, wie sich die Initiative die Umschichtungen der Förderungslandschaft vorstellt, wird es kaum gehen. So meldete sich bereits Oberösterreichs Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner. Er schließt eine Kürzung der Direktförderung aus. „Am Wohnbaufördersystem an sich möchte ich nicht rütteln lassen“, erklärte Haimbuchner. Das bisherige Förderungssystem habe sich bewährt und Verbesserungen würden von einer eigenen Reformgruppe ausgearbeitet. Allerdings bekräftigte er die Einführung des sogenannten Handwerker-Bonus, der von der Wirtschaftskammer seit Längerem gefordert wird. Die Baustoff-Industrie wird dies wenig freuen. Schließlich erlaubt der Handwerker-Bonus die Abschreibung der Arbeitskosten nur bis zu einem Höchstbetrag von 6000 Euro. Materialkosten hingegen können überhaupt nicht abgeschrieben werden. Unbeirrt dessen will die Initiative „pro Bauen“ ab Oktober mit der eigentlichen Kampagne beginnen.
Folgende Unternehmen und Institutionen engagieren sich bisher bei der „Initiative pro Bauen“:
- Verband der Baustoffhändler Österreich mit mehr als 100 Unternehmen, darunter Poscher, Quester mit Geschäftsführer Ulrich Paulmann, Rigips, Isover, Baumit, Wienerberger
- Immobilienunternehmen wie MAS Real Estate & Facility Management
- Bauinnungen der Kammern mehrerer Bundesländer
Verweise:
Neue Chance für Förderung bei Sanierung
Energetische Sanierungen verzeichnen Rückgang
Förderungsstopp -Interview mit Dr. Ilona Klein
Energie sparen
BMVBS-Förderprogramm für Energie-Plus-Häuser
EnEV – Altbauten energetisch nachrüsten
Erneuerbare Energien bedarfsgerecht anpassen
Job-Boom durch erneuerbare Energien?
Bei Altbauten wird Nachrüstung zur Pflicht
Buchempfehlung zum Thema Photovoltaik
Solar- und Photovoltaikanlagen weiterhin günstig
IVPU-Dämmratgeber
Ist Windkraft billiger als Solar-Energie?
Das „Erneuerbare Energiengesetz“ (EEG)
Frankfurt ist „Passivhauptstadt Deutschland“
Solarkollektoren – Energie für das Eigenheim
Grünes Dach -Augenweide und Wärmedämmung
Hausbau -Wann lohnt Photovoltaik?
Im Gespräch mit den „Solar Frauen Schweiz“
Das könnte Sie ebenfalls interessieren